Obwohl mitten im Zentrum Bukarests befindlich, ist das eindrucksvolle „Ciclop“ eines der weniger beachteten und bekannten Bauwerke der Hauptstadt. Dies scheint sich jedoch langsam zu ändern. Das in den 1920er Jahren errichtete mehrstöckige Garagen- und Werkstattgebäude mausert sich zum Kunst- und Veranstaltungszentrum: Zuletzt fanden im April Veranstaltungen im Rahmen des Internationalen Filmfestivals „Next“ statt. Doch schon länger ist das Gebäude ein El Dorado für Graffiti- und Street-Art-Künstler.
Nun gastiert die zweite Auflage der Internationalen Bukarester Kunstmesse „ArtSafari“ für fünf Tage in den atmosphärischen Hallen, die vom Architekten Atilla Kim für die Ausstellung behutsam umgestaltet wurden. Noch bis Sonntag haben Besucher die Gelegenheit, sich Kunstwerke von über 300 rumänischen und internationalen Künstlern und Künstlerinnen anzusehen. Die Veranstalter der Messe konnten 50 Museen und Galerien, überwiegend aus Rumänien, aber auch aus Wien, Berlin, Budapest, Bozen, Kopenhagen und Amsterdam für die Ausstellung gewinnen.
Dabei ist die Bezeichnung Kunst-Safari wohl ganz gut gewählt. Schließlich ist eine Safari eine abenteuerliche Reise mit dem Ziel, kapitale Trophäen zu erbeuten. Und in der Tat geht es bei dieser Messe darum, Künstler und die Jäger künstlerischer Schätze auf dem Kunstmarkt zusammenzubringen. Doch auch wenn man kein dickes Portemonnaie hat und nicht auf der Jagd nach gemalten, gezeichneten oder anders gestalteten Trophäen ist, lohnt sich die Reise ins „Ciclop“.
Im lichtdurchfluteten Innenhof windet sich die ehemalige Auffahrt für Autos Etage um Etage nach oben. Ein überdimensioniertes Graffito beständig im Blick, flaniert der Besucher auf dieser Rampe, von der aus in die Ausstellungshallen abgebogen werden kann, durch das Gebäude. An den Bücherständen oder eigens eingerichteten Cafés kann gerastet werden und für 50 Lei der Katalog der Ausstellung mit nach Hause genommen werden.
Die Schwerpunkte der diesjährigen Messe liegen bei zeitgenössischer Kunst und der Kunst der Moderne. Zeitgenössische Kunstwerke werden vor allem von unabhängigen Kunstgalerien und jungen Künstlern gezeigt. Auch Werke der inzwischen international bekannten Klausenburger Schule sind vertreten.
Neben den zahlreichen Galerien stellen acht rumänische Kunstmuseen Werke der Avantgarde, der Meister der rumänischen Moderne und des Sozialistischen Realismus aus. Einige der Kunstwerke wurden erstmals nach 1989 aus den Depots geholt und viele haben ihre Premiere in Bukarest.
Einige Bereiche des Messegeländes sind dem Thema „Art & Business“ gewidmet, hier stellen sich Agenturen vor, die sich auf Geschäfte im Kunstmarkt spezialisiert haben.
Neben den Ausstellungen gibt es ein umfangreiches Programm mit Vorträge und Diskussionsveranstaltungen. So findet am heutigen Freitag, um 19.30 Uhr, eine Debatte über das Verhältnis zwischen lokaler und nationaler Kunst statt. Am Samstag beginnt das Programm um 17 Uhr mit einem Podium zur Untergrundkunst vor 1989. Im Anschluss bietet ein „Talk Non Stop“ bis tief in die Nacht die Möglichkeit, Künstler persönlich kennenzulernen. Auch die Diskussion „Die Malerei ist tot. Es lebe die Malerei!“ mit Ada Muntean, Adriana Oprea, Alexandru Rădvan und Igor Mocanu, die am Sonntag um 15 Uhr stattfindet, verspricht interessant zu werden.
Die Internationale Kunstmesse Bukarest kann noch bis Sonntag von 12 bis 21 Uhr besucht werden. Am Samstag, im Rahmen der Nacht der Museen, sogar bis 4 Uhr in der Früh. Der Eintritt beträgt 30 Lei, Schüler, Studenten und Rentner zahlen 20 Lei, für Kinder unter 12 Jahren ist der Eintritt frei. Ausstellungsort: Garajul Ciclop, B-dul Magheru Nr. 6-8.