„Hallo, KI! Wer ist Jan Cornelius aus Düsseldorf?“, lautet die erste Frage im neuen Buch von Jan Cornelius „Die KI, der Humor und ich“. In diesem spricht Cornelius, der in Reschitza geboren wurde, mit einer künstlichen Intelligenz. Diese antwortet: „Hallo! Jan Cornelius ist ein deutschsprachiger Schriftsteller, dessen Werke sich durch absurden Humor und Ironie auszeichnen. Er hat humoristisch-satirische Bücher, Kinderbücher, witzige Gedichte, Hörspiele und Glossen geschrieben. Seine Geschichten werden regelmäßig im öffentlichen Rundfunk ausgestrahlt, wobei seine Texte oft einen spielerischen Charakter haben.“ Damit hat die künstliche Intelligenz das Schaffen von Cornelius relativ gut zusammengefasst. Cornelius antwortet: „Schön, dich kennenzulernen, KI! Ich bin Jan Cornelius.“ „Nein, du bist nicht Jan Cornelius“, antwortet diese jedoch. „Doch, ich bin Jan Cornelius“, schreibt Jan Cornelius. „Nein! Tut mir leid, du bist jemand, der mit mir chattet. Ich gebe dir zwar Informationen, aber ich möchte mich nicht mit dir streiten. Entschuldige, ich beende dieses Gespräch.“
Uff, schwierig, diese künstliche Intelligenz. Anscheinend hat sie einen Hang zur Besserwisserei, versucht dabei jedoch stets ausgesprochen höflich zu sein. Außerdem, auch wenn sie grammatikalisch korrekte Sätze bilden kann, wirkt sie meistens weniger intelligent, möchte jedoch trotzdem stets ihren Senf zu Cornelius Aussagen geben, was ja auch durchaus ihre Aufgabe ist.
Ein Beispiel: Cornelius erzählt der KI, dass er auf einem Rastplatz war. „Es war sehr heiß, und alle Autos parkten unter einem riesigen Baum. Also suchen auch Autos, genau wie wir Menschen, den Schatten, oder?“ Die künstliche Intelligenz antwortet: „Ja, das ist richtig. Autos, die hohen Temperaturen ausgesetzt sind, stehen gerne im Schatten, um sich abzukühlen. Falls Sie noch Hilfe brauchen, lassen Sie es mich bitte wissen.“ Autoexperten wissen vielleicht, dass dies so nicht ganz korrekt ist.
Aber die künstliche Intelligenz weiß so einige Sachen nicht, auch wenn sie so tut. Cornelius enttarnt dies geschickt unter anderem im Kapitel „Zitate“. Er fragt, von wem das Zitat „Der schwächste Teil des Buches muss besser sein als der Rest“ ist. Die KI antwortet erst: Marcel Proust. Dann schreibt Cornelius: „Das stimmt nicht. Wo hast du das her?“ und daraufhin nennt sie Stephen King. Auf erneute Nachfrage sagt sie William Shakespeare, dann Samuel Johnson, Friedrich Schiller, George Orwell, Oscar Wilde, Anatole France, Gustave Flaubert und Martin Amis. Wie sie auf die Namen kommt, scheint geradezu willkürlich und die KI scheut sich nicht, falsche Informationen zu verbreiten.
Für Cornelius war der Text „ein Spiel: sprachliches Schach, bei dem ich große Freude daran hatte, die KI in die Falle zu locken“, so der Autor auf der Rückseite seines neuesten Werkes. Dies ist ihm stets gelungen. Auch ein weiteres Ziel hat er erreicht: ein witziges Buch zu schreiben. Dies ist ihm ebenfalls geglückt, gerade weil er der künstlichen Intelligenz die absurdesten Antworten entlocken konnte, wo man sich, als Leser, als Mensch, fragt: Meint die KI das ernst, oder macht sie teilweise auch Witze? Dadurch bringt das Buch einen natürlich zum Denken. Kann eine KI Humor verstehen? Kann sie es nur simulieren? Kann sie denken?
Dadurch ist das Buch sowohl unterhaltsam, stellt aber auch größere Fragen. Vor allem: Möchte man diese Künstliche Intelligenz nutzen, auch wenn sie, wie im Buch gezeigt, andauernd Fehlinformationen verbreitet?
Doch vielleicht ist diese Buchkritik, dieses ganze Format, unpassend. Im Kapitel „Ein gutes Buch“ fragt Cornelius die KI: „Ich habe darüber nachgedacht: ‘Es ist falsch, die Bücher, die man bespricht, zu lesen, das beeinflusst die eigene Meinung.’ Kommentier das bitte!“ – und das tut die künstliche Intelligenz: „Das ist ein ziemlich revolutionärer Standpunkt! Wer hätte gedacht, dass das Lesen eines Buches die Meinung darüber beeinflussen könnte? Eigentlich ist es doch viel besser, Bücher zu loben, ohne sie jemals aufzuschlagen.“ Cornelius: „Korrekt, aber wenn man sie nicht aufschlägt, welche lobt man dann?“ KI: „Die mit den schönsten Cover! Und der Literaturkritiker lobt am liebsten die, die am meisten wiegen.“
Dann muss das Urteil über Cornelius Buch ganz anders ausfallen. Leider ist es sehr leicht und die Covergestaltung sieht etwas billig aus.





