ADZ-Reihe Wertvolle Jugendbücher: Endlich angekommen 

„Dazwischen: Wir“ Julya Rabinowich Hanser Verlag ausgeliehen in der Bibliothek des Goethe-Instituts Bukarest, Calea Dorobanți 32/Pavilion, www.goethe.de/bukarest

Was für ein Glück: Nach „Dazwischen. Ich“ (siehe ADZ vom 29. Juli 2022: „Fremdes Land mit Zukunft“) ist Madina nun endlich richtig in ihrer neuen Heimat angekommen! Hinter ihr liegt der Auszug aus der Flüchtlingspension. Der Einzug mit Mama, dem kleinen Bruder Rami und Tante Amina in eine hübsche kleine Wohnung im Haus von Lauras Mutter. Zwei Zimmer, nur für sie vier – welch ein Luxus! So lange im Bad bleiben, wie sie will! Und jeden Morgen mit Laura zur Schule fahren, mit der sie nun wie mit einer Schwester unter einem Dach lebt. Ein Hundebaby aus dem Tierheim adoptieren dürfen! Und endlich Markus, Lauras großem Bruder, nahe sein. Welch ein Glück! Es gibt Momente, in denen sie sogar fast vergisst, dass der Papa wieder im Krieg ist und die Oma aus der verlorenen Heimat nicht mehr schreibt... Wird sie sie jemals wiedersehen?

Endlich darf Madina miterleben, wie auch ihre Familie langsam, Schritt für Schritt, in der neuen Heimat ankommt. Wieder zusammenwächst. Wäre da nicht der Schmerz um den verschollenen Vater, der freiwillig zurückgekehrt ist, um Bruder und Eltern zu retten, ein hoffnungsloses Unterfangen... Mit dem Vater war Madina zuletzt oft heftig zusammengerasselt. Dass ein Mädchen abends mit Gleichaltrigen ausgehen, Hosen tragen, ohne Begleitung reisen oder mal mit einem Freund alleine sein möchte – all diese Dinge, die für Mädchen in Madinas Klasse ganz normal waren, waren für ihn völlig undenkbar. Da half kein Bitten und Betteln. Bis der Vater dann fort war...

Zweifelhaftes Glück. Denn nun war Madina das Familienhaupt, weil sie als Einzige die Sprache richtig konnte. Probleme mit Rami im Kindergarten? Madina musste ans Telefon. Kaum hatte sie Zeit, ihre kleinen, heißersehnten und so hart erkämpften Freiheiten – mit Laura abends auf den Rummel gehen, ein Sommerkleid mit Spaghettiträgern tragen - zu genießen. 
Dafür beobachtet sie staunend, wie ausgerechnet ihre tiefberübte Tante Amina die ersten Schritte ins neue Leben wagt. „Peter hat ein großes Haus“, buchstabiert sie laut am Küchentisch, entdeckt ihre Freude am Fahrradfahren, nimmt das Rad von Lauras Mutter in Beschlag. Trägt zwar ein schwarzes Kleid, aber immerhin mit roten Blumen drauf. Bringt Rami in den Kindergarten und stellt fest: Die Leute sind doch nett hier! Kriegswitwe Amina entdeckt, dass man als Frau auch alleine leben kann. Lauras Mutter Susi ist das Vorbild.
Schritt für Schritt kommen alle an. Doch vor der neuen Realität bleibt niemand lange verschont... Rami darf auf einmal seinen Freund Franzi nicht mehr besuchen. Und am Hauptplatz vor dem Brunnen treffen sich seltsame Gestalten, die Wände mit ausländerfeindlichen Parolen beschmieren, herumgrölen und vor denen Madina Angst hat. Gemeinsam beschließen Madina, Laura und Lynne, etwas zu unternehmen... Doch als die Wellen über ihnen zusammenzuschlagen drohen, spielt ausgerechnet Madinas strenge Lehrerin eine unerwartete Rolle. 

Probleme gibt es überall, muss Madina bald erkennen, aber auch Hoffnung! Und manchmal passieren sogar Wunder: eine gute Nachricht, ein unerwartetes Wiedersehen, und zum Schluss erfüllt sich ein langgehegter Herzenswunsch.