Die ersten Österreichischen Kulturtage in Hermannstadt/Sibiu eröffneten am 25. Oktober, einem Freitagabend, Teresa Leonhard und Thomas Kloiber, Direktor am Österreichischen Kulturforum Bukarest, in Anwesenheit von Bürgermeisterin Astrid Fodor sowie Daniel Plier, dem Honorarkonsul des Großherzogtums Luxemburg, in der Touristeninformation am Großen Ring/Piața Mare.
„Ungeachtet der bisherigen Anstrengungen, Resolutionen und Gesetze auf nationaler und internationaler Ebene ist die Gleichstellung der Geschlechter noch lange nicht erreicht“, erklärte Kloiber in seiner Eröffnungsansprache. Als Thema der Kulturtage hatte sich Leonhard von der österreichischen Nationalhymne inspirieren lassen, in der es neuerdings heißt: „Heimat bist du großer Töchter (…)“. In der Ausstellung „KALLIOPE Austria – Frauen in Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft“ werden dann auch die Biografien von mehreren weiblichen historischen Persönlichkeiten betrachtet. In der Begleitbeschreibung heißt es, dass die österreichischen Frauen in der offiziellen Geschichte des Landes zu oft vergessen, an den Rand gedrängt oder übersehen wurden. „Ihre Leben und ihre Werke machen zumindest die Hälfte der geistigen Identität Österreichs aus und sollen hier exemplarisch, im Wissen um die Lücken, teilweise skandalösen Lücken, gewürdigt werden.“ Unter den vorgestellten Frauen sind beispielsweise die Ärztin Ella Lingens, die von Israel als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet wurde; die Physikerin Lise Meitner; die Malerin Tina Blau sowie Karoline von Perin, die Pionierin der österreichischen Frauenrechtsbewegung.
Auch im österreichischen Außenministerium, dem das Kulturform unterstellt ist, ist die Gleichstellung der Geschlechter noch nicht erreicht, betonte Kloiber. Während in der Behörde zwar zu etwa gleichen Teilen Frauen und Männer arbeiten, seien die Führungspositionen allerdings nur zu rund 30 Prozent mit Frauen besetzt. „Ein Zeichen der Hoffnung ist der Fakt, dass das Verhältnis von Führungskräften, die nach 1975 geboren sind, bereits ungefähr bei 50 Prozent liegt“, erklärte der Kulturforumsdirektor und fügte sofort an, dass dies lediglich die Bestätigung dafür sei, dass die Richtung stimmt. „Trotzdem muss die Gleichstellung der Geschlechter im Fokus bleiben, wie zum Beispiel durch die Österrei-chischen Kulturtage.“
Besonders wichtig war es der Organisatorin Teresa Leonhard, junge Menschen zu erreichen. In Zusammenarbeit mit Daniel Plier, der auch als Schauspieler und Regisseur am Radu-Stanca-Theater tätig ist, gab es zwei Lesungen an Schulen. „Das hat sehr gut funktioniert, weil danach auch noch Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern entstanden sind“, erklärte Leonhard. Darüber hinaus fand mit Studentinnen verschiedener Fachrichtungen der Lucian-Blaga-Universität ein Seminar statt, „in dem wir uns einerseits mit der Geschichte der Frauenbewegungen auseinandergesetzt haben und das dann auf das eigene Erleben projiziert haben.“
Die aus Oberösterreich stammende Leonhard zeigte sich dann auch zufrieden mit den Kulturtagen, die am 29. Oktober mit einem Blasmusikkonzert auf dem Großen Ring endeten. „Insgesamt bin ich erstaunt, welche Menschen sich zusammengefunden haben und welche Netzwerke entstanden sind. Der gemeinsame Diskurs hat gezeigt, dass das Thema sehr breit ist und es sehr verschiedene Zugänge gibt. Ich habe in der Programmgestaltung versucht, das Thema von verschiedenen Seiten anzugehen. Das war die Grundidee. Das zentrale Element war die Ausstellung und um diese wollte ich eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Thematik, aber auch über verschiedene Veranstaltungen den akademischen Diskurs weiterbringen. Ganz wichtig war es, junge Leute zu erreichen. Sie sollten sich mit der Thematik auseinandersetzten und sich nicht nur etwas ansehen. Der Austausch war das Wichtige und dieser hat auch wirklich sehr gut funktioniert.“