Premier Victor Ponta und ACL-Kandidat Klaus Johannis stellen sich am 16. November zum zweiten Wahlgang um das höchste Amt im Staat. Erwartungsgemäß kann Ponta einen rund 10-Prozent-Vorsprung auf Johannis vorweisen, was ihm aber noch lange nicht den Sieg garantiert. Denn Stichwahlen sind Entscheidungswahlen. Da wird nicht aus einer Vielzahl von Kandidaten einer ausgewählt sondern ein Ja für den einen, gleichbedeutend mit einem Nein für den anderen, ausgesprochen.
Johannis will sich direkt an alle Wähler wenden und will nicht mit andren Kandidaten oder Parteien für die ihm noch fehlenden Stimmen verhandeln. Das werden wohl die Experten seines Wahlkampfteams tun. Erhofft werden vor allem Stimmen die in der ersten Runde an Monica Macovei aber auch an Elena Udrea gingen. Notwendig sind aber auch Stimmen die vielleicht der Ungarnverband oder sogar liberale Anhänger von T²riceanu bringen könnten. Die größten Reserven bergen jedoch diejenigen die dem ersten Wahlgang aus welchen Gründen auch immer, fern geblieben sind. Und das ist praktisch jeder zweite wahlberechtigte rumänische Staatsbürger.
Wer diese Masse besser mobilisieren und überzeugen kann, der gewinnt die Wahlen. Nur wenn das keinem der Beiden gelingt, zählen eventuelle Wahlempfehlungen und Abmachungen mit den Verlierern der ersten Runde. Auch so besteht ein großes Fragezeichen denn viele der Wähler sind eben nicht nur eine Stimmenanzahl die einfach weitergereicht werden kann.
Die Kommunikation mit den Wählern, die nicht nur auf Wahlversprechen und -programme reduziert werden sollte, ist eine große Herausforderung für jeden Kandidaten. Die angesprochenen Fernsehduelle der nächsten Woche werden wohl viele mit Spannung erwarten. Sowohl jene die eine Bestätigung haben wollen, dass ihr Kandidat der bessere Landespräsident ist, als auch jene die sich noch nicht entschieden haben und die, trotz aller Politikverdrossenheit, es als teuer erworbenes Recht und Pflicht ansehen, über die Zukunft des Landes mitentscheiden zu können.
Wird der Physiklehrer Johannis überzeugend seine Vision und die damit verbundenen Werte vortragen können? Wird der mit Fernsehstudios und -Debatten erfahrenere Ex-Staatsanwalt Ponta erst jetzt richtig zum Zug kommen?
Die Ergebnisse der ersten Runde haben gezeigt, dass Johannis in Siebenbürgen (mit Ausnahme der Szeklerkreise Harghita und Covasna und mit Ausnahme von Hunedoara) sowie in einem der sechs Bukarester Stadtbezirke die Wahlen gewinnen könnte. Für Ponta ist das eine Warnung denn er hatte unter anderem an den Einheitsgedanken und die patriotischen Gefühle der Wähler appelliert, was ihm wohl auch oder vor allem in Transsilvanien, das eher nicht als sozialdemokratische Hochburg betrachtet wird, zusätzliche Stimmen bringen sollte.
Interessant ist bei dieser Stichwahl auch die Tatsache, dass beide Kandidaten für ein Amt antreten dessen Befugnisse sie eigentlich im Rahmen einer parlamentarischen Republik und einer neuen Verfassung mindern wollten. Aber wer direkt vom Volk als Präsident gewählt wird, der ist und bleibt die Nummer Eins.