Ein ernsthaftes Thema und insbesondere durch die Debatte um Prof. Lann Hornscheidt derzeit sehr aktuell. Hitzige und emotionsgeladene Debatten prägen die Medien. Der Künstler Paul Dunca entschied sich allerdings für eine andere Herangehensweise, um sich mit dem Thema Transsexualität auseinanderzusetzen.
Während das Publikum sich noch auf seine Plätze begibt, stehen die Protagonisten bereits eng umschlungen in einer Ecke der Bühne. Sie sind mit hautengen und hautfarbenen Kostümen eingekleidet, tragen alle einen aufgeklebten Bart. Als Ruhe im Saal einkehrt, beginnen die Darsteller zu tanzen. Bewegen können sie sich. Jeder von ihnen besitzt Rhythmusgefühl und insbesondere die Herren in der Runde demonstrieren Tanzkunst, die vermutlich so manche Bauchtänzerin vor Neid erblassen lässt.
Kaum ist das Lied zu Ende, werden Spielzeugpistolen gezückt und das Publikum wird zur Geisel. Die Crew um Paul Dunca ruft zu Veränderung auf. Cristian Neagoe verliest die Regeln. Und plötzlich wieder Musik. Eine „Dame“ mit rotem Mantel, blonder Langhaar-Perücke, Sonnenbrille und roten Lippen betritt den Raum. Vielleicht ist es doch ein Mann? Es lässt sich zuerst nicht so wirklich sagen. Erst als diverse Kleidungsstücke und die Perücke verschwinden und nur noch ein hautfarbener, enger Einteiler bleibt, ist klar, dass es sich um eine Frau handelt. Paul stellt sie als „Phoenix“ vor und erklärt, dass Phoenix Hormone genommen hat, um sich aus ihrem männlichen Körper zu befreien. Zudem berichtet er davon, wie er als „Party-Girl“ zur Welt kam und seine Eltern ihm Testosteron verabreichten, um ihn zu stärken, woraufhin er zum Mann wurde.
Er sucht eine freiwillige Person, die sich nun auch einer Veränderung stellen soll. Die Dame, die sich gemeldet hat, bekommt am Bühnenrand einen neuen Haarschnitt verpasst, während Paul die restlichen Protagonisten vorstellt und ihre Geschichten erzählt: Eine Frau, die aus Angst vor ihrem cholerischen und gewaltbereiten Ehemann zum Mann wurde, oder ein Mann, der die Museen der Welt besuchte und feststellte, dass viel mehr Frauen in der Kunst verewigt wurden und daraufhin selbst zum weiblichen Kunstwerk werden möchte. In ganz besonderer Form: mit einer weiblichen Brust vorne und hinten auf dem Rücken. Und es gibt auch noch den Hermaphrodit Malvina Poppers, die oder der gleichzeitig ein Orakel ist. Die Geschichten werden nicht dramatisch, sondern unterhaltsam verpackt. In den Gesichtern des Publikums macht sich permanent ein Lächeln breit.
Um die letzten Berührungsängste mit dem Thema aus dem Weg zu räumen, wird das Publikum kurzerhand zum Teil der Performance. Erst durch Fragen, deren Beantwortung durch Aufstehen oder Handheben erfolgt, und im Anschluss werden alle auf die Bühne geholt. Am Ende steht das Publikum eng zusammen auf der Bühne. Musik an, Licht aus. Die meisten tanzen bis das Licht wieder angeht.
Sexuelle Umerziehung. Geschlechtsumwandlung ohne Skalpell. Das rumänische „Institute of Change“ bietet eine sanfte Intervention durch Tanz, Entblößung auf der Bühne und das Spiel mit der Geschlechterrolle. Ein großartiges Spektakel, dass keine Sekunde Langeweile zugelassen hat und trotz des hohen Unterhaltungswerts das Thema keineswegs ins Lächerliche zog, sondern eine besonders natürliche Herangehensweise geboten hat. Prädikat: empfehlenswert!