Wie jedes große Festival auch hierzulande schon (siehe TIFF in Klausenburg/Cluj, das Astra-Dokumentarfilm-Festival in Hermannstadt/Sibiu, das Blues-Festival in Schäßburg sowie die verschiedenen Rock-, Pop-, Jazz- usw. Musikfestivals), so hat auch das Internationale Theaterfestival in Hermannstadt (FITS) seine eingeschworene Gemeinschaft. Das Datum des nächstjährigen Festivals steht am Schluss der jeweiligen Ausgabe fest und dementsprechend wird der Urlaub bzw. Aufenthalt in Siebenbürgen geplant. Ab Januar werden Flugtickets gekauft, die Unterkunft reserviert, die Online-Plattform des Festivals regelmäßig besucht, um Neuigkeiten zu erfahren, und ab März auf die Termine des Kartenvorverkaufs gepasst. Der Run auf die Karten ist mit jenem des Enescu-Festivals in Bukarest zu vergleichen: Für mehrere Vorstellungen, die in kleinen Sälen nur einmal aufgeführt werden, fanden jene, die am Stichtag pünktlich bei Öffnungszeit in der Agentur anstanden, keine Karten mehr. Verständlicherweise wird ein Teil für die zahlreichen Gäste reserviert, die restlichen waren in der Früh online verkauft worden.
Unmut herrschte heuer in puncto Kartenvorverkauf, da die angesagten Daten für die nächste Serie nicht eingehalten worden sind und manches Anstehen vergebens war. Umso erfreulicher ist, dass die offenbar schwierige Kooperation (gespickt mit Eitelkeiten) zwischen Inhabern bzw. Betreibern der Veranstaltungssäle (Kulturfabrik sowie Ion-Besoiu-Kulturzentrum, das ehemalige Gewerkschaftskulturhaus) und der Feuerwehr letztlich geklappt hat. Nun können sehr viel mehr Theaterfreunde Victor Rebengiuc und Mariana Mihuț in Ionescos „Regele moare“ (Der König stirbt) sehen, denn die Vorstellung wurde aus dem Sport-saal des Goga-Kollegs in die Kulturfabrik verlegt und wird zweimal geboten. Die beiden Großen der rumänischen Bühne haben für diese Rollen kürzlich den UNITER-Preis als beste Hauptdarsteller erhalten. Es ist zu bedauern, dass Hermannstadt 11 Jahre nach dem Kulturhauptstadtjahr immer noch kein richtiges Kulturzentrum hat, mit mehreren und den Anforderungen heutiger Inszenierungen angepassten Sälen.
Erst nach der Bekanntgabe des Teilprogramms – und also nachdem man bereits einige Karten gekauft hatte – sind die Stücke des Bukarester Metropolis-Theaters, des Teatru Mic, des Odeon-Theaters sowie des Satiricus-Ion-Luca-Caragiale-Theaters aus Kischinjew /Chișinău ins Programm eingefügt worden. Zahlreiche Theaterbesucher sehen ungern Stücke in ihnen unverständlichen Sprachen, weil es mühsam ist, das Spiel und die oft schlecht leserliche Über- oder Untertitlung zu lesen und ziehen Darbietungen in rumänischer Sprache vor. Für sie musste das Knobeln zum Festlegen der zu besuchenden Vorstellungen erneut einsetzen. Logistik ist gefragt, möchte man mehreren Events nacheinander beiwohnen – es gibt Hartgesottene, die zu drei-vier Indoor-Vorstellungen gehen, insbesondere jene, die nur für zwei-drei Tage kommen können –, da einige Säle (Kulturfabrik und Redal-Expo-Saal) an entgegengesetzten Stadtenden liegen. Da ist die Fahrt (wegen Verkehrsdichte) zur Basilika in Michelsberg/Cisnădioara, wo es heuer erneut mehrere Veranstaltungen gibt, vermutlich einfacher.
Das endgültige Programm von FITS 2018 umfasst im Durchschnitt 30 – 35 Events pro Tag, die Ausstellungen mit einbezogen. Einige – Workshops, Gespräche zu Kultur- und Theaterfragen u. a. mit dem bekannten Theaterfachmann George Banu aus Paris, Veranstaltungsbörse, Vorstellung von Zeitschriften und Büchern – richten sich eher an die stets zahlreichen, auch internationalen Fachleute. Das zahlende Publikum besucht die Indoor-Veranstaltungen – Theater, Tanz, Musik –, an den Outdoor-Spektakeln erfreuen sich alle, die Spaß und Freude haben an heiteren oder exotischen Auftritten, Zirkus, Improvisationskünstlern und/oder populärer Musik.
Die sogenannten Straßenveranstaltungen finden heuer außer auf den Plätzen und in der Heltauergasse sowie in den Parks nahe dem Stadtzentrum auch am Habermann-Markt statt. Man darf neugierig sein, ob sich diese neue Location bewährt. Verzichtet wurde auf Vorstellungen in den Randvierteln oder Kaufhallen. Vermutlich kamen die Organisatoren zur Einsicht, dass die Hermannstädter die Events im Stadtzentrum erleben möchten und nicht vor der Haustür. Vorfreude herrscht bei den Hermannstädtern, dass am ersten und zweiten Festivalabend der Große Ring, der Harteneck- und der Astra-Park von der französischen Truppe „Carabosse“ in Installationen Hunderter Laternen in warmes Licht gehüllt werden, wie das zum Abschluss des Kulturhauptstadtjahres bereits geschehen war. Genießen können FITS also auch jene, die das für Karten benötigte Geld (heuer zwischen 30 und 50 Lei, im Vorjahr 20 bis 40 – was erklärt, wieso bereits im Vorverkauf die gesamten Vorjahreseinnahmen aus dem Kartenverkauf erreicht wurden, wie FITS-Direktor bekanntgab) nicht aufbringen können.