Wir konnten schon über den I. Band dieses Vorhabens viel erzählen, auch für den II. Band ist noch genug geblieben. Die Arbeit von Hermann Schuller kann nicht hoch genug geschätzt werden: die Leute in Deutschland zum Schreiben dieser Berichte anzuregen, alles zu sichten und daraus die zwei Bücher zu machen. Es handelt sich um totale Widersprüche: die damalige Gesellschaftsordnung und die Kirche. Einer der Autoren schreibt auch: Auf dem Theologie-Institut wurden wir gut vorbereitet, nur ein Fach, in dem der Umgang mit der Securitate unterrichtet worden wäre, gab es nicht.
Der Theologiestudent Werner Knall landete zuletzt im Arbeitslager Periprava im Donaudelta. Aus dieser Landschaft kennen wir die Novellen von Hans Bergel und die Erzählungen von Wolf Aichelburg. Das ist beste Literatur, aber in dem ausführlichen Bericht des späteren Pfarrers kommen unvergleichlich mehr Einzelheiten vor. Auffallend, wie die jungen Leute aus Balken und Schilf ein anständiges Haus gebaut haben, oder wie eine Lipowanerin Gelegenheit hatte, dem Erzähler und seiner Mannschaft einen Korb voller Trauben zu schenken. Er war durch die Begnadigung von 1964 frei geworden.
Ich habe drei Tage lang in dem Buch gelesen, muss aber auswählen. Ungewöhnlich ist für uns noch heute vieles, was im Sathmarer Gebiet und in der Maramuresch spielt. Dann erst in den 50er Jahren! Johann Seiler hatte das Pädagogische Lyzeum in Hermannstadt absolviert. Er fand eine Anstellung in Oberwischau. Schon die Gassen mit den Holzhäusern und den Schindeldächern waren für den Siebenbürger etwas Ungewöhnliches, zuerst auch die zipzerische Sprache. Drei Absolventinnen des Schäßburger Päda hatten bereits in Oberwischau unterrichtet, es war die einzige deutsche Schule weit und breit. Nun sollte sie jedoch als Siebenklassenschule weitergeführt werden, was auch gelungen ist. Ich habe mir nicht gemerkt, wie das Unglück für den Autor begann, es ist an einer Stelle von unpassenden Liedern die Rede. Viel gehörte ja nicht dazu in einem Gebiet, wo die Rumänen sich unwissend stellten und die Ungarn von starkem Nationalstolz erfasst waren. Da kam einer rasch ins Unglück. Zum Glück hat sich heute auch in diesem Gebiet alles zum Besten gewandelt. Es gibt dort eine Jugend, die man nur bewundern kann, wenn sie Strudli bäckt, in der Blasmusik mitmacht oder den Volkstanz pflegt.