2020 hatte der Musiker Gheorghe Mușat ein Buch über den Schriftsteller Hans Bergel im Klausenburger Verlag Ecou Transilvan mit dem Titel „Arcadă germano-română. Scriitorul Hans Bergel“ („Deutsch-rumänische Arkade. Der Schriftsteller Hans Bergel“) herausgegeben. 2022 erschien in demselben Verlag ein neues Buch von Gheorghe Mușat, das den Titel „Frații Bergel – două valori europene” („Die Brüder Bergel – zwei europäische Werte“) trägt.
Gleich am Anfang (S. 5) ist ein Foto der beiden Brüder aus dem Jahr 1989 zu sehen. Es folgt ein Vorwort von Prof. Dr. Wilfried Schreiber (S. 7-10), in dem auf den Inhalt und die Bedeutung des Bandes eingegangen wird.
Auf den Seiten 11-136 wird die Persönlichkeit und das literarische Wirken von Hans Bergel (1925-2022) dargestellt. Dabei kommt seine Vielseitigkeit zum Ausdruck, denn Bergel war nicht nur Schriftsteller, Dichter, Essayist, Journalist, Herausgeber, Übersetzer, Zeitungs- sowie Radioredakteur, sondern spielte auch Cello im Orchester des Kronstädter Operettenhauses und war preisgekrönter Sportler bzw. Skifahrer, Athlet und Schiedsrichter. Sein Leben war lang und erlebnisreich, was die reichhaltige Palette an Themen in seinen Romanen, Novellen, Geschichten, Gedichten und Essays über Literatur, Kunst und Künstler erklärt. Das rumänische Lesepublikum lernte ihn relativ spät kennen, erst als seine Romane („Tanz in Ketten“, „Die Wiederkehr der Wölfe“, „Wenn die Adler kommen“), seine Essays („Die Heimkehr des Odysseus“), Gedichte und Geschichten ins Rumänische übersetzt wurden. Er erhielt zeit seines Lebens zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, wie z. B. die Ehrendoktorwürde der Universität Bukarest, Ehrenbürger von Rosenau/Râșnov und Kronstadt/Brașov, das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, den Orden für Kulturelle Verdienste im Rang eines Offiziers u. v. a.
Auf den Seiten 137-281 wird die Bedeutung des jüngeren Bruders Erich Bergel (1930-1998) zusammengefasst. Er hat sich einen Namen als „Meister des magischen Dirigentenstabs“ gemacht, der in Rumänien die meisten Orchester geleitet, aber auch in Japan, Neuseeland, Südafrika, Brasilien und den USA Stücke von Beethoven, Brahms, Bruckner und Enescu mit großen Orchestern gespielt hat. Erich Bergel war ein bedeutender Musikologe, dem eine brillante Analyse der Kunst der Fuge von J. S. Bach zu verdanken ist. Er war Dirigent der Klausenburger Philharmonie, als er verhaftet wurde. Nach der Befreiung aus dem kommunistischen Gefängnis spielte er zunächst Trompete. Gheorghe Mușat leitete damals den Bereich und so entstand die enge Freundschaft zwischen den beiden, später über Erich auch jene mit Hans Bergel. Erich Bergel war Doctor Honoris Causa der Klausenburger Musikakademie „Gheorghe Dima“ und der Musikuniversität Bukarest. Leider gibt es nur wenige Aufzeichnungen von Erich Bergel, die seine außergewöhnliche musikalische Begabung unter Beweis stellen.
In seinem Vorwort behauptet Prof. Dr. Wilfried Schreiber, dass die beiden Brüder eine starke Bindung zu Rumänien empfanden, sich in Deutschland nicht vollkommen „zu Hause“ fühlten, ihre Wurzeln in Siebenbürgen hatten, wo sie ihre Kindheit und Jugend im multikulturellen Umfeld verbracht und sich geformt haben. Die Briefe und Karten, die die Brüder an Gheorghe Mușat schrieben, ergänzen die bisherigen Informationen über Erich und Hans Bergel. Einige davon sind bereits veröffentlicht worden, andere sind neu gedruckt. Dank seiner Erfahrung als Autor von mehreren bis dato veröffentlichten Bänden gelang es Mușat, eine überzeugende Auswahl der Briefe mit den beiden herausragenden Persönlichkeiten zu treffen.
Nach dem Lebenslauf und der literarischen Tätigkeit Hans Bergels (S. 13-21) folgen zwei seiner von Mariana Virginia Lăzărescu ins Rumänische übersetzte Texte, ein Interview von Lucia Bojoga aus dem Jahr 2001, ein Aufsatz von Mircea Popa. Von Seite 72 bis 115 werden Briefe von Hans Bergel an Gheorghe Mușat und dessen Briefe an Hans Bergel wiedergegeben. Auf Seite 116 ist ein beeindruckender Nachruf von Gh. Mușat zu lesen, gefolgt von einem kurzen Text über die Gedenk- und Trauerfeier für Hans Bergel, die am 19. März 2022 im Sudetendeutschenhaus in München stattfand. Die Seiten 121-135 stellen eine Auswahl von Fotos dar, auf Seite 136 ist eine kurze Bibliografie abgedruckt.
Die Seiten 137-161 beinhalten das Kapitel über Erich Bergel, ebenfalls mit einem reichlich bebilderten Überblick über sein Leben und seinen Werdegang in Rumänien und im Ausland. Nach einer Liste der rumänischen Musikstücke, die Erich Bergel im Ausland dirigierte (S. 162-163), folgen Ausführungen über seine musikalischen Aufzeichnungen (S. 164-165), über die wichtigsten Konzerte, die in Klausenburg, Jassy und Bukarest stattfanden (S. 166-184). Auf den Seiten 185-197 werden Stimmen der Kritik aus dem In- und Ausland zitiert. Eindrucksvoll ist der Text des Komponisten und Dirigenten des Ensembles Ars Nova, Cornel Țăranu. Von Seite 202 beginnt der Briefwechsel zwischen Erich Bergel und Gheorghe Mușat (bis S. 268). Die Seiten 269-281 bringen aufschlussreiche Fotos von Erich Bergel und die Seiten 282-302 eine Auswahl der 52 von Erich Bergel an Gheorghe Mușat gesandte Ansichtskarten aus der ganzen Welt. Das Buch endet mit einer Bibliografie auf Seite 303.
Bei der 14. Auflage von Euroinvent im Mai 2022 wurde die Klausenburger Kultur mit dem Band von Gh. Mușat vertreten, der dafür auch diesmal den Großen Preis erhielt. Somit wurde der aufrichtigen Freundschaft des Musikers mit den Brüdern Bergel ein ehrwürdiges Denkmal gesetzt.