Mit einem Kirchentag unter dem Motto „Aus gutem Grund: evangelisch in Rumänien“ feiert die evangelische Landeskirche das diesjährige Reformationsjubiläum. Das Großereignis wird vom 29. September bis 1. Oktober mit voraussichtlich 2000 Gästen über die Bühne gehen. Veranstalter sind die Evangelische Kirchengemeinde A.B. Kronstadt (Honterusgemeinde) und die ungarische Evangelisch-Lutherische Kirche. Herzstück des Kirchentags ist neben der Frage nach der gegenwärtigen evangelischen Identität auch die Weltpremiere eines musikalischen Auftragswerks. In der Schwarzen Kirche soll die „Messe von Kronstadt“ aus der Taufe gehoben werden.
Das Musikstück entsteht als Gemeinschaftsprojekt evangelischer, orthodoxer und katholischer Komponisten, die den Messetext in unterschiedlichen Sprachen vertont haben: „Kyrie“ auf Ungarisch (komponiert von Zoltán Szalay), „Gloria“ auf Deutsch (Steffen Schlandt), „Credo“ in lateinischer Sprache (Heinz Acker), „Sanctus“ auf Rumänisch (Şerban Marcu) und „Agnus Dei“ auf Englisch (Brita Falch-Leutert). So soll sich die konfessionelle und sprachliche Vielfalt Siebenbürgens in der Musik widerspiegeln.
„Luther selbst wollte, dass die Menschen die christliche Messe in ihrer jeweiligen Sprache verstehen“, erklärt Steffen Schlandt, Kantor der Schwarzen Kirche und Koordinator des Projekts. „Er hatte nicht vor, sich von der lateinischen Sprache und der katholischen Tradition vollkommen zu trennen. Vielmehr wollte er die anderen Sprachen zu einem gleichwertigen Rang erheben, damit man – wie er schreibt – auf Deutsch, Lateinisch, Griechisch und Hebräisch im Gottesdienst singt und liest“.
Bunt zusammengesetzt und mehrsprachig ist auch das Ensemble, das die Welturaufführung der „Messe von Kronstadt“ darbieten wird. Der Bachchor der Schwarzen Kirche besteht aus 40 Mitgliedern, die sechs Konfessionen angehören und drei Muttersprachen sprechen. An der Premiere beteiligen sich zudem Mitglieder anderer siebenbürgischer Kirchenchöre und der Kammerchor „Lux Aurumque“ aus Miercurea Ciuc. Hinzu kommen vier Solisten sowie Orgel- und Schlagzeugbegleitung.
Luther selbst, der als Komponist zahlreicher Choräle, Psalm- und Katechismuslieder die Kirchenmusik prägte, hätte sich wahrscheinlich anstelle von Orgel und Schlagzeug eher die zarten Klänge der Laute gewünscht. Doch die vier- bis neunstimmige „Messe von Kronstadt“, die vor der Sommerpause schon mit dem gesamten Ensemble geprobt werden konnte, hat laut Steffen Schlandt nicht den Anspruch, die musikalischen Traditionen vergangener Jahrhunderte aufzugreifen – auch wenn beispielsweise das „Kyrie“ und das „Agnus Dei“ in Anlehnung an Kompositionen des 17. Jahrhunderts aus dem „Codex Caioni“ und dem „Kronstädter Cantionale“ entstanden sind. Kern der „Messe von Kronstadt“ ist vielmehr die Gegenwart: „Das Werk soll ein Ausdruck unserer Zeit sein: neue, gute Musik, die uns heute inspiriert und uns als Christen verbindet“, so Schlandt.
Die Weltpremiere der „Messe von Kronstadt“ erklingt in der Schwarzen Kirche zum Abschluss des Kirchentags am 30. September (Ortszeit 19 Uhr). Wer nicht in Kronstadt dabei sein kann, hat die Möglichkeit, eine Live-Übertragung unter www. honterusgemeinde.ro zu sehen (und zu hören). Zudem sind weitere Konzerte in Hermannstadt (14. Oktober) und Miercurea Ciuc (15. Oktober) geplant.