„Uns erwartet das Zeitalter der Muße. Sobald Roboter alle stumpfsinnigen, langweiligen und mechanischen Arbeiten verrichten, wird die Welt sich in einem heute noch undenkbaren Maße selbst am Leben halten.“ Mit diesem Zitat von Isaac Asimov beginnt das Theaterstück „Roboterträume“. Der Studio-Saal des Kronstädter Schauspielhauses war in seiner modernen Schlichtheit gera-dezu passend für die Aufführung, die am vergangenen Donnerstag zu sehen war. Die Scheinwerfer, die von der Decke hängen, die schwarzen Holzwände, die einfachen Bänke – das Ambiente wirkte wie ein Teil der Inszenierung. Die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum war fließend, auch was die Spielart und die Haltung der Schauspieler angeht. Man war mitten drin.
Die Handlung spielt im weißen Wohnzimmer von Veit und Frank – Veit Merkle und Frank Oberhäuser, – Mitglieder der Berliner Theatergruppe „Turbo Pascal“, treten nämlich zugleich als Autoren und als Darsteller auf. Im Zimmer stehen zwei Barhocker, mehrere Zimmerpflanzen, eine Obstschale und ein Sofa, auf dem die beiden im Laufe des Stücks immer mehr Zeit verbringen werden. Umgeben sind sie von kleinen Tiergestalten aus Holz, die Veit hingebungsvoll aus billigen chinesischen Bastelteilen zusammenstellt. Der Haushalt ist völlig unspektakulär – bis der dritte „Schauspieler“ die Bühne betritt.
Anfangs rätseln Veit und Frank darüber, wie sie ihren Hausroboter nennen sollen: Mit „Görkem“, „Aida“ oder „Herr von Bülow“ sind sie nicht zufrieden, also entscheiden sie sich für „Pascal“. Dieser ist ein weißer Kerl, der hin und her durch die Wohnung fährt, und alle Fragen mit „Ok“ oder „Eingabefehler“ beantwortet. Nach und nach „lernt“ er seine Umgebung und seine Mitbewohner kennen und diversifiziert seinen Wortschatz. Er räumt auf, holt die Korrespondenz aus dem Briefkasten, kann beim Basteln helfen - und wenn es gerade nichts anderes zu tun gibt, lümmelt er vor dem Fernseher. Doch nicht nur Pascal lernt von den Menschen, sondern auch Veit und Frank lassen sich nach und nach von ihrem Roboter beeinflussen. Sie wiederholen sich wie kaputte Computerprogramme, bewegen sich mechanisch, philosophieren da-rüber, dass „jede Erziehung eine Programmierung“ ist. Traurig wird es, wenn Frank sich die Frage stellt, ob sein Vater, der in einem Seniorenheim lebt, nicht auch lieber von einem Roboter statt von Menschen gepflegt werden sollte – „Warum nicht?“
Ohne zu wollen, sorgte Pascal an dieser Stelle für Gelächter auf der Bühne und im Saal. Seine Stimme – die von einem Computer wiedergegeben wurde – ging kaputt und brummte nur noch vor sich hin. Nicht einmal der Techniker, der aus dem Regieraum zu Hilfe gerufen wurde, konnte Pascals „Eingabefehler“ beheben – also las er selbst die Rolle des Roboters vor.
Pascal wird schließlich selbständig. Er fängt an, den Menschen Aufgaben zu erteilen und macht sich über sie lustig. Zum Schluss überhäufen sich die mechanischen Mitbewohner im Wohnzimmer: Ein Roboter namens Corbinian, der wie Pascal aussieht, eine kleine, hektische Gestalt, die viel spricht und nichts versteht, ein weißes Gehirn auf Rädern, ein wackelnder Dinosaurier. Vom anfangs versprochenen „Zeitalter der Muße“ bleibt nichts übrig.