„Die von Belgrad an in der Wallachy, Moldau und rechter Hand den Donaustrom hinaufliegende Städte und Dörfer sind durchgehends sehr schlechte, ohne die geringste Zierde und Ordnung gebauet. Bey mancher Stadt stehet bald auf dieser bald auf jener Seite ein Trumm von einer verfallenen Mauer, und der Zwischenraum ist offen, an mancher siehet man fast gar keine. Die Strassen und enge Gassen laufen krumm durcheinander; in einer Stadt sind sie gepflastert, in einer anderen von Bruchholz, und die meisten haben keines von beyden. Die Innwohner sind zu faul, sie zu säubern; an feine Anstalten dazu darf man nicht denken; fällt dann Regenwetter ein, so kann man für Morast kaum fortkommen, und die Wägen bleiben in den ausgefahrnen Löchern öfters stecken. Für die Fußgänger sind zwar an beyden Seiten der Gassen erhöhete Wege von Stein oder Holz gemacht (...) man wird aber ebenfalls kothig genug, oder von den Wägen und Reitenden bespritzt; zu dem sind die Fußsteige so schmal, dass kaum einer dem andern ausweichen kann, und entstehen öfters Rangstreit oder gar Schlägereyen..“
So beschreibt ein ausländischer Reisender, Nicolaus Ernst Kleemann, 1768, den Straßenverkehr in den Ortschaften der rumänischen Fürstentümer. Dieser Text hilft wohl dem Besucher der Bukarester Ausstellung „Traditionelle Transportmittel in Rumänien“ im Bauernmuseum, sich vorzustellen, wie der Alltag hierzulande früher aussah. Wesentlich für den Großteil der Bevölkerung, und das waren die Bauern, war es, sich verschiedene Mechanismen auszudenken, um unter schweren Bedingungen sich zu bewegen und die Ware von einem Ort zum anderen zu befördern. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht der Erfindergeist der Bauern: Die Ausstellungsobjekte wurden in mehrere Abteilungen eingeteilt, dabei geht es um Fahrzeuge, die zu Wasser und zu Land Lasten oder Personen befördern, sowie Erfindungen, die den Menschen helfen, größere Gegenstände zu transportieren.
„Mâţe“, „Vârzobi“ und andere Hilfsmittel
Besucht man die Ausstellung, so kann man die Entwicklung der Transportmittel verfolgen. Anfangs haben Menschen die Last auf dem Kopf, auf den Schultern oder auf dem Rücken getragen. Diejenigen, die nicht kräftig genug waren, schwere Lasten hochzuheben, verwendeten als Hilfsmittel einen Ast. Das Hauptproblem war aber stets das Wetter: Orte, wo man im Schlamm versank, wo der Schnee meterhoch war oder weit und breit von Eis bedeckt, musste man einfach vermeiden. Wenn es ging. Die Bauern wussten sich jedoch zu helfen, um diese Hindernisse zu überwältigen, beispielsweise mit Hilfe von Stelzen oder primitiven hochgeschlossenen Schuhen. „Aus demselben Grund wurden auch die ‘Vârzobi’ benutzt, die einem Tennisschläger aus Holz ähneln. Sie wurden an den Sohlen getragen, damit der Fuß nicht zu tief in den Schnee sinkt. Die ‘mâţe’, also Steigeisen, ermöglichten, dass die Menschen auf Eis gingen, ohne zu rutschen“, erklärt Frau Roşu, Koordinatorin der Ausstellung im Bauernmuseum. Sie sind aus Metall und werden an der Schuhsohle befestigt. Die ausgestellten Gegenstände stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Eine andere Sektion ist einer anderen Art von Transportmitteln gewidmet. Zu sehen sind Kinderwagen, Kutschen und Karren, die von Pferden oder Ochsen gezogen wurden. Verschiedene Pferdekarren und -kutschen tragen die spezifischen Merkmale ihrer Region (sei es aus Siebenbürgen, dem Altreich oder dem Donaudelta). Vertreten sind alle Regionen Rumäniens.
Im benachbarten Ausstellungsraum gibt es Boote und Schlitten – sie repräsentieren den Transport zu Wasser, auf Schnee oder Eis. Verschiedene Arten von Booten oder Flößen auf der Donau oder kleineren Flüssen sowie im Donaudelta werden in Fotografien dargestellt.
Aber nicht für alle Ausstellungsobjekte gibt es genug Platz im Bauernmuseum: Still und erhaben vor dem wohlbekannten Museum stehen Glanzstücke der Ausstellung, und zwar zwei Schmalspurlokomotiven (rum. „mocăniţa“).
Eine wesentliche Rolle im Rahmen der Ausstellung spielen Fotos. Sie zeigen beispielsweise, wie Mütter ihre Kinder in Körben auf dem Rücken trugen, damit sie die Arme frei haben und gleichzeitig arbeiten konnten, wie Krüge auf dem Kopf getragen werden, wie die Straßenhändler mit der „cobiliţă“ (ein gebogener Stock mit Griffen, Haken oder Kerben an beiden Enden, der auf den Schultern getragen wird, um Eimer oder Körbe zu transportieren) ihre Produkte zur Schau stellten und auf den Märkten ihre Ware lauthals anpriesen.
Transportmittel und Bräuche
Die Ausstellung fasst die Entwicklung des Transports zusammen. Die zur Schau gestellten Gegenstände begleiteten meistens die Menschen bei den wichtigsten Ereignissen in deren Leben: Der Pferdewagen mit der Mitgift, mit der die junge Frau das Haus der Eltern verlässt, ist mit verschiedenen im Haushalt nützlichen Sachen beladen – von Möbelstücken bis hin zu allerlei Geweben. Nie fehlte dabei die Ikone Muttergottes mit Kind, denn die Bauern glaubten, sie helfe dem jungen Paar, gesunde Kinder zu bekommen. Dieser Wagen mit der Mitgift ist das erste, was man zu sehen bekommt, wenn man den großen Ausstellungssaal betritt.
Dargestellt in Fotografien werden beispielsweise eine Beerdigung in Drăguş, ein Hochzeitszug in Siebenbürgen, wie die Kartoffeln in Fogarasch transportiert wurden, wie die Banater Pferde Säcke trugen, wie Heu in der Moldau auf den Wagen geladen wurde, was man auf dem Rücken oder auf dem Kopf auf einen Bukarester Markt brachte.
Sehr interessant für den Betrachter ist auch der überdachte Wagen, der von Händlern benutzt wurde, die beispielsweise Keramik feilboten. Dem Töpfer gelang es nicht immer, all seine Produkte zu verkaufen, deshalb wurden diese von Händlern übernommen, die von einem Dorf zum anderen mit den Wagen fuhren, um sie zu verkaufen. Es konnte auch geschehen, dass die Händler die Töpfe für Mais oder Weizen austauschten.
Der Brăila-Wagen (auch „Zigeunerwagen“ genannt) war bemalt und mit riesigen kunterbunten Kissen ausgestattet, während der Reise konnte man es sich also auch gemütlich machen. Unerlässlich waren die Laterne und der Maisbreitopf: Die Menschen mussten auch anhalten, damit sich die Pferde ausruhen. Da wo sie hielten, kochten sie und die ganze Familie aß gemeinsam. Zu der Sammlung gehört auch ein sächsischer Wagen, der mit Blumen dekoriert ist. Geführt wird er von einer männlichen Gestalt, die in festlicher Tracht gekleidet ist. Bemerkenswert sind auch die Kinderwagen aus Holz und die Wagen, mit denen Brände gelöscht wurden, die „Vorfahren“ der heutigen Feuerwehrautos.
Die Ausstellung kann noch bis zum 17. November besichtigt werden. Die Ausstellungsobjekte stammen aus drei großen Museen – dem Bukarester Bauernmuseum, dem Landwirtschaftsmuseum in Slobozia und dem Hermannstädter Astra-Museumskomplex.