Selten bekommt man als Leserin oder Leser so tiefe Einblicke in das persönliche (Alltags-)Leben wie durch eine Briefkorrespondenz. Der schriftliche Austausch zwischen König Karl I. und Königin Elisabeth, alias die Dichterin Carmen Sylva, aufbewahrt im Nationalarchiv in Bukarest, umfasst die Zeit von 1869 bis 1913 und damit fast die gesamten Ehejahre des Herrscherpaars. In deutscher Sprache und altdeutscher Handschrift mit rumänischen und französischen Passagen verfasst, erschienen die Briefe in einer historisch-kritischen Ausgabe bereits 2018 in zwei Bänden auf Deutsch mit Einleitung und Kommentaren der Herausgeberin Dr. Silvia Irina Zimmermann, Literaturwissenschaftlerin und Mitbegründerin der Forschungsstelle „Carmen Sylva“. Aufschlussreich sind die Briefe Elisabeths vor allem auch allgemein im Hinblick auf die Geschichte der adeligen Frauen in Europa, zeigen sie doch die Lebensweise einer deutschen Fürstin und Königin in Rumänien, im Südosten Europas.
Nun liegt der erste Band der Briefedition auch in rumänischer Sprache vor. Er umfasst die Zeit bis ins Jahr 1888 – die Verlobung, das kurze Leben ihres einzigen Kindes, die Erlangung der Unabhängigkeit Rumäniens und die Ausrufung des Königreichs. Die kritisch kommentierte Ausgabe, übersetzt von Dr. Silvia Irina Zimmermann sowie der Literaturwissenschaftlerin Dr. Romaniţa Constantinescu, ist kürzlich im Verlag Humanitas erschienen. Damit stehen die Einblicke in das Leben Karls I. und Elisabeths auch der Leserschaft in ihrer Sprache zur Verfügung, in der das Königspaar wirkte. (mp)