Einen besonderen Nachmittag konnte ich als Gast bei der Zusammenkunft der Senioren im Gemeinschaftssaal des Kronstädter Altenheimes Blumenau erleben.
Jeden dritten Mittwoch im Monat treffen sich Senioren aus der Stadt unter der Zinne und dem Gastgeberheim, um bei Kaffee und Kuchen gemeinsam einige entspannende Augenblicke zu verbringen. Dieser Aufgabe nahm sich vor sechs Jahren Ingeborg Filipescu an, nun schon seit 24 Jahren Lektorin der Honterusgemeinde, Mitglied in der Gemeindevertretung, 20 Jahre im Presbyterium, und auch Zehntfrau. Denn sie hat eine besondere Hingabe für das Altenheim, für die da lebenden Senioren, denen sich auch weitere aus dem Stadtgebiet angeschlossen haben. Und immer sind es 30 und auch mehr Teilnehmerinnen, und nun auch Teilnehmer, die diese Gelegenheit nutzen, Erinnerungen auszutauschen, Meinungen zu äußern, zu singen, sich richtig in dieser Gemeinschaft wohl zu fühlen.
Der am Mittwoch, dem 16. November, stattgefundene Seniorennachmittag war eine besondere Zusammenkunft, da es die letzte dieses Jahres war. Gestaltet wurde diese somit auf Sicht der bevorstehenden Advents- und Vorweihnachtszeit. Es folgen nun im Dezember die Adventsandachten, die jeden Mittwoch stattfinden. Beson-ders jetzt denkt so mancher der Senioren an Haus und Eltern, gibt sich seinen Gedanken hin, wie Frau Filipescu betont. Es kommt auch Melancholie auf. Nicht alle können Weihnachten in Frieden begehen. Doch Hoffnung und Zuversicht bestehen so lange wir Weihnachten begehen. An den festlich geschmückten Tischen in dem einladenden Gemeinschaftsraum, an dessen Wänden ganze Fotoserien besonders von Geburtstagsfeiern ausgestellt sind, nach einer einleitenden, von Herzen kommenden Begrüßung, trägt Ingeborg Filipescu das Gedicht „Heimweh“ von Klaus Groth (1819 – 1899) vor, das von Johannes Brahms auch vertont wurde. Ihr aufrichtiger Dank geht im Namen der Teilnehmer an Frau Metta Löffler (94), die an der Hausorgel den musikalischen Rahmen bietet, das gemeinsame Singen begleitet.
Während die Teilnehmer den vom Seniorenheim gebotenen Kaffee und Kuchen genießen, teilt Frau Lindsmeier Schokoladeglöckchen und -nikolause aus. Die Anwesenden knobeln an einem zehn Fragen umfassenden Quiz. Die Senioren bauen zwar auf ein reiches Wissen, aber man kann immer noch dazu lernen. Dann werden die Textvorlagen ausgeteilt und gemeinsam wird „Leise rieselt der Schnee“, musikalisch von Frau Löffler begleitet, gesungen. Aus den Gesangbüchern, die aufliegen, werden noch zwei auf die bevorstehende Adventszeit einstimmende Lieder gesungen. Als Ingeborg Filipescu mit der Initiative zur Gestaltung eines Seniorennachmittags vor sechs Jahren an Stadtpfarrer Christian Plajer herantrat, begrüßte er diese. Als Austragungsort wurde das Altenheim Blumenau bestimmt, dessen Personal und der Vorsitzende Ortwin Hellmann volle Unterstützung bieten. Immer herrscht bei den Zusammenkünften eine lockere Atmosphäre. Jeder Teilnehmer soll sich dabei bestens fühlen, betont immer wieder Frau Filipescu. Sie ist es, die das Programm für jeden Seniorennachmittag ausarbeitet.
Dabei baut sie nicht auf Internet und Computer, wie sie offen zugibt, sondern sucht Materialien für die Lektüre, Lieder, Informationen aus dem Gemeindeleben, stellt Fragebogen für Quiz zusammen, lässt Texte kopieren oder schreibt sie selbst. Auch die bekannten Lieder aus dem sächsischen Repertoire wie „Burzenland“, „Ich kenne ein Fleckchen auf der Welt“ werden immer wieder gesungen. Sie sucht selbst auch nach kleinen Geschenken, die manchmal auch ihre Gatte einkauft, um eine zusätzliche Aufmerksamkeit den Teilnehmern zu bieten. Das Programm wird nicht ausschließlich geistlich gestaltet. Gelegentlich hat man auch Besuch, einschließlich aus dem Ausland. Anfangs zählte zu diesen auch Inge Müller als Missionarin. Das Programm passt die Initiatorin des Seniorennachmittags, der zu den ständigen Angeboten der Honterusgemeinde gehört, immer auch den bevorstehenden christlichen Feiertagen – Ostern, Pfingsten, Erntedank - , den Jahreszeiten an. Jeder Teilnehmer würde es verdienen, ausführlich vorgestellt zu werden, auf seine berufliche Tätigkeit, die er erfüllt hat, auf sein Leben einzugehen. Leider ist das aus Platzmangel, aber auch, um nicht jemanden zu benachteiligen, nicht möglich. Doch alle würden das verdienen. Abschließend zu diesem Abend sangen sie voller Optimismus und von ganzem Herzen: „Wir sind Senioren, wir sind zufrieden, fühlen uns immer noch jung./Ist uns noch manches Jährlein beschieden, halten wir uns noch in Schwung./Schön ist das Alter, wenn wir genießen Stunden in fröhlicher Rund, ja Rund./Lassen das Leben uns nicht verdrießen, Freude erhält uns gesund!“