Im Vorfeld des diesjährigen großen Sachsentreffens, das vom 4.- 6. August in Hermannstadt stattgefunden hat und Siebenbürger von nah und fern zusammenbrachte, fand auch die fünfte Zeidner Begegnung statt.
Diese Treffen, organisiert von der Heimatortsgemeinschaft der Zeidner in Deutschland, der sich auch in anderen Ländern lebende Zeidner angeschlossen haben, und den hier verbliebenen Landsleuten zeichnen sich nicht nur durch gemeinsame Kulturveranstaltungen, gute Stimmung, der Freude am Wiedersehen aus. Sie zeichnen sich auch durch Substanz aus, da zu diesem Anlass vor allem bedeutende Projekte für die Ortschaft, der man entstammt, durchgeführt werden, die politische Gemeinde dazu herangezogen werden konnte. In diesem Sinne konnte die Zeidner Orgel restauriert werden. Im Vorjahr wurde das „Museum der Zeidner Traditionen“ eröffnet und heuer voll eingerichtet. Ebenfalls heuer konnte die Reparatur der deutschen Schule in der Marktgasse abgeschlossen und die Statuen der beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchton, die in den kommunistischen Jahren beseitigt und zerstört worden waren, nachgebildet und an ihrer ursprünglichen Stelle an der Fassade angebracht werden.
Dank der besten Kontakte zwischen der hiesigen Evangelischen Kirchengemeinde A.B., der HOG aus Deutschland und der politischen Gemeinde, fand innerhalb von zwei Tagen – Dienstag dem 1. und Mittwoch dem 2. August – die fünfte Begegnung der Zeidner im Zeichen der 500 Jahre Reformation und 640 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Ortschaft statt.
Bei dem herrlichen Sommerwetter wurden die zahlreichen Anwesenden, Gäste, Mitwirkende an dem Programm am Dienstag zwischen den schützenden Mauern der Burg mit Musik von der Zeidner Blaskapelle aus Deutschland, dirigiert von Reinhard Göbbel, empfangen. Allein aus Deutschland sind 140 Teilnehmer angereist. Weitere 100 hiesige Zeidner und Ehrengäste beteiligten sich an den an diesen beiden Tagen stattgefundenen Veranstaltungen, wie der Einweihung der Statuen der beiden Reformatoren, der weiteren Ausstellungsräume des Museums, des Festgottesdienstes, dem Bunten Nachmittag, am Schulfest, der Gedenkfeier am Friedhof und konnten einer professionell gemachten Kirchenführung von Annette Königes beiwohnen. Gefehlt hat auch nicht die gute Stimmung bei den Zusammenkünften in der Gaststätte „Conacul lui Bebe“,da der traditionelle Treffpunkt, die Schwarzburg, wegen Reparaturen gesperrt ist.
Begrüßt wurden die Anwesenden am Eröffnungstag von Pfarrer Andreas Hartig mit dem Motto „Lasst uns fröhlich sein“, vom Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Zeiden, Rainer Lehni, auch stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Landesvorsitzender des Verbandes in Nordrhein-Westfalen. Bürgermeister Cătălin Muntean hob die gute Zusammenarbeit mit der HOG aber auch mit der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde, den Zeidner Sachsen hervor. Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, Stadtpfarrer von Bukarest , wies auf die Bedeutung des Logos „In der Welt zu Hause, in Siebenbürgen daheim“ hin und auf das Reformationsjahr.
Karl-Heinz Brenndörfer, Leiter der Regionalgruppe der Burzenländer HOGs, unterstrich die Rolle der guten Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde. Der orthodoxe Pfarrer Ion Cioac˛, der bei allen Begegnungen als Ehrengast dabei war, hob die guten Beziehungen zwischen den beiden Kirchengemeinden und Konfessionen hervor. Corina Slăveanu, Direktorin des Museums, dankte für die Unterstützung, die die sächsische Bevölkerung, die HOG bei der Einrichtung dieser Kulturinstitution geboten hat. Nicolae Pepene, Direktor des Geschichtsmuseums des Kronstädter Kreises, bezeichnete Zeiden sogar als „Kulturhauptstadt des Burzenlandes“. Jugendliche in Tracht boten den Gästen Baumstriezel, Kaffee und Erfrischungsgetränke an. Im „Zeidner Museum der Traditionen“ konnten die Besucher nun die endgültige Form mit den letzten Einrichtungen sehen, wobei Direktorin Corina Sl˛veanu die nötigen Auskünfte gab. Da ist die Wanderausstellung über die Reformation in Siebenbürgen an diesen beiden Tagen mit den dreisprachigen Begleittexten zu sehen gewesen. Der Raum über den Schatz Zeidens umfasst Kirchenkelche, eine Darstellung eines typisch sächsischen Bauernhauses vom Anfang des 18. Jahrhunderts. Je zwei Räume sind dem Flugpionier Albert Ziegler, und dem Maler Aurel Bordenache gewidmet. Im Parterre sind je eine sächsische und eine rumänische Bauernstube eingerichtet worden. Einen beträchtlichen Beitrag zu der Gestaltung des Museums hat die HOG und Zeidner von überall erbracht. Die Initiative dazu ging von Altnachbarvater Udo Buhn aus, der auch der Motor für die Renovierung der Schule und der Neugestaltung der Statuen der beiden Reformatoren war.
Die Anwesenden begaben sich dann zum nächsten Festakt, dem der Einweihung der Statuen der beiden Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchton, ein Werk der Bildhauers Petre Buhnici, Direktor des Kulturhauses. Es war eine besondere künstlerische Aufgabe, da die beiden Statuen, wie betont, nach Beschreibungen einer Dokumentation auch in Wolkendorf, zuerst als Kleinmodelle, und dann in der ursprünglichen Größe angefertigt werden konnten. Rainer Lehni, Bürgermeister Cătălin Muntean, Reinhold Mieskes, Vorsitzender der Stiftung Zeiden und einer der Sponsoren, der auf die Bedeutung der Reformation hinwies, dankten dem Künstler, der Stadtleitung auch für die dabei gebotene materielle Unterstützung. Kirchenkurator Dipl.-Ing. Peter Foof überreichte anschließend Dankurkunden an die Hauptsponsoren Nicolae Stinghe, Geschäftsmann, dem Bauleiter Ovidiu Tomazeli, Bürgermeister Muntean und dem ausführenden Bildhauer Buhnici.
Der am Nachmittag gestaltete Bunte Abend in dem renovierten Kulturhaussaal wurde von der kleinen und großen Kindertanzgruppe, geleitet von Christine Vlădărean, dem Kirchenchor und der Flötengruppe, dirigiert vom Organisten Klaus Dieter Untch, der Zeidner Blaskapelle, geleitet von Reinhard Göbbel, dem rumänischen Folkloreensemble, gestaltet.
Zu dem ergreifenden, besinnlichen Festgottesdienst mit Abendmahlfeier, gestaltet von Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli und Pfarrer Andreas Hartig, trafen die Zeidner von hier und drüben am Mittwoch ein. Schon lange war die Kirche nicht mehr so voll wie Pfarrer Andreas Hartig einleitend in seiner Predigt betonte, und aufforderte nicht nur Kultur, Brauchtum, Literatur zu pflegen, sondern auch unsere evangelische Tradition. Die Kirche muss sich auch immer neu reformieren auf der Grundlage der Heiligen Schrift. Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Gruppe Zeidner Holzbläser und dem Organisten Klaus Dienter Untch untermalt, die der beeindruckenden Feier einen weiteren Schwerpunkt verliehen haben.
Wie immer haben die Zeidner nicht auch ihre verstorbenen Vorfahren vergessen und begaben sich zu einer Gedenkfeier auf den Friedhof.
Es waren zwei Tage voller Ereignisse, Meinungs- und Gedankenaustausch, bleibender Erinnerungen und sicher auch der Vorschau auf nächste Vorhaben, der nächsten Begegnung. Anwesend an diesem Treffen war der gesamte Vorstand der Zeidner HOG, Nachbarvater Rainer Lehni, seine drei Stellvertreter Annette Königes, Kuno Krauss, Helmut Wenzel, die auch anlässlich des anschließenden Sachsentreffens in Hermannstadt mit Vertretern des Landes- und Siebenbürgenformus, der Kirche bezüglich der weiteren Zusammenarbeit Gedanken austauschten.