Interessieren Sie sich für die Geschichte des Banats oder der Siebenbürger Sachsen? Profis wissen um diese neue Möglichkeit des offenen Zugangs zu wissenschaftlichen Publikationen, kurz „Open Access“ genannt, vielleicht schon länger, für alle anderen hier ein paar Hinweise.
Die „Open Access Bewegung“ entstand im angelsächsischen Raum in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, griff aber auch bald auf den deutschsprachigen Bereich über, als die Kosten für wissenschaftliche Veröffentlichungen explodierten, während Bibliotheken und wissenschaftlichen Instituten massiv die Mittel gekürzt wurden. Heute gibt es eine Plattform: www.open-access.net , die alle Suchportale und angeschlossenen Netzwerke koordiniert, um vermehrt wissenschaftliche Publikationen der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Auch bekannte Wissenschaftsverlage wie der Böhlau Verlag bieten in ihrem Portfolio selbstverständlich eine „Open Access“ Sparte an. Um dies an ein, zwei Beispielen zu verdeutlichen, hier nur der Hinweis auf eine Veröffentlichung, die auch einige interessante Fakten zur Geschichte des Banats liefert.
Stephan Steiner „Rückkehr unerwünscht - Deportationen in der Habsburgermonarchie der Frühen Neuzeit und ihr europäischer Kontext“ 2014
Neben Erläuterungen zur Begrifflichkeit der Deportation und ihrer geschichtlichen und soziologischen Entwicklung in den verschiedenen europäischen Ländern als auch im Osmanischen Reich sind in diesem Zusammenhang vor allem die Deportationen innerhalb des Habsburgischen Reichs während des 18. Jahrhunderts von Interesse. Untersucht werden Wirkung und Verlauf des „Temesvarer Wasserschubs“ auf das Banat und von „Transmigranten“ nach Siebenbürgen. Dabei handelte es sich um zum Teil kleinkriminelle, aber auch einfach religiös oder politisch unliebsame Untertanen, die vor allem während der Herrschaft Maria Theresias, in geringerem Umfang auch noch unter Joseph II , obwohl ein erklärter Gegner dieser Abschiebepolitik - in das Banat bzw . Siebenbürgen oder bestimmte Grenzregionen des Habsburger Reiches zwangsumgesiedelt wurden. Auch wenn die Zahl der von diesen Maßnahmen betroffenen Personen eher gering ausfällt – grob unter 5000 Zwangsdeportierte zu den über 40.000 freiwilligen Migranten –, verfehlte dies doch nicht seine Wirkung auf das Renommee und die Stellung des Banats innerhalb des Habsburgerreiches. Die Folgen und Auswirkungen auf die Betroffenen, aber auch die politischen Konsequenzen werden hier detailreich untersucht und durch Quellentexte untermauert.
Als wertvolle Quelle und Grundlage für den historisch Interessierten kann auch eine weitere, ebenfalls frei zugängliche Publikation erwähnt werden:
Die Korrespondenz Ferdinands I. Familienkorrespondenz Bd. 5: 1535 und 1536.Bearbeitet von Bernadette Hofinger, Harald Kufner, Christopher Laferl, Judith Moser-Kroiss und Nicola Tschugmell, 2015, 714 S.
Die Bearbeitung dieser Korrespondenz zwischen König Ferdinand I, seinem Bruder Kaiser Karl V. und Schwester Maria von Ungarn, Statthalterin der Niederlande, die natürlich einen politischen und darum auch für die Geschicke Siebenbürgens relevanten Charakter aufweist, erfolgt in deutscher und englischer Sprache.
Die Briefe selbst sind in Französisch, Deutsch, in geringerem Umfang auf Latein und Spanisch verfasst. Relevant für Siebenbürgen sind diese Briefe deshalb, weil die Eroberung von Hermannstadt/Sibiu in das Jahr 1536 fällt und die Verhandlungen von Ferdinand mit Johann Szapolyai (Zápolya), dem gewählten König von Ungarn, nicht zuletzt um die Herrschaft in Siebenbürgen in dieser Korrespondenz eine größere Rolle spielen. Nicht das Was, sondern das Wie macht den Reiz dieser Zeugnisse aus, die die Gedankenwelt und Strategieüberlegungen Ferdinands und seiner Gegenspieler so authentisch widerspiegeln. Spionen, Agenten und Gesandten –die Übergänge waren da durchaus fließend –, unter ihnen der in Siebenbürgen bekannte Humanist Georg Reicherstorffer, wurde in diesem Zusammenhang große Bedeutung beigemessen. Erhellend auch die Beziehungen der Familie Pempflinger (Marcus Pempflinger war Königsrichter in Hermannstadt) zu Maria von Ungarn, um nur einige bekannte Namen zu erwähnen.
Insgesamt bietet sich dem interessierten Leser durch diesen Service immer öfter die Möglichkeit, sehr viel direkter als bisher Zugang zu interessanten Quellen und Publikationen zu gewinnen, die sonst nur sehr kostspielig oder über schwer erreichbare Präsenzbibliotheken zur Verfügung stehen.