Bei Hollywood denkt man an viel Glanz und Glamour, an Diven und Helden, an Illusion und Magie. Und an die perfekte Show, die wir durch Fernsehübertragungen der Oscars und endlosen Kopien im weltweiten Fernsehen nur zu gut kennen. Doch wie viel Arbeit hinter einer perfekten amerikanischen Inszenierung steckt, können einem die Organisatoren der „Hollywood Music in Bucharest“, die Mittwochabend in der Sala Palatului stattfand, sicher in aller Ausführlichkeit schildern. Alles wurde für diese Show gegeben: ein gutes Orchester, das passend zum Anlass den glamourösen Namen „European Royal Orchestra“ trägt, zwei Diven aus dem rumänischen Musikbusiness, eine große Filmleinwand und eine Laser- und Lichtershow.
Auch musikalisch war Dreh- und Angelpunkt Hollywood und daher wurde einem die Musik der Filmklassiker wie „Casablanca“, „Indiana Jones“, „Star Wars“, „Harry Potter“, „Pirates of the Carribean“ und viele mehr geboten. Das „European Royal Orchestra“ formiert sich aus Mitgliedern renommierter Orchester aus Bukarest und jungen Absolventen des Konservatoriums. Eine gute Voraussetzung also, um einen Hollywood-Sound zu erzeugen. Angeleitet wurde das Orchester von dem österreichischen Dirigent Gottfried Rabl, der mit viel Erfahrung, vor allem in zeitgenössischer Musik, punkten kann. In einigen Momenten hat man das Potenzial dieser Mischung auch spüren können, zum Beispiel bei den beliebten emotionalen Titelmelodien aus den Filmen „Forrest Gump“ oder „Sleepless in Seattle“. Doch wie der Dirigent selbst betonte, Filmmusik stellt an die Musiker einen größeren Anspruch, als allgemein angenommen wird. Die siebzig Orchestermitglieder hatten an den Originalpartituren das eine oder andere Mal schon zu knabbern, das blieb auch bei dem Publikum nicht unbemerkt. Musikalisch herausragend waren aber die Solisten im Orchester, wie zum Beispiel die junge Pianistin Lidia Ciubuc.
Da Filmmusik ohne Bilder weder für den Dirigenten, noch für die Organisatoren funktioniert, liefen im Hintergrund auf einer großen Leinwand Ausschnitte des jeweiligen Filmes. Dazu wurde an besonders markanten musikalischen Stellen, entweder wenn es sehr sentimental oder sehr aktionsreich wurde, eine beeindruckende Lasershow hinzugefügt, die effektvoll mit einer Nebelmaschine den Saal in neongelbes Licht hüllte. Begann die Lasershow aber, konnte man die Filmausschnitte auf der Leinwand nicht mehr erkennen. Für das Publikum hätte sicher auch ein Element, welches die Musik unterstützt, genügt.
Besonders gefielen die Diven des Abends. Die Sopranistin Daniela Vlădescu traute sich an die Interpretation der viel gespielten Musik aus „Lord of the Rings“ und das von Alan Silvestri komponierte Lied „Believe“ aus „Polar Express“. Obwohl man ihr anmerkte, dass die Klassik eher ihr stimmliches Zuhause ist, war ihre Darbietung einer der Höhepunkte des Abends. Allerdings wurde sie von der jungen Paula Seling überholt, die sich in Popmusik so wohl wie keine andere zu fühlen scheint. Bei einem Cover von Whitney Houston kann man sich normalerweise nur blamieren – aber nicht Paula Seling. Originaltgetreu sang sie mit einer Leichtigkeit selbst die schwierigen Passagen der Titelmelodie aus dem Film „Bodyguard“: „I will always love you“. Das wurde auch vom Publikum gebührend honoriert. In diesem letzten Moment des Konzerts war Hollywood gar nicht mehr weit weg.
Insgesamt hatte man aber seine Schwierigkeiten, sich auf die Illusion einer perfekten, glamourösen Welt einzulassen, die Hollywood ihren Reiz verleiht. Es gab viele Schönheitsfehler in der Ausführung, die einen immer wieder in die Realität zurückholten. Man merkte sehr, wie viel Mühe und Arbeit in dieses Event gesteckt wurde. Hollywood nach Bukarest zu holen, ist anscheinend nicht so einfach, aber einen Einblick in diese verlockende Welt haben wir bekommen.