Temeswar - Mit der Vorstellung einer neuen Buchveröffentlichung und einer Autorenlesung wurde das neue Schaffensjahr des Temeswarer deutschen Literaturkreises „Stafette“ im AMG-Haus eröffnet. Mit dem heuer im Cosmopolitan Art Verlag Temeswar erschienenen Prosaband „Die Spilmanns“ handelt es sich um ein interessantes Buch über die letzten 80 Jahre Banater Dorfleben, einen bewegten Zeitabschnitt, zudem in banatschwäbischer Mundart. Eine derzeit gar nicht alltägliche Erscheinung auf unserem kargen deutschen Buchmarkt. Der Autor Stefan Michael Müller, seit Jahren Stafette-Mitglied und als Lyriker besser bekannt, erinnert in „authentischen Erzählungen“ in Perjamoscher Mundart reihum an all seine Lebensstationen als Banater Schwabe zwischen Perjamosch, Lowrin und Nürnberg.
Laut Stafette-Leiterin Annemarie Podlipny-Hehn gehört diese Buchpräsentation eigentlich thematisch noch zum verflossenen Literaturjahr, das den älteren Autorengenerationen bzw. den Banater Mundartautoren und ihrem Schaffen gewidmet war: „Das nun gestartete Literaturjahr 2012-2013 soll nicht nur unser 20. Jubiläum feiern, es soll eigentlich auch die junge Banater Literatur und deren Autoren in den Vordergrund rücken.“ Schon am 18.-21.Oktober veranstaltet die Stafette, das DFDT gemeinsam mit dem Internationalen Exil-P.E.N.-Club nämlich in Temeswar das Symposium „Junge rumäniendeutsche Literatur“ mit zahlreichen Autoren und Referenten aus dem In- und Ausland.
Aus den meisten Stellungnahmen zu diesem neuen Banat-Buch und zu dessen Autor war dann auch herauszuhören, dass man diesen gebürtigen Perjamoscher Autor trotz seiner 81 Jahre wegen seiner Hingabe und seiner Schaffenskraft zu den jungen Autoren des deutschen Literaturkreises zählen kann. BZ-Redakteur und Stafette-Kollege Balthasar Waitz wies darauf hin, dass der Autor zwei passende Schlüssel für seine Banater Erzählungen gewählt hat bzw. die Perjamoscher Mundart als stilistisches Vehikel und das eigene hinter sich gelassene Leben als Grundthematik.
Der bekannte Mundart-Autor Ignaz Bernhard Fischer entdeckte in seiner einfühlsamen Art den Leitfaden zu diesem Leben, einem Stück Schicksal der Banater Schwaben, wie es fast alle hatten: „Fleißige Hände und Mut zum Leben!“DFDB-Vorsitzender Karl Singer bekannte, dass er beim Lesen dieses Buch nicht mehr aus der Hand lassen konnte: „Jedes Leben ist einen Roman wert!“ Glückwünsche für dieses Buch in der Mundart und für seinen Autor gab es sodann von einem Kenner, Prof. Peter Kottler. „Es ist ein Glücksfall. Es gibt sehr wenige Lebensbeschreibungen in der schwäbischen Mundart.“ Volksuni-Leiterin Alexandrina Paul war besonders von den Kapiteln über die kommunistische Zeitspanne mit all ihren heute absurd erscheinenden Begebenheiten angetan.
Abschließend las der Autor Stefan Michael Müller kurze Auszüge aus seinem Prosaband. Als Beweggrund für diese späte Rückblende auf ein langes, bewegtes Leben als Banater Schwabe führte Müller u.a. den Folgenden an: „Ich war im Leben immer ein sehr neugieriger Mensch gewesen.“ Seine Kommentare zum Lebensabend, als heimwehkranker Banater Schwabe in der neuen Heimat Deutschland, sind eher nostalgisch bis pessimistisch gehalten, seine lebensnahen Erzählungen mit den humorvollen Grundtönen widersprechen jedoch ihrem Autor auf Schritt und Tritt.