XXVIII. Internationale Tagung Kronstädter Germanistik – Verwebungen: Wege, Spuren, Strukturen in der deutschen Literatur, Kunst und Sprache

Tagungsteilnehmer/innen und die Kronstädter Germanistik.

Vom 27. bis 29. März 2025 veranstaltete die Kronstädter Germanistik die XXVIII. ihre traditionelle Internationale Tagung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (Zweigstelle Kronstadt). Das Thema der diesjährigen Auflage lautete: „Verwebungen: Wege, Spuren, Strukturen in der deutschen Literatur, Kunst und Sprache“.

Empfang und Eröffnung
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten am Donnerstag, dem 27. März an, sodass der erste Abend Gelegenheit zur informellen Begegnung bei einem gemeinsamen Begrüßungsessen im Restaurant „Next Door“ bot. Das Treffen diente vielen als geeigneter Auftakt, um alte Kontakte zu pflegen und neue wissenschaftliche Gespräche anzustoßen.

Die offizielle Eröffnung der Tagung fand am Freitag um 9.30 Uhr im Raum „Studio 181“ des Rektoratsgebäudes der Universität statt. Dr. Delia Cotârlea und der Dekan der Philologischen Fakultät, Doz. Dr. Adrian Lăcătuș, begrüßten die Gäste herzlich. Für einen gelungenen musikalischen Einstieg sorgten Silvia Ferencz (Violine) und Emanuel Bojor (Klavier), Studierende der Musikfakultät, II. Studienjahr, unter der Leitung von Dr. Elena Cristian.

Literarische Neuerscheinungen und Forschungsthemen
Der wissenschaftliche Teil begann mit Buchpräsentationen der neuesten Erscheinungen der Kronstädter Germanistik. Dr. Carmen Elisabeth Puchianu stellte Robert Gabriel Elekes’ Studie „Flucht in die Postmoderne. Diskursive Mechanismen der Emanzipation im Kontext der rumäniendeutschen Literatur seit 1972“ vor, in der Elekes Emanzipationsdiskurse in der rumäniendeutschen Literatur seit den 1970er Jahren analysiert. Dr. Delia Cotârlea präsentierte das Hörbuch „Weibliche Haltungen – Erzählungen von Carmen Elisabeth Puchianu“ und besprach den Produktionsprozess des Hörbuches als Ergebnis eines studentischen Projektes. Dr. Ioana Diaconu stellte ihre rumänische Übersetzung des kritischen Sachbuches von Ötsch und Horaczek, „Populismus für Anfänger“, vor. Dr. Claudia Spiridon-[erbu sprach über ihre letzte Studie „Digitale Kartierung literarischer Räume. Eine Untersuchung von Raum-Repräsentationen in der deutschsprachigen Literatur Südosteuropas“, in der sie Raum-Repräsentationen analysiert und neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Literatur, Raum und digitalen Methoden eröffnet. Zum Abschluss wurde das Buch „Morphologie“ von Dr. Sofiana Lindemann vorgestellt, wobei insbesondere der praktische Wert der darin enthaltenen Übungstypologie hervorgehoben wurde.

Vielfalt der Perspektiven in den Plenarsektionen
Dr. Imre Gábor Majorossy (Budapest) eröffnete die erste Plenarsektion mit einem Vortrag, der die geistige Verbindung zwischen dem Theologen Johannes Coccejus und der siebenbürgischen protestantischen Peripherie beleuchtete. Es folgte Dr. Bianca Bican (Klausenburg), die Kronstadt aus medientheoretischer Perspektive als Ort und Nicht-Ort untersuchte. Den Abschluss der Vormittagssitzung bildete Dr. Delia Cotârleas maximalistische Lektüre von Joachim Wittstocks Roman „Das erfuhr ich unter Menschen“, welche auf breite Diskussionen stieß.
Am Nachmittag analysierte Dr. Oya Kasap Ortaklan (Istanbul) die Präsenz der deutschen Sprache im türkischen Tonfilm der frühen Moderne, und zwar, wie der deutsche Film zu einer kulturellen Brücke in dieser dynamischen Zeit wurde. Dr. Laura Manea untersuchte Symbolik und Mythos in der Kinder- und Jugendliteratur anhand der Metapher von Wald und Baum.

Medien, Literatur und Identität
Die letzte Sektion am Freitag bot eine literatur- und kulturtheoretische Vertiefung. László V. Szabó (Veszprém/Komorn) beleuchtete autofiktionale Verfahren bei Hermann Hesse. Carmen Lăcan (Bukarest) sprach über die labyrinthische Struktur von Kafkas Texten und eröffnete damit neue Perspektiven auf deren Figurenkonstellationen. Abschließend betrachtete Ioana Diaconu Günter Grass aus der Perspektive seiner Rolle als Werbefigur – ein origineller Zugang zum Autor.

Samstag: Sprache, Fachtermini und KI
Am Samstagmorgen setzte sich das Programm mit sprachwissenschaftlichen Themen fort. Moderiert von Dr. Sofiana Lindemann (Kronstadt), eröffnete Dr. Doris Sava (Hermannstadt) mit einer Reflexion über aktuelle Sprachverhältnisse in Siebenbürgen. Drd. Anastasia-Oana Streng (Klausenburg) präsentierte eine informative Analyse der Übersetzung deutschsprachiger Werke ins Rumänische zwischen 1947 und 1989. In der letzten Sektion untersuchte Dr. Elena Ginghin² (Hermannstadt) die Rolle der Fachsprache in pharmazeutischen Online-Werbekampagnen. Besonders aktuell war der Beitrag von Drd. Alina Strugaru (Konstanza), die sich mit dem Einfluss von KI auf wissenschaftliches Schreiben im Fremdsprachenunterricht (Niveau A2) befasste – ein Thema mit hoher Relevanz für die Zukunft.

Abschluss und Reflexion
In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das Tagungsmotto „Verwebungen“ in vielfältiger Weise aufgegriffen wurde – sei es in Form kulturhistorischer Rückblicke, literaturwissenschaftlicher Analysen oder sprachdidaktischer Reflexionen. Die Gespräche zeigten, wie stark germanistische Forschung von interdisziplinärem Denken und internationalem Austausch profitiert. Nach dem gemeinsamen Mittagessen verabschiedeten sich die Teilnehmenden am Samstagnachmittag.

Fazit
Die Vorträge im Rahmen der XXVIII. Internationalen Tagung Kronstädter Germanistik verdeutlichten, wie relevant das Thema „Verwebungen“ für das Verständnis kultureller Prozesse ist – nicht nur im akademischen Diskurs, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext. Die Beiträge und Diskussionen lieferten wertvolle Impulse für zukünftige Forschungen und stärkten zugleich die wissenschaftliche Gemeinschaft im Bereich der Germanistik.

Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Michael-Schmidt-Stiftung und Selgros România.