Nur selten noch sind derartige besondere Ereignisse in unserer evangelischen Kirche A.B. in Rumänien zu verzeichnen, dass ein neuer Pfarrer in einer Kirchengemeinde eingeführt werden kann. Nachdem unsere Gemeinschaft nach der politischen Wende von 1989 zusammenschrumpfte, unsere Kirchengemeinden zum Teil als Diasporagemeinde eingestuft werden mussten oder zu Gemeindeverbänden sich zusammengeschlossen haben, standen diese auch vor der Folge der erforderlichen seelsorgerischen Betreuung. Auch Pfarrer wurden von dem Sog angezogen.Die hier verbliebenen Geistlichen mussten sich seither den vielen Aufgaben außer Gottesdiensten, Kasualien, Diakonie, auch den Problemen der Instandhaltung unserer Kirchen, der Rückgabe ehemaligen Eigentums, den wirtschaftlichen Anforderungen stellen. Und doch gibt es gelegentlich Hoffnungsschimmer, wie es auch am 2. Sonntag der Passionszeit - Reminiszere, dem 13. März 2022, in der Kronstädter Honterusgemeinde verzeichnet wurde. Es war der Tag, an dem Joachim Lorenz als weiterer Pfarrer in diese eingeführt worden ist. Schon seit längerer Zeit war es bekannt geworden, dass auch die dritte Pfarrstelle da belegt werden wird. In der Sitzung der Gemeindevertretung vom 5. März wurde einstimmig genehmigt, dass Pfarrer Joachim Lorenz als Pfarrer da eingeführt werden soll. Zu dem Festgottesdienst in der Blumenauer Kirche fanden sich zahlreiche Mitglieder der Honterusgemeinde ein, Gäste aus Malkrog und Nußbach, Kuratoren, Geistliche. In Begleitung von Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, Dechant des Kronstädter Kirchenbezirkes und Stadtpfarrer von Bukarest, dem Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer und seiner Amtskollegin Pfarrerin Adriana Florea, Pfarrer Johannes Halmen und der Kuratorin Ortrun Mahl traf der Festzug, dem Joachim Lorenz angehörte, ein. Stadtpfarrer Christian Plajer begrüßte die Gäste und Kirchenglieder, ausgehend vom Wochenspruch „Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“. Gott nimmt uns in seinen Dienst. Dankbar sind wir dafür, dass Joachim Lorenz in seinen Dienst eingeführt wird. Somit werden alle drei Pfarrstellen in der Honterusgemeinde belegt, was schon lange nicht mehr möglich war. Der 1967 in Merseburg in Ostdeutschland geborene Joachim Lorenz ist schon seit vielen Jahren da. 1992 kam er nach Malmkrog, um hier für ein Jahr zu praktizieren. Doch die hiesigen Menschen, die Kirchengemeinden haben es ihm angetan. In dem Jahr hat er viel gelernt, sich dann voll für die Gemeinschaft eingesetzt und konnte die Gemeinschaft stärken, Vertrauen geben. Gemeinsam mit seiner Gattin Christiane Lorenz haben sie da Bleibendes leisten können. Nun ist sie zuständig für die Diakonie in der Honterusgemeinde, Pfarrer Joachim Lorenz wird mit seiner Einführung den geistlichen Aufgaben da nachkommen. In seiner Predigt ging Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli davon aus, dass man Gott nicht vergessen soll, wenn man in einer großen Stadt lebt. Wie er betonte, geht von Kronstadt eine gewisse Faszination aus, „ein Geist sogar, der wohl alle erfasst, die in dieser Stadt gelebt, gewirkt und gedient haben“. Diese Stadt ist reich an Schönheiten, aber auch an Gegensätzen, an Vielfalt und bitteren Schicksalsschlägen wie sie von Adolf Meschendörfer in seinem Roman „Die Stadt im Osten“ beschrieben wurden. Nun hat die evangelische Gemeinde dieser Stadt einen neuen Pfarrer gewählt, der sicher vom Geist dieser Stadt auch erfasst werden wird. Ihm wird ein Dienst erteilt, wie Apostel Paulus sagt „Wir sind Gott verantwortlich und verkünden frei und unverfälscht seine Wahrheit. Das ist unsere Selbstempfehlung“. Dechant Dr. Daniel Zikeli forderte auf, zusammen zu bleiben, weil aufgrund der Berufung man aufeinander angewiesen ist, die Gemeinden auf ihre Pfarrer, die Pfarrer auf die Gemeinden. „Gebe Gott, dass du lieber Bruder und deine Familie, euch immer wieder am lodernden Feuer der Gemeinde erwärmen, stärken und erhellen könnt“, betonte er abschließend. Den Segen sprachen Pfarrer Joachim Lorenz zu seiner Einführung, Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, Stadtpfarrer Christian Plajer und Pfarrerin Adriana Florea vor dem Altar aus, übergaben ihm symbolisch die Bibel und Kelch der Kirchengemeinde. Familie Lorenz wurde mit einem schönen Blumenstrauß geehrt. Den musikalischen Rahmen des Festgottesdienstes gestaltete der Kronstädter Bachchor, geleitet von Organist Dr. Steffen Schlandt. Im abschließenden Gebet wurde auch für die Flüchtlinge aus der Ukraine gebetet. Die Diakonie der Honterusgemeinde hat zwei Familien Unterkunft im Altenheim geboten. Beim Ausgang aus der Kirche wurden von den Gottesdienstteilnehmern, Pfarrer Lorenz Glückwünsche ausgesprochen, auch als Zeichen einer besten Aufnahme in die hiesige Kirchengemeinde.