Als Kronstädter wächst man mit den Bergen auf und so war das auch bei mir. Ich bin mit meinem Großvater und meinen Eltern oft in der Umgebung Kronstadts auf Ausflügen unterwegs gewesen. Der erste Berg auf dem ich dann alleine war, ist der Hohenstein gewesen. Dieser ist somit der Startpunkt für meine Bergwanderung auf der ich mich immer noch befinde.
Mit der Öffnung der Grenzen und dem Aussiedeln nach Deutschland hat sich für mich ein viel weiteres Berguniversum geöffnet. Die Alpen, die Dolomiten und die Pyrenäen sind jetzt erreichbar und ganz nahe.
Nach mehreren Bergtouren in den Alpen im Jahr 2013 habe ich mir für 2014 vorgenommen, den höchsten Berg Westeuropas, den Mont Blanc, zu besteigen.
Als Kronstädter lernt man, die Berge zu Fuß zu erreichen. Eines der Prinzipien an die ich mich am Berg halte, ist keine Seilbahnen oder sonstige Transportmittel zu benutzen um dem Berg näher zu kommen. So habe ich es auch bei dem Mont Blanc gehalten und bin an einem schönen Tag, Ende Juni, zu Fuß in Les Houches, einer kleinen Ortschaft bei Chamonix, gestartet. Hier führt ein Pfad hoch zum Col du Mont Lachat auf 2077 Meter Höhe. Gegen Mittag treffe ich bei der „Tete Rousse“-Hütte, bei 3.167 m Höhe, zum Übernachten ein.
Am nächsten Tag morgens mache ich mich auf zur Gouter-Hütte. Für diesen Abschnitt muss man schon die Steigeisen anziehen und den Eispickel zu Hilfe nehmen. Ich durchquere den Grand Couloir der für die Steinschlaggefahr berüchtigt ist. Er meint es jedoch gut mit mir, es ist ruhig, kein Stein kommt durch die Luft geschwirrt. Ich steige die steile Bergrippe hinauf und erreiche schon um 10.35 Uhr die Gouter Hütte (3835 m Höhe). Nach einer Rast in der Hütte, mache ich einen kleinen Ausflug in der Höhe, da ich erst am nächsten Tag auf den Gipfel steigen möchte.
Am Tag darauf stehe ich auf und stärke mich für den Gipfelsturm mit einem Frühstück. Ich gehe um 8.30 Uhr in Richtung Gipfel. Der Weg führt über den Dome du Gouter, vorbei am Biwak am Abri de Vallot, über den Bosse-Grat auf den Gipfel des Mont Blanc. Ich gehe mit gemäßigtem Schritt, wie es mir noch mein Großvater Peter Dück beigebracht hat, und erreiche den Gipfel (4810 m Höhe) gegen 12 Uhr. Ich stehe oben und genieße den atemberaubenden Ausblick. Auf jedem Berg auf dem ich stehe, schaue ich hinab und suche nach den Ausläufern von Kronstadt.
Beim Abstieg spürt man immer eine gewisse Leere, da man den Gipfel, nach dem man sich gesehnt hat, verlässt. Diese Leere wird jedoch schnell durch neue Sehnsucht nach dem nächsten Gipfel ersetzt. Für das Jahr 2015 habe ich schon die Besteigung des Elbrus (5642 m.ü.M.) in Russland geplant und 2016 werde ich vielleicht den Khan Tengi (7010 m.ü.M.) in Kirgistan besteigen. Wahrscheinlich werde ich da auch hinnterschauen und Kronstadt suchen.