Die erste Nummer der „Volkszeitung“ des Jahres 1968 erschien am Freitag, dem 5. Januar und bereitete ihren Lesern eine angenehme Überraschung. Denn ab nun, bis zur Umbenennung (am 1. März desselben Jahres) in „Karpatenrundschau“ sollte jede Freitagausgabe zwei zusätzliche Seiten, also insgesamt sechs Seiten, enthalten, während die Dienstag-Ausgaben weiterhin in vier Seiten erschienen. Die VZ-Redaktion versprach in der Ankündigung auf Seite 1 „eine vielseitigere Zeitung“ und forderte alle auf: „Greifen Sie danach, nach der VZ mit dem neuen Gesicht!“
Die zusätzlichen Seiten am Freitag sollten aus einem „Kulturspiegel“ bestehen und abwechselnd aus Sonderseiten zum Themenbereich „Natur und Heimat“ und „Wissen und Unterhaltung“. Bereits in der ersten Nummer wird in Fortsetzung „RZ-2 bleibt geheim“ abgedruckt - „eine utopische Erzählung von Michael Schromm und Alfred Wagner“. Die beiden Autoren werden kurz vorgestellt: Michael Schromm, zu jener Zeit 61 Jahre alt, war Rentner und hatte in der Zeidner „Colorom“ als Farbfachmann gearbeitet um später ins Zentrallabor für Farben des Ministeriums für Chemieindustrie in Bukarest überzuwechseln; Alfred Wagner, 1968 im Alter von 37 Jahren, war seit 1953 Journalist und VZ-Redakteur seit der Gründung der Kronstädter Publikation 1957, nachdem er vorher als Feinmechaniker im Kronstädter Wälzlagerwerk („Rulmentul“) gearbeitet hatte.
Die VZ-Redakteure waren bei den Silvesterfeiern in Kronstadt, Mediasch und Grossau dabei. Für Kronstadt fällt auf, dass die Präsenz zahlreicher ausländischer Touristen unterstrichen wird: „Während es in Kronstadt regnete, rieselten auf dem Schuler feine Flocken vom Himmel. Das trug natürlich ein übriges zur frohen Stimmung, die in allen Hotels und Schutzhütten herrschte, bei. Touristen aus ganz Europa hatten sich hier ein Stelldichein gegeben und in fröhlichem Durcheinander hörte man klangvolles Italienisch und Französisch zu maßvollem Englisch und Deutsch, ungewohntes Schwedisch und Finnisch und natürlich auch eine Reihe anderer Sprachen, aus Süd, Ost und West. Kronstadt beherbergte in dieser Silvesternacht über tausend Auslandsgäste, von denen die meisten die Schulerau zum Festort wählten.“
Ein neues Gesicht sollte auch die administrativ-territoriale Gliederung des Landes erhalten durch den Verzicht auf Regionen zugunsten von Kreisen („judeţe“) - eine Einteilung die auch heute noch besteht, obwohl sie inzwischen in Frage gestellt wird. „Die Vorschläge der Zentralen Partei- und Staatskommission über die Organisation der Kreise und der Munizipalstädte“ werden in einer zusätzlichen VZ am Sonntag, dem 14. Januar, vorgestellt, in einer Ausgabe, die auf der Seite 2 die Karte mit der Neuaufteilung der Region Kronstadt enthält, und auf Seite 3 die neue administrative Karte der Sozialistischen Republik Rumänien mit Kreisen. Die Kreise sollten kleiner als die Regionen sein. „So werden Voraussetzungen für eine raschere und sachkundigere Lösung der Aufgaben geschaffen, die den örtlichen Leitungsorganen zufallen.“ Noch waren es Vorschläge aufgrund einer rund zwei Jahre umfassenden Studienarbeit zahlreicher Expertengruppen. Für Ortschaften in denen „mitwohnende Nationalitäten“ leben, sollte „der Gebrauch der Muttersprache in der Staatsverwaltung und in den Schulen und Kulturanstalten gewährleistet“ sein.
Ein Blick auf die Karten von Januar 1968 bringt interessante Feststellungen mit sich: noch gibt es keinen Kreis Covasna; der Kreis Kronstadt ist etwas größer als heute, denn er umfasst im Osten auch das Gebiet um Întorsura Buzăului (heute Covasna) und im Norden Ortschaften wie Keisd/Saschiz und Arkeden/Archita (heute Kreis Mureş). Auf Landesebene gibt es noch den Kreis „Crişana“ (heute Bihor) aber noch keine Kreise Brăila, Călăraşi oder Giurgiu, die erst später gegründet werden sollten.