Es war ein Septembernachmittag im Jahr 1990. Ich ging in die IV. Klasse des Honterus-Lyzeums. An dem Tag ist in der Karpatenrundschau ein riesengroßes Foto erschienen, das mich und ein paar Klassenkollegen in sächsischen Trachten zeigte. Wir waren auf einem Stadtfest in Bremgarten bei Bern aufgetreten. Im September 1990, gleich nach der Wende, sind wir zu einem Schüleraustausch in die Schweiz gefahren. Es war das erste Mal, dass wir in ein fremdes Land reisten, weit von den Eltern und von zu Hause. Ich erinnere mich, dass mir die Schweiz damals wie ein Schlaraffenland vorgekommen ist. Dort habe ich zum ersten Mal Pommes mit Ketchup gegessen und ich fand, es ist eine Delikatesse. Zum Abschied habe ich von der Familie, in der ich gewohnt habe, eine Uhr mit einer Micky-Maus auf dem Ziffernblatt bekommen. Die Uhr habe ich noch heute. Sie funktioniert nicht mehr, aber manchmal schaue ich sie an und erinnere mich an meine erste Auslandsreise. Bei der Heimfahrt, irgendwo nach Arad, standen ein paar Kinder auf dem Feld und winkten unserem Zug zu. Wir haben ihnen die Bonbons und Schokoladen aus dem Fenster geworfen, die wir aus der Schweiz gebracht haben. Und als wir wieder zu Hause waren, stand unser Foto in der Zeitung. Die Karpatenrundschau vom September 1990 habe ich nicht mehr. Aber viele Jahre danach habe ich sie in der KR-Kollektion gefunden. Und ich habe herausgefunden, dass unser Schüleraustausch damals dank einer Zusammenarbeit zwischen der Karpatenrundschau und der schweizerischen Publikation „DrWecker“ entstanden ist.
Es war ein Aprilvormittag im Jahr 1996. Damals ging ich in die IX. Klasse des Honterus-Lyzeums. Ich erinnere mich, dass ich mit zitternden Händen die ADZ durchblättert habe. Ich erinnere mich auch daran, dass die Artikel in der Zeitung von orangenfarbenen Rändern getrennt waren. An dem Tag war eine ganze Lokalseite über die Deutscholympiade erschienen, die vor einer Woche in Schäßburg stattgefunden hatte. Und der Aufsatz, den ich bei der Olympiade verfasst hatte, war auf dieser Lokalseite gedruckt. Das Gefühl, seinen Aufsatz in der Zeitung zu lesen, war damals unbeschreiblich. Ich glaube, wenige Jugendliche können das heute nachvollziehen - in einer Zeit, wo jeder im Internet veröffentlichen kann, was ihm gerade durch den Kopf geht. Den Zeitungsausschnitt über die Deutscholympiade 1996 habe ich behalten. Jetzt ist er voller Staub und die Fotos sehen unklar aus, den Text zwischen den orangenfarbenen Rändern kann man aber noch lesen.
Jetzt sind es schon fast fünf Jahre her, seitdem ich als Redakteurin bei der ADZ und der Karpatenrundschau arbeite. Aber die gemeinsame Geschichte von mir und der Zeitung hat viel früher begonnen.