Im Nationalmuseum für Rumänische Literatur MNLR in Bukarest (Calea Grivi]ei Nr. 64-66) ist am 7. April die Ausstellung „Unsterbliche Geschichten“ eröffnet worden. Der irreführende Titel der Ausstellung ist der bekannten Reihe rumänischer und internationaler Märchenbücher, welche 62 zwischen 1966 und 2002 erschienene Bände enthält, entlehnt und hat sogar Eltern mit Kindern zur Teilnahme an der Vernissage verlockt.
Die Genremalerei des Kronstädter Malers Pompiliu Buleu, der jungen Craiovaer Künstlerin Dalina B²descu und des Reschitzaer Architekten und Malers Dragoș Iosif Zipfl, deren Realismus mal naturalistische, mal surrealistische Nuancen aufweist, stellt die Absurdität des heutigen Alltags mit den Mitteln der Ironie, Stereotypie und Gesellschaftskritik dar. Durch ihre Werke, seien es Bildkompositionen mit Massenszenen oder Porträts, schaffen die Autoren eine clevere Analyse des heutigen Zeitgeistes.
Der bei der Ausstellungseröffnung – sowohl in Person als auch in einem Porträt von Pompiliu Buleu – anwesende Kunstkritiker Pavel Țușară hob die Vielfältigkeit der Ironie als Stilmittel der Kunstschaffenden in ihren Werken hervor.
Links am Eingang im Ausstellungsraum begegnen Kunstfreunde dem Bild von Dalina B²descu „Die neuen Götter des Olympus“, die von zwölf olympischen Sportlerinnen und Sportlern verkörpert werden. Typisch für die Malerin ist die Darstellungsweise der einzelnen Gestalten aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mit entgegengesetzten Lichtverhältnissen innerhalb derselben Komposition oder Kollektivszene. Ein Leitmotiv im Schaffen von Dalina Bădescu ist die Einsamkeit des Individuums innerhalb einer Gemeinschaft. „Die Malerei erzählt schon lange keine Geschichten mehr, weil sie sich immer wieder mit den Ängsten, Albträumen, Frustrationen, sowie Utopien und Dystopien der jüngsten Geschichte auseinandersetzt, die sie paradoxerweise ausdruckslos machen. Wir drei Künstler entdecken die verlorene Welt der Gestalten, der Kompositionen mit vielen Ereignissen und der Erzählung als Zweck der bildenden Kunst wieder“, erklärt Dalina Bădescu bei der Vernissage.
Der Flur zur großen Galerie bietet einen Ausstellungsraum unter anderem für ein Werk von Dalina B²descu mit feministischer Thematik, für ihr von Pompiliu Buleu gemaltes Porträt und mehrere Bilder von Drago{ Iosif Zipfl, von denen eine scheinheilige Mona Lisa besonders auffällt. Der Reschitzaer Künstler gestaltet das weltberühmte Porträt von Leonardo da Vinci zu einer in Banater Volkstracht gekleideten, reizvollen Frau mit dem bekannten geheimnisvollen Lächeln um, welche, Zigarette in der Hand, ihren Ellenbogen auf einem Tischlein neben einem Glas Wein aufstützt.
Pompiliu Buleu porträtiert aufmerksam und meisterhaft alle seine Gestalten, ungeachtet ob sie Vertreter von Sozialklassen, Gesellschaftsbewegungen, Behörden und unterschiedlichen Konfessionen oder politische Figuren wie Barack Obama, Angela Merkel oder Vladimir Putin sind. Der Kronstädter Künstler weist eine Vorliebe für Massenszenen nach flämischem Vorbild auf und erinnert an die Genrebilder von Pieter Bruegel dem Älteren. Im großen Ausstellungssaal des MNLR hat er sogar einzeln gemalte Porträtbilder zu einem großen Kollektivbild zusammengehängt. Aber vor allem faszinieren den Beobachter die in den Details seiner Werke verborgenen Bedeutungen und Symbole.
Die Ausstellung kann noch bis zum 30. April, dienstags bis samstags zwischen 10 und 18 Uhr, besucht werden.