Der in Reschitza geborene 80-jährige Künstler und Universitätsprofessor Hans Stendl eröffnete am 18. Dezember 2019 eine persönliche Ausstellung im Bukarester Nationalmuseum der Rumänischen Literatur (Calea Griviței 64-66). Die von Kunstliebhabern sehr gut aufgenommene Ausstellung mit dem Titel „Dingbuch und Skizzen“ enthält eine Auswahl von Werken des Künstlers, die nach 1980 mit unterschiedlichen Techniken entstanden sind.
Ein überfüllter Ausstellungsraum erwartete seine Besucher nach der offiziellen Vernissage, die von Prof. Dr. Mircia Dumitrescu, Mitglied der Rumänischen Akademie, moderiert wurde. Hans Stendl hielt eine Eröffnungsrede in Anwesenheit eines erlesenen Publikums, seiner Freunde sowie des Dekans der Fakultät für Dekorative Kunst und Design der Kunstuniversität Bukarest, Prof. Dr. Cosmin Paulescu. Für musikalische Untermalung sorgte das Duo Sanda und Aurelian Octav Popa.
Nach der Eröffnungszeremonie stürmten die Kunstfreunde den Ausstellungsraum wie begeisterte Kinder am Weihnachtstag, die ungeduldig auf das Christkind gewartet hatten. Das Geschenk, das Hans Stendl den Museumsgängern rechtzeitig für Weihnachten vorbereitet hatte, überraschte und übertraf die Erwartungen.
Die in chronologischer Reihenfolge auf Tischen entlang der Wände ausgestellten Werke sind so vielfältig, dass sie einen eigenen Willen zu haben scheinen, obwohl sie in vier Hauptthemen eingeteilt sind – „das Dingbuch“, „Gesichter“, „Cucuteni-Keramikkultur“ und „Skizzen“. Je tiefer man in die Vorstellungswelt des brillanten Künstlers eindringt, desto mehr fließen die Grenzen zwischen den erwähnten Themen, den multiplen Techniken und den reichen Stoffen ineinander und bilden ein abwechslungsreiches, unter dem Zeichen des Dingbuches stehendes Kontinuum bis hin zu den neuesten Gemälden Stendls. Der Künstler stellt seine Weltanschauung in gemischter Grafiktechnik, Collagetechnik und Malerei dar, und dabei wird jeder beliebige Stoff – angefangen von echten gedruckten oder handgeschriebenen Büchern, Textilien, Wachs, Harz, Pflaster, Bronze und Kupfer bis hin zu Dornen, eisernen Nägeln und authentischen, auf dem Gebiet des heutigen Rumänien entdeckten Keramikscherben der neuzeitlichen Cucuteni-Kultur – zu selbstständigen buchartigen Kunstdingen wiederverwertet und uminterpretiert.
Neben den mittels gemischter Technik intertextuell und intermedial zu Dingbüchern eingewobenen Materialien, die der Künstler mit neuem Sinn beschenkt und somit zu Kunstwerken verarbeitet, lohnt sich vor allem der seltene Blick in die Ideenwelt des Kunstschaffenden, die er dem Publikum durch die erstmalige Ausstellung seiner Skizzenhefte ermöglicht.
Die höchst empfehlenswerte Ausstellung von Hans Stendl kann noch bis zum 14. Februar 2020 im Nationalmuseum der Rumänischen Literatur, im Alexandru-Oprea-Saal, werktags von 10 bis 18 Uhr besucht werden.