Videoprojekte zu gutem Zweck

Schüler präsentieren ihre Schule auf anziehende Weise

Bei der Vorführung im Spiegelsaal äußerten sowohl die Schüler, wie auch die Mentoren den Wunsch, „Erzähle deine Schule – Historische Sprachinseln“ in Zukunft weiterzuführen. Foto: die Verfasserin

Felix Schlandt, Schüler der 8. Klasse beim Johannes-Honterus-Nationalkolleg, fasst in einem einminütigen Film einen Teil der über 400-jährigen Geschichte seiner siebenbürgisch-sächsischen Familie zusammen. Einer seiner Ur-ur-ur-Großväter, wie er selbst sagt, war schon Direktor der Honterusschule, an der seine Vorfahren und nun auch er lernen. Auch an der weltberühmten Orgel der Schwarzen Kirche haben bereits mehrere Generationen der Familie Schlandt gespielt, beginnend mit Felix’ Urgroßvater. Das Video hat der Jugendliche im Rahmen des landesweiten Projekts „Erzähle deine Schule – Historische Sprachinseln“ gestaltet, das in Schulen und Abteilungen in Rumänien durchgeführt wurde, wo Deutsch als Muttersprache unterrichtet wird. Der Sechstklässler Hugo Spahiu von derselben Bildungsstätte, der jüngste Teilnehmer am Projekt, das eigentlich Lyzeanern gewidmet war, sieht seine Schule durch die Augen von Johannes Honterus. Ebenfalls in 60 Sekunden lässt er den Reformator über die von ihm im Jahr 1541 errichtete Schule sprechen und vermittelt ganz verständlich historische Daten.

Auf so persönliche und fesselnde Weise haben auch andere Schüler ihre Schulen dargestellt mit dem Ziel, zu zeigen, wie lebendig, besonders und bedeutend sie sind. So erhofft man sich weiterhin Unterstützung der DaM-Schulen und deutschen Abteilungen in Rumänien zu sichern oder sogar neue Unterstützung anzuziehen.

Fast 100 Schüler aus 10 Schulen in Rumänien haben sich der Aufgabe gestellt, mit ihren Handys interessante Fakten über die Institution, in der sie lernen, zu filmen und auf moderne Art und Weise zu präsentieren.

Sie haben in kleinen Gruppen gearbeitet.  Unter der Leitung und Betreuung von Journalist Robert Schwartz (früher Deutsche Welle), Regisseurin und Filmemacherin Anca Berlogea-Boariu, Filmemacher und Musiker Hanno Höfer und Tiberiu Stoichici, Redakteur beim Rumänischen Fernsehsender TVR wurden ihnen zwischen September und Dezember 2024 theoretische Kenntnisse zum mobilen Journalismus vermittelt und sie hatten die Gelegenheit, auch praktische Übungen zu machen.  Bei Wochenendworkshops in Rosenau, Temeswar und Neppendorf, wie auch bei Treffen in den jeweiligen Bildungsstätten, haben die Trainer auf die Bedeutung von Licht und Ton bei Videomaterialien hingedeutet, gleichzeitig aber auch beim Finden spannender Aspekte über die Schulen beigesteuert und geholfen, diese visuell zu vermitteln. So entstanden ganz verschiedene Kurzfilme, die von Persönlichkeiten handeln, die in der Schule gelernt haben, von deren Geschichte oder aber von Schulgebäuden, die prägend sind. Auf kreative Art wird in einigen Filmen, dank Archivbildern, eines dynamischen Schnitts und moderner Musik, auf den Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart hingedeutet. Andere Filme nutzen das Schulgelände als Schauplatz für inszenierte Geschichten – manche davon fiktiv. 

Die Lyzeaner, die am Projekt teilnahmen, kommen vom Theoretischen Lyzeum Adam Müller-Guttenbrunn aus Arad, dem Nationalkolleg Liviu Rebreanu aus Bistritz, dem Deutschen Goethe-Kolleg Bukarest, dem Nationalkolleg Doamna Stanca aus Fogarasch, dem Samuel-von-Brukenthal-Nationalkolleg aus Hermannstadt, dem Deutschen Lyzeum Mühlbach, dem Diaconovici-Tietz-Nationalkolleg aus Reschitz, der Bergschule Joseph-Haltrich-Lyzeum aus Schäßburg, dem Nikolaus-Lenau-Lyzeum aus Temeswar und dem Johannes-Honterus-Nationalkolleg aus Kronstadt. Nach mehrwöchiger Arbeit haben die jungen Videobegeisterten ihre Werke Mitte Dezember im Spiegelsaal in Hermannstadt in Anwesenheit von Persönlichkeiten und betreuenden Lehrern und Schuldirektoren gezeigt. Unterstaatssekretär Thomas [indilariu bedankte sich bei den Initiatoren und Mitwirkenden, „die sich in dies Abenteuer gestürzt haben und den Schritt in das Selbstreflektieren gewagt haben“. Er spornte die jungen Leute an, mit Ideen und Projekten aufzukommen, die das Forum unterstützen kann. Viele der Schüler zeigten sich interessiert, dieses Projekt weiter zu entwickeln und auch in Zukunft zu filmen.

Die besten Produktionen sollen im Rumänischen und Deutschen Parlament zur Schau gestellt werden, so Robert Schwartz. Der Öffentlichkeit in Rumänien und in Deutschland soll verdeutlicht werden, dass die Existenz dieser Schulen ein gemeinsames Anliegen der deutsch-rumänischen Beziehungen ist. „Das deutschsprachige Schulsystem in Rumänien ist einzigartig in der Europäischen Union. An den DaM-Schulen und DaM-Abteilungen (an gemischten rumänisch-deutschen Schulen) lernen neben den Angehörigen der deutschen Minderheit, deren Muttersprache Deutsch ist, auch Tausende von Schülerinnen und Schülern, deren erste Muttersprache Rumänisch ist, praktisch eine zweite Muttersprache.“ „Erzähle deine Schule - Historische Sprachinseln” wurde von Sabine Maya Schlattner, Fachberaterin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen/ ZfA für Deutsch in Süd- und Ostrumänien und der Republik Moldau koordiniert und aus Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland in Kooperation mit dem Zentralstelle für Auslandsschulwesen (ZfA) gefördert. Partner der Filmvorführung in Hermannstadt waren das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt, das Konsulat der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt und der Deutsche Wirtschaftsclub Siebenbürgen.