Wenige Leute sind sich dessen bewusst, dass es auch in Rumänien ein Parfümmuseum gibt, und spazieren entlang des hauptstädtischen Dorobanților-Boulevards, ohne zu ahnen, dass ein kleiner Raum in einem Luxus-Parfümgeschäft einer kleinen aber beeindruckenden, auserlesenen, farbenfrohen Parfümflaschen-Sammlung gewidmet wurde. Das Parfümgeschäft „Beautik Haute Parfumerie“, das gegenwärtig 85 Kreationen der größten Parfümmarken anbietet, hat Val Iacob, Geschäftsmann und leidenschaftlicher Sammler von Parfümflaschen, 2006 eröffnet.
Dieser erzählte in einem Gespräch mit der Lugoscher Bloggerin Adelina Tomescu, die Leidenschaft für raffinierte Essenzen und Flaschen bestehe seit seiner Kindheit – der Geruch von Hyazinthen, Narzissen und Tulpen aus der Erinnerung an die Schachtel mit Caron-Pulver, die seine Mutter verwendete, sei ihm jahrzehntelang im Gedächtnis geblieben. Mit der Eröffnung des ersten Beautik-Geschäfts wurde die Faszination der duftenden Geschichte der Welt immer ausgeprägter und die Alchemie der Aromen nahm in seinem täglichen Leben einen immer größeren Platz ein. So viel Platz, dass er seine persönliche Sammlung in ein Museum umwandeln musste. Seit 2014 beherbergt eines seiner Bukarester Geschäfte das einzige Parfümmuseum Rumäniens.
Val Iacob stellt dabei zahlreiche Luxus-Parfümflaschen zur Schau sowie historische Düfte der bekanntesten französischen Parfümerie und Parfümmarken und rumänische Kreationen, die Anfang des 20. Jahrhunderts und auch während der kommunistischen Ära entstanden sind. Im Folgenden können die Geschichten einiger der berühmtesten Parfüms der Welt gelesen werden.
Drei historische Parfüms
Die Familie Rancé ist gegenwärtig bei der siebenten Parfümeuren-Generation. Sie begann ihre Tätigkeit 1686 in Grasse, Frankreich, mit dem Parfümieren von Lederhandschuhen. Später schritt sie mit der Destillation und Mischung natürlicher Essenzen fort, was zur Gründung eines Parfümerie- und Destillationslabors durch François Rancé führte. Dieser wurde 1795 zum offiziellen Lieferanten des französischen kaiserlichen Hofes ernannt. Rancé schafft, erneuert und hinterlässt als Vermächtnis eine Sammlung von Parfüms, die nach Geschichte duften. „Die kaiserliche Kollektion“ umfasst Damen- sowie Männerdüfte, darunter die berühmten „Le Vainqueur“, „Joséphine“ und „Laetitia“. Die Parfüms sind Napoleon Bonaparte, seiner Frau Joséphine und seiner Mutter Laetitia gewidmet. Außerdem hat Rancé im Rahmen derselben Kollektion personalisierte Düfte für die Schwestern und Kinder Napoleons kreiert.
„Joséphine“ ist ein orientalischer Blumenduft, dessen Sinnlichkeit aus der Mischung von Frühlingsblumen mit den exotischen Noten von Früchten und Holz erfolgt, wobei der Akkord von reicher Eleganz ist. Die Süße der bulgarischen Rose ist mit Veilchen und roten Johannisbeeren verbunden und wird durch Noten von Moschus, Bernstein, Vanille und Ebenholz in einer Komposition, welche die Zeit überdauert, vervollkommnet.
„Le Vainqueur“ feiert den siegreichen Geist mit maritimen Noten, Holz- und Lederakkorden und stellt eine Hommage an Napoleon und seine Heimatinsel Korsika dar. Die Noten von Vetiver, Moschus, Schwertlilie, Sandelholz, Leder und Bernstein schenken dem duftreichen frischen Bouquet Tiefe.
„Laetitia“ widerspiegelt durch seine holzigen Noten den Charakter einer starken Frau wie Laetizia Ramolino, die der Welt den Kaiser Napoleon schenkte.
Ein Parfüm für Königin Maria
Eines der ältesten französischen Parfüm-Häuser, das die Zeit mit Vornehmheit und Anmut durchschritt, ist Houbigant. Die Parfümerie wurde 1775 von Jean-François Houbigant unter dem Namen „À la corbeille de fleurs“ gegründet und zieht wichtige Namen der damaligen Aristokratie an. Seitdem ist das Haus Houbigant mit den Standards des Adels verbunden, und seine Parfüms verkörpern sie entsprechend. Die eigentliche Aussage kommt mit der Einführung des Parfums „Fougère Royale“, das als erstes einen synthetischen Stoff (Cumarin) verwendet und eine besondere Geruchsfamilie hervorbringt: „Fougère“.
„Mon Boudoir“, eine Kreation von Robert Bienaimé, wurde 1919 ins Leben gerufen und Königin Maria von Rumänien für ihren besonderen Einsatz im Ersten Weltkrieg und bei der Friedenskonferenz in Paris 1919 zugeeignet. Königin Maria benutzte „Mon Boudoir“ als ihr Lieblingsparfüm bis zu ihrem Tod. Als Zeichen der Trauer wird der Duft zurückgezogen, um ein Jahrhundert später infolge der Bemühungen des Beautik-Teams vom Parfümeur Luca Maffei wiederbelebt und ab 2019 in die „Collection Privée“-Serie des Hauses Houbigant aufgenommen zu werden. Das Parfüm beginnt mit einer klaren Note von Bergamotte, begleitet von Pfeffernoten und ruht sich anmutig auf einem Hintergrund aus Patschuli, Sandelholz, Bernstein, verziert mit tahitianischer Vanille, aus. Die Kernnoten bestehen aus Rose, Geranie, Ylang-Ylang, Jasmin, Iris und Heliotrop.
Ein Cocktail für Grace Kelly
Die Geschichte des Hauses Lubin beginnt mit Pierre-François Lubin (1774-1853), Parfümeur am französischen Königshof und Lieferant vieler anderer europäischer Königshöfe, der die für die klassische französische Parfümerie typische Qualität und das Savoir-Faire garantiert. Die Parfümmarke wurde neu belebt, als André Prot 1945 zusammen mit seinem Cousin Paul Prot sich dem Unternehmen anschlossen.
„Gin Fizz“ wurde 1955 als Kreation des Parfümeurs Henri Giboulet als Hommage an den amerikanischen Filmstar Grace Kelly geschaffen – die Schauspielerin hatte in dem Jahr den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle im Film „The Country Girl“ erhalten und wurde ein Jahr später zur Prinzessin von Monaco gekrönt. Inspiriert von dem modischen Getränk der Zeit „Gin Fizz“, wiederholt das gleichnamige Parfüm sein Aufbrausen und ist ein aromatischer Zitrusduft, der Bergamotte, Zitrone, Mandarine und Wacholder in den Kopfnoten mit Iris, Jasmin, Orangenblüte, Galbanum und Rose in den Mittelnoten kombiniert. Vetiver, Flechte und Lilie bilden die Basisnoten des Dufts. Das Parfüm wurde 2009 in einer von Thomas Fontaine unterzeichneten Umformulierung neu aufgelegt.
Ein anderes französisches weltberühmtes Parfüm-Haus ist wohl Molinard. Die Geschichte des Hauses Molinard beginnt um 1849 mit der Eröffnung eines Parfümgeschäfts in Grasse. Bereits um 1920 ist der Name in Paris bekannt und anerkannt, viele der Flaschen werden aus Kristallglas hergestellt und von dem Glasmeister des Jugendstils René Lalique signiert.
„Habanita“ wurde 1921 kreiert und widerspiegelt eine Veränderung im Zeitgeist. Frauen emanzipieren sich mehr und mehr, und die Zigarette, bis dahin ein männliches Vorrecht, wird neben anderen Symbolen auch beansprucht. Ursprünglich in duftenden Beuteln enthalten, sollte die neue Essenz die Zigaretten der „jungenhaften“ Damen parfümieren. „Habanita“ vertritt die Familie der holzigen Blumendüfte kennzeichnend und kombiniert frische Blumenaromen – Jasmin, bulgarische Rose, Narzisse und Ylang-Ylang – mit orientalischen Basisnoten aus Vetiver, Vanille, Bernstein und Moschus. Das Ergebnis ist eine Kombination, die sich perfekt in den Duft von Zigaretten einfügt. „Habanita“ wurde seit seiner Entstehung als das dauerhafteste Parfüm der Welt gelobt. Es hat im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Moderichtungen ohne Änderung überstanden, und dabei nichts an Mysterium und Zartheit verloren.
Neben den erwähnten Parfüms beherbergt das Bukarester Museum auch ein paar Flaschen des von Salvator Dalí signierten Dufts „Lips“ (Lippen). Der Meister des Surrealismus hat seine Begabung unter anderem auch im Bereich der Parfümerie erwiesen und so ist „Lips“ entstanden. Jedes Exemplar der exklusiven und begrenzten Parfüm-Serie ist ein echtes Kunstwerk. Flakons dieses Parfüms sind noch im Salvador-Dalí-Museum in Figueres, Spanien, verfügbar.
Die bunte, abwechslungsreiche und exklusive Parfümflaschen-Sammlung von Val Iacob kann täglich von 10 bis 21 Uhr im Beautik-Geschäft (Calea Dorobanților Nr. 172) besucht, fotografiert und manche von den ausgestellten Parfüms können auch probiert werden. Der Eintritt ist frei. Weitere Angaben zum Museum und zu den Exponaten sind auf der Facebook-Seite www.facebook.com/MuzeulParfumului verfügbar.