Nach dem erfolgreichen skandinavischen Modell REKO (Abkürzung im Schwedischen für fairen Konsum) funktionieren seit einigen Wochen auch in Kronstadt zwei Netzwerke, die lokale Produzenten aus Kronstadt und Umgebung mit Kunden zusammenbringen. Hersteller von Lebensmittelprodukten posten wöchentlich ihre Ware auf die Facebookgruppen „Ora de bun gust” oder „Reko Brașov” und Interessierte bestellen in den Kommentaren des Posts. Die Bezahlung erfolgt meist gleich nach der Bestellung durch Überweisung, die Ware wird ein Mal die Woche innerhalb eines einstündigen Treffens, das an einem auf der Facebookseite angegebenen Ort stattfindet, ausgehändigt. Der Verkauf finden ohne Zwischenhändler statt, so dass die Preise etwas günstiger sind als ähnliche Produkte im Supermarkt. Dieses Modell fördert Kleinproduzenten, kleine Restaurants und Landwirte, die ab Hof vermarken, ihre Handelsgüter direkt anzubieten.
Frischer Fisch, Fleisch von ökologisch gezüchteten Tieren, sowie Fleisch- und Käseprodukte von Farmen rund um Kronstadt, aber auch hausgemachter Sirup aus ungespritzten Früchten, selbstgebackener Kuchen, oder selbstgefertigte Pasta, Pilze, frisch gerösteter Kaffee, handwerklich hergestellte Eiscreme, ökologischer Honig und noch weitere Produkte zertifizierter Produzenten stehen im Angebot der zwei Netzwerke. Etwa 35 Anbieter dürfen ihre Ware im Rahmen des vor rund einem halben Jahr gegründeten “Reko Brașov” vermarkten, rund 10 sind es bei „Ora de bun gust”, das diesen Dienstag zum fünften Mal stattfand. Besonders gefragt seien Fisch und Früchte, es bestehe große Nachfrage auch nach Butter, Milch und Sirup, so die Veranstalter.
Treffen am Parkplatz
Die Gruppen entstanden auf Initiative von Leuten, die im Ausland an solchen einstündigen Märkten ihre Einkäufe erledigen konnten und das sehr praktisch fanden. „Du bestellst alles was du brauchst, in aller Ruhe, im Laufe einer Woche online und holst es am Dienstagnachmittag ab. In einer Stunde hast du den Warenkorb für die kommende Woche gekauft” sagt die Initiatorin von „Ora de bun gust”. Die erfahrene Veranstalterin Alina Samoilă, die im kulinarischen Bereich zahlreiche große Ereignisse in der Zinnenstadt organisierte und selbst Süßwaren herstellt, wollte die ihr bekannten Lebensmittel-Produzenten, die sie von Märkten kannte, sowie die Käufer unterstützten, sich direkt zu treffen. Um mehr Kronstädtern die Möglichkeit zu bieten an die gesunden Leckereien zu kommen, findet jede Begegnung abwechselnd in einem anderen Wohnviertel statt, beispielsweise im Astra-Viertel, oder in Bartholomä. Mit der Zeit sollen einige feste Orte in der Stadt festgelegt werden, aber weiterhin Parkplätze, wo die Leute dienstags, zwischen 17:30 und 18:30 Uhr, ihren Wochenkorb abholen. „Reko Brașov” erfolgt am Parkplatz des Coresi Shopping Resort, „Reko Brașov Sud” versorgt den südlichen Teil der Stadt.
Samoilă sucht und lädt ständig neue zertifizierte Hersteller ein, Teil des Projekts zu werden. Gegenwärtig verhandelt sie mit einer handwerklichen Bäckerei, „damit auch Brot im Angebot steht und sich die Leute zu Hause alle hier gekauften Lebensmittel für die ganze Woche einteilen können. Weitere Wege zum Supermarkt sollen ihnen erspart bleiben”. Vorteilhaft ist diese Verkaufsmethode auch für Hersteller, da sie nicht stundenlang auf Kunden hoffen müssen, wie etwa bei Märkten, oder sogar im Geschäft. „Ich verkaufe in einer Stunde mehr als in einer halben Woche im Geschäft” sagt Mirabela, eine Produzentin, deren Kofferraum beim wöchentlichen Treffen mit den Käufern voller Papiertüten steht, in denen die Bestellungen vorbereitet sind. Weil die Bezahlung im Voraus erfolgte, weiß sie genau wie viel sie produzieren muss und hat die Gewissheit, dass die Ware auch wirklich gekauft wird. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass diese Handelsart keine Lebensmittelverschwendung unterstützt, alles wird verkauft.
Entwicklungspotential
Obwohl Samoilă ihre Gruppe und die Treffen ehrenamtlich betreut, freut sie sich ständig, neue Produzenten ausfindig zu machen, mit denen sie später mal bei den großen Märkten, die sie wieder veranstalten will, sobald es die epidemiologische Situation zulassen wird, zusammenarbeiten möchte. Mehr als 40 Händler will sie jedoch nicht in der Gruppe zulassen, auch soll die Zahl der Käufer 5.000 nicht überschreiten, damit Andrang vermieden wird. Für die Zukunft plant sie derartige Netzwerke auch in den benachbarten Ortschaften wie Neustadt, oder Rosenau, überlegt auch eine regelmäßige Karawane nach Predeal – Azuga - Sinaia, die aber von dort aus gesteuert werden müssten. „Die Leute sind sehr offen für derartige Projekte, sodass sich diese Netzwerke sehr schnell entwickeln und wachsen”.
Weitere Informationen - wie die internen Regeln der Gruppe, die Händler der Woche, deren Produkte, den Treffpunkt und die Uhrzeit - zu den beiden Netzwerken sind in den sozialen Medien zu finden; die Teilnahme steht allen Facebooknutzern offen.
Anmerkung der Redaktion: Seit Februar ist "Reko Brașov" unter "ROMO Brașov" auf Facebook zu finden.