Der Tömösch-Kanal, der oberhalb der Dârste aus dem Tömösch-Bach abzweigt, entlang der Hügel durch die Stadt unter der Zinne fließt und von da weiter bis Biengärten, wo er in den Weidenbach mündet, stand auch im Blickpunkt des Geologen Erich Jekelius (1889 - 1970). Blättert man in den Chroniken nach, findet man mehrere Angaben über Kronstadt, das von mehreren Bächen durchfurcht wurde. Der deutsche Reiseschriftsteller und Geograph Martin Zeiler (1589 - 1661) schrieb in seinem „Reisebuch durch Hoch- und Nieder-Teutschland...“ über Kronstadt: „Um die Statt hat es schöne Gärten und etliche Teich/und in der Statt rinnen kleine Bächlein/welche alle Wochen geschwellt/und die Gassen damit gesäubert werden. Von hinnen kan man in 10 Tagen nach Constantinopel kommen“. Voraussichtlich waren es derartige nostalgische Erinnerungen an Beschreibungen im Mittelalter, die auch dazu führten, an ein Projekt zu denken, das der Stadt wieder ein offenes Gewässer bieten soll. Es gibt allerdings die Graft, die aus der Oberen Vorstadt teilweise entlang der Stadtmauer und der Graftbastei, dann aber weiter abgedeckt ihren Kurs verfolgt.
Freizeitanlage mit Grünfläche
Doch hatte der Stadtrat schon ein weiteres Projekt angenommen, laut dem ein kurzer Abschnitt des insgesamt 17 km langen Tömösch-Kanals in der Castanilor-Straße freigelegt werden soll. Da soll eine Freizeitanlage mit Grünfläche, Bänken und Spielplatz entstehen. Nun haben 169 Anrainer dagegen protestiert und das Projekt wurde aufgeschoben, doch angeblich nicht ganz aus den Augen gelassen. Dafür waren auch 2,5 Millionen Lei vorgesehen, die nun die Wassergesellschaft für die Graft verwenden soll. Der Tömösch-Kanal, der entlang mehrerer Betriebe fließt und die Abwässer aufnahm, war vor vielen Jahren abgedeckt worden, wegen des unangenehmen Geruchs, wie auch wegen der Stadtentwicklung, was den diesbezüglichen Plänen nicht entsprach.
Teich, Papiermühle und Schwimmschule
Bedeutung hatte diese Wasserzufuhr, deren Aushebung in den Jahren 1505 bis 1517 vorgenommen worden war, in vergangenen Jahrhunderten. Davon angezogen wurden auch die ersten Bewohner des Vorortes der Stadt, die in die Dârste kamen. Diese bauten sich da Häuser, die aus Wolle erzeugten Gewebe wurden in dem Wasser gewaschen. Anfangs geschah das mit der Hand, bis Wasserstampfe diese Arbeit übernahmen. Hier wurde auch eine Filiale der Stofffabrik Wilhelm Scherg&Co 1904 errichtet. Anfangs konnte man in dem Bach auch angeln, kleine Teiche wurden entlang diesem angelegt. So entstand der Galgweiher (heute Cuza-Vod²-Straße) in der Nähe des bestehenden Mârzescu-Spitals. Auch entstand da eine Papiermühle, die Wasser daraus entzog. Diese überlebte bis 1600. Laut Gesetz 13/1881 wurden die Genossenschaften für Wasserbenutzung gegründet, die für deren Bewirtschaftung zuständig waren. Hier bestand auch eine Schwimmschule, an der Stelle, wo sich die heutige Aula der Transilvania-Universität befindet. Diese wurde 1902 aufgelöst. Nach der staatlichen Enteignung im Jahr 1948 ging der Kanal an das Ministerium für Metallurgie über und diente als Industriewasser für das ehemalige Lastkraftwagenwerk, dem Metrom-Werk und der Stofffabrik Carpatex. Städte, die an einem Flusslauf liegen, haben eine zusätzliche Chance, entlang diesem Freizeitanlagen einzurichten, diese für Wassersport zu verwenden, eine zusätzliche Luftreinigung zu sichern. Doch es gibt auch Gegenargumente für das Projekt, das den Kanal auf höchstens 500 m Länge freilegen würde: die Wassermenge ist viel zu klein, ebenfalls gibt es eine geringe Fläche an den Ufern. Ein Teil der da stehenden Kastanienbäume müsste weichen, die Parkplätze aufgelöst werden, Brücken zu den da befindlichen Gebäuden müssten angelegt werden. Falls von dem Projekt in Zukunft nicht abgesehen wird, sollte dieses noch überarbeitet, die eingelaufenen Vorschläge seitens der Anrainer berücksichtigt werden.