„Cubus Arts“ verhält sich eher unauffällig. Am Hofeingang in der Hirschergasse 11 steht kein glanzvolles Firmenschild, in den Kronstädter Medien ist kein vornehmes Werbelogo zu finden. Dafür wird das „Portfolio“ von „Cubus Arts“ auch von den deutschsprachigen Siebenbürgern alltäglich im Internet angeklickt, denn die Firma zeichnet verantwortlich für die Webseitengestaltung der Honterusgemeinde, mehrerer deutschen Kulturzentren, des Kronstädter und des Hermannstädter Deutschen Forums, der Festspiele „Musica Coronensis“ und selbst der ADZ.
Ursprünglich beschäftigte sich das kleine Unternehmen, das von den jetzigen Inhabern vor etwa acht Jahren übernommen wurde, vornehmlich mit Webdesign. Doch die drei Diplom-Ingenieure, Absolventen der Technischen Hochschule Klausenburg, haben sich nach und nach von der grafischen Sparte getrennt und konzentrieren sich gegenwärtig auf den Bereich Webapplikationen. Das sind umfassende Anwendungsprogramme, die auf Servern gespeichert werden und über das Internet zugegriffen werden können – wie Google zum Beispiel.
„Dahinter stecken Datenstrukturen, Interaktionen, Funktionen komplexester Art – und die Benutzeroberfläche ist ungefähr das einzige, was Webanwendungen mit Webseiten verbindet“, erklärt Andreas Philippi, einer der drei Geschäftspartner. „Für den rumänischen Markt haben wir eine Verwaltungsapplikation für Rechnungen entworfen. Unter ‘factureaza.ro’ können Firmen ihre Rechnungen, Lieferscheine oder Quittungen verwalten. Nach gleichem Prinzip funktioniert ‘travelbox.ro’, unsere Anwendung für Hotelreservierungen.“
Dank der globalen Vernetzung hat das Cubus-Team Kunden aus der ganzen Welt. Dafür ist auch die Konkurrenz überregional, wenn nicht global – doch ausgeglichene Preise sorgen für zahlreiche Aufträge, „drei- oder viermal mehr als wir annehmen können“, so Philippi. „Wir hatten nie Größenambitionen mit der Firma und haben weiterhin nicht vor, zwanzig Programmierer einzustellen. Wir arbeiten eher nach dem Motto ‘klein, aber fein’ und sind überzeugt, dass eine gute Applikation automatisch einen großen Kundenkreis anspricht, während direkte Partnerschaften sehr zeitraubend sind. Wenn man viele Angestellte koordinieren muss, ist man kein Programmierer mehr, sondern ein Manager, und das hat letztlich Auswirkungen auf das Privatleben.“
Im Privatleben ist Andreas Philippis Alltag zurzeit von dem Tagesablauf seiner Kinder Emma und Michael bestimmt. Der gebürtige Kronstädter, Jahrgang 1980, übersiedelte als Sechsjähriger mit seinen Eltern, den Musikern Ursula und Kurt Philippi, nach Hermannstadt, wo er das Brukenthal-Gymnasium besuchte. Besonders stolz ist er auf die Uni in Klausenburg: „Das Studium war sehr anspruchsvoll. Ich muss mich mit meinem Ingenieur-Diplom nirgendwo schämen“, so der junge Unternehmer.
An eine Karriere im Ausland hat er bisher trotzdem nicht gedacht. „Hierzulande gibt es zwar eine gewisse Unsicherheit, aber für mich persönlich ist das kein ausreichender Grund, um wegzugehen“, sagt Philippi. „Auch Geld ist kein Argument, denn das bringt ja bekanntlich nicht das große Glück. Sicher, es gibt Menschen, die gute Motive haben, aber sich einfach aus Bequemlichkeit an ein anderes System anzuschließen, das bereits funktioniert, ist ein Zeichen von Egoismus. Man desertiert aus der Gemeinschaft, die einen hervorgebracht hat und hilft ihr nicht, besser zu werden.“
Nach der Abschlussprüfung entschloss sich Andreas für seine Heimatstadt, denn hier besitzt die Familie ein Haus, „und abgesehen davon hat mir Kronstadt schon immer am meisten gefallen. Ich würde es anderen Städten jederzeit vorziehe“. Hier kämpft „Cubus Arts“ mit den typischen Schwierigkeiten einer kleinen IT-Firma, wie er erklärt: „Technisch muss man immer auf dem Laufenden bleiben, deshalb macht Dokumentation vierzig Prozent der Arbeitszeit aus – ehe man überhaupt etwas Gewinnbringendes tun kann.“ Zudem gibt es ‘menschliche’ Schwierigkeiten: „Der klassische Fall ist der Kunde, der anfangs einen Set von Erwartungen hat, und später zusätzliche Anforderungen stellt, die aber nicht auch im Vertrag und auf der Rechnung stehen. Um solche Situationen zu vermeiden, entwerfen wir von Anfang an gemeinsam mit dem Kunden ein Pflichtenheft, das unterschrieben wird. Es ist eine Disziplinierungsmaßnahme.“
In der Freizeit, die kaum noch übrig bleibt, widmet sich Andreas Philippi seinem Engagement im Presbyterium der Honterusgemeinde und außerdem der Musik und der Landwirtschaft. „Für beide Hobbys bin ich quasi genetisch vorbelastet“, lächelt er. „Meine Eltern sind Musiker, also habe ich bis zur neunten Klasse Klavier gelernt, anschließend jahrelang Posaune gespielt, auch als Mitgründer des Hermannstädter Ensembles ‘Tromba Felix’. Seit mehreren Jahren singe ich im Bachchor mit, was großen Spaß macht. Zur Landwirtschaft bin ich durch meinen Großvater gekommen, die Maschinen haben mich schon immer fasziniert. Zurzeit baue ich im Garten meiner Großmutter in Tartlau Kartoffeln und Luzerne an. Es ist ein wunderbarer Ausgleich zum Alltag.“