Mischa hasst es, zu lügen. Das sagt er jedenfalls seinem besten Freund und Klassenkameraden Nityananda, genannt Nits. Lügen würde er nur im äußersten Notfall, versichert er Nits. Keine Badehose für den Schwimmunterricht zu haben – ist das ein solcher Notfall? Zuerst glaubt ihm Nits, die Mäuse hätten seine Badehose angefressen. Warum kauft er sich nicht einfach eine neue? Schon weniger glaubt er ihm die Chlorallergie, die Mischa dem Lehrer vortäuscht. Und als Nits auch noch herauskriegt, dass das Attest dazu gefälscht ist, beginnt er, ernsthaft an der Freundschaft mit Mischa zu zweifeln. Auf einmal fällt ihm auf: Noch nie war er bei Mischa zuhause. Stets treffen sie sich nach der Schule, zum Entenerschrecken am Teich oder auf der Brücke, von der aus sie auf die Autos runterspucken, Nits auf die weißen und Mischa auf die schwarzen oder umgekehrt. Manchmal holen sie auch Mischas kleine Schwester Amy von der Schule ab. Und bevor sie dann zu Mischa nach Hause kommen, verabschiedet er sich ganz schnell, oder sie begegnem seinem Vater, der ihn gleich zum Einkaufen losschickt…
Dabei ist Mischa wirklich cool: Hochgewachsen, geföhnte Haarwelle, gebügeltes weißes Hemd, geschickt kombiniert mit einem speckigen Lederrucksack und den uralten Lieblingsturnschuhen. Mit seinen Schulsachen geht er ordentlich um, sein Lieblingsbuch ist ein mit Goldbuchstaben verzierter alter Atlas, und langweilig ist es auch nie mit Mischa, denn als halber Biologe weiß er die tollsten Kuriositäten über jedes Tier – selbst über Feuerwanzen. Kein Wunder, seine Mutter ist Forscherin und ständig im Urwald unterwegs. Und sein Vater – langes Haar, schwarze Lederjacke – sieht aus wie ein echter Rocker. Wer würde Mischa nicht beneiden?
Bis vor Kurzem hat Nits dem hyperkorrekten Mi-scha noch immer alles geglaubt. Bis er entdeckt, dass hinter seinen Lügengeschichten ziemlich verrückte „Wahrheiten“ stecken. Familiengeheimnisse, von denen nicht einmal Mischas kleine Schwester etwas ahnt...
Nits beginnt sich zu fragen, wer Mischa eigentlich ist. Und ob die bittere Wahrheit, die er nach und nach erfährt, ausreicht, um all die Lügen zu rechtfertigen und ihre Freundschaft zu retten. Oder ist Lügen vielleicht einfach nur träumen, wie es auch gewesen sein könnte, wie Mischas Vater sagt?
Nits gibt Mischa noch einmal eine Chance – gerade noch rechtzeitig, um seinem Freund mit viel Mut und Herz aus einer Verkettung von Schwierigkeiten herauszuhelfen.
Ein wahrhaft bewegender Roman über ein viel zu wenig diskutiertes Thema: Kinderarmut.