Als international beachteter Orgelvirtuose, als angesehener Pädagoge und Dirigent, als Komponist von hoher Kreativität und künstlerischer Meisterschaft widmet sich Helmut Plattner mit seinem ganzen Wesen der engeren Gestaltung der Beziehung zwischen der Musik und ihrem Publikum.
Geboren am 31. März 1927 in Hermannstadt/Sibiu, nimmt er ab dem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht bei den Pianistinnen Elsa Reschner und Hanna Schuller, die beide in Berlin studiert hatten (bei Luise Gmeiner bzw. Wilhelm Kempff), und ab dem zwölften Lebensjahr Orgelunterricht bei Franz Xaver Dressler, der als Schüler von Karl Straube, Otto Weinricht und Max Reger als hervorragender Pädagoge, Komponist, Dirigent und Organist galt.
Auf den Rat des berühmten Pianisten Wilhelm Kempff hin, der 1942 auf Konzertreise in Hermannstadt weilte, studierte er ab 1946 am Bukarester Konservatorium, wo er bei den ausgezeichneten Lehrerinnen Florica Muzicescu und Silvia Şerbescu Klavier als Hauptfach hatte und 1953 die Abschlussprüfung ablegte. Im Fach Orgel erfuhr er eine weitere Ausbildung bei Professor Jiri Reinberger in Prag und er bestand einige Jahre später in Bukarest die Staatsprüfung auch im Fach Orgel.
Gleichzeitig beginnt Plattner seine Tätigkeit als Konzertorganist und er wurde in kurzer Zeit zu einem der bekanntesten Organisten Rumäniens. Wiederholte Gastspiele führten ihn in die Länder des östlichen Europa. 1954 gründete er die Orgelklasse am Konservatorium Bukarest, die er 20 Jahre lang leitete.
1973 übersiedelte er nach Deutschland, wo er in Essen als Organist und Kantor an der Neuen Pauluskirche wirkte und gleichzeitig Orgel an der Pädagogischen Hochschule unterrichtete.
Ab 1976 war Plattner dann als Organist und Bezirkskantor an der Stadtkirche Bayreuth tätig, wobei er auch eine Dozentur für künstlerisches Orgelspiel und Choralimprovisation an der Kirchenmusikschule für Bayern mit Sitz in Bayreuth innehatte. In den Jahren 1973-2010 übte Plattner eine beeindruckende Konzerttätigkeit in Deutschland aus, ebenso in Dänemark, Schweden, Norwegen, Italien, Malta, in der Schweiz, Österreich, Frankreich.
Von 1992 an wurde Plattner mehrmals zu Konzerten nach Rumänien eingeladen, und zwar vom Rumänischen Rundfunk zu Orgelabenden und Konzerten mit Orchester an der Orgel des Radiosaales, ebenso von der Philharmonie „George Enescu”. Weitere Konzerte in Bukarest gab er an der Orgel der St. Josephs-Kathedrale, der evangelischen und italienischen Kirche und der Universität für Musik Bukarest (1998, 2000, 2004, 2009), wobei er einen wesentlichen Beitrag zur Ausrichtung der zwei Orgelfestivals in Bukarest (2004, 2009) leistete, in deren Rahmen er sechs Orgelabende und ein Konzert mit Orchester spielte. Auch hielt Plattner Meisterkurse für Studenten der Orgelklassen von Bukarest, Klausenburg und Temeswar.
Das umfangreiche Repertoire des Orgelmeisters Plattner umfasst Barockkomponisten (Sweelink, Scheidt, Frescobaldi, Buxtehude, Bruhns, Pachelbel, Froberger, Lübeck, Couperin, Clérambault), das gesamte Orgelwerk von Bach, das Plattner 1978/79 in einem Zyklus von 15 Konzerten in der Stadtkirche Bayreuth spielte, Kompositionen für Orgel von Mozart und Beethoven, von Mendelssohn-Bartholdy, Schumann, Liszt, Brahms, Reger, Reubke, einen großen Teil der Werke von Franck, Stücke von Komponisten des 20. Jahrhunderts, wie Hindemith, David, Dupré, Alain, Reda, Pepping, sowie von russischen, tschechischen, slowakischen und polnischen Komponisten.
1954-73 brachte Helmut Plattner viele Werke von rumänischen Komponisten zu Gehör, die meisten als Uraufführung. Mit seinem Kammerorchester führte er im Markgräflichen Opernhaus Bayreuth (Barocktheater) sämtliche Orgelkonzerte von Händel und Haydn auf, indem er selbst an einem Orgelpositiv spielte und gleichzeitig das Orchester dirigierte. Die sechs Sinfonien von Bach (Vorspiele zu Kantaten) hat Plattner in der gleichen Art in seinem Bach-Zyklus geboten.
Mit dem 1980 gegründeten „Bayreuther Kantatenkreis” (Kammerchor und Orchester) führte er in Bayreuth über 40 Kirchenkantaten von Bach auf, einige davon auch auf Konzertkreisen in Dänemark, Schweden, in der Schweiz und in Österreich.
In seinem Schaffen als Komponist stehen am Anfang kammermusikalische Arbeiten für Klavier, Geige und Klavier oder Streichquartett, in reiferen Jahren hingegen schuf er drei Kirchenkantaten für Solisten, Chor und Orchester, über 30 Choralvorspiele für Orgel und andere Werke.
Im Verlag der Staatlichen Universität für Musik Bukarest ist 2011 die Komposition Helmut Plattners für Orgel aus dem Jahr 1987 „Einführung, Choral und Schreittanz“ über „Schmücke dich, o liebe Seele“ veröffentlichen worden. Anlass war der bevorstehende 85. Geburtstag Plattners, der heute gefeiert wird, sowie seine 60-jährige künstlerische und schöpferische Tätigkeit.