Ein großer, heller Raum, der Blick fällt durch die großzügigen Fenster auf die dahinfließende Dâmboviţa. An den schlichten, hellen Holz-tischen wird gefertigt, geplaudert und getüftelt. Die Bukarester Hitze ist hier nicht so drückend und es ist, als liege im Nod Makerspace Innovation in der Luft. „Vor zwei Jahren noch war hier nicht viel mehr als jede Menge Schutt und Dreck“, sagt Irina Mocanu nicht ohne Stolz. Die Assistentin der Geschäftsführung führt durch die heiligen Hallen der Kreativwerkstatt im Sektor 4 der rumänischen Hauptstadt. Vor eineinhalb Jahren öffnete der Nod Makerspace (das rumänische Wort nod bedeutet Knoten, Makerspace stammt aus dem Englischen und lässt sich grob als „Macher-Raum“ übersetzen) in einer ehemaligen Baumwollfabrik seine Tore.
Auf 1.000 Quadratmetern finden sich knapp 30 offene Arbeitsplätze, 15 separate Studios und ein großzügiger Konferenzraum. Sie bieten Handwerkern, Designern und anderen Kreativen Raum zum Arbeiten. Zusätzlich kann sämtliches Equipment genutzt werde, zum Beispiel die umfangreiche Holzwerkstatt, der Töpferofen, 3D-Drucker, Lasercutter, Nähmaschinen sowie viele weitere Werkzeuge. Mocanu sieht noch viel mehr potenzielle Möglichkeiten: „Wir entwickeln uns ständig und suchen immer neue Bereiche, die noch nicht vertreten sind, aber benötigt werden.“ Das Konzept der Makerspaces stammt aus den USA und der Nod Makerspace ist in Rumänien das größte seiner Art. Vor zwei Jahren kamen einige Bu-karester Architekten, Designe-rinnen und Entrepreneure zusammen und gestalteten, mit einer 50-prozentigen Beteiligung von Investoren, die vormaligen Fabrikräume eigenhändig um.
Die entstandenen Studios werden zumeist von Start-Ups oder Kollektiven gemietet, die Arbeitsplätze im offenen Atelier von Einzelpersonen. Gemeinsam haben sie alle: fantastische Ideen, kunstvolles Handwerk und immer ein offenes Ohr und Herz für Inspirationen.
Auf den Schreibtischen reihen sich Ringe aus Keramik und Flugzeug-Prototypen, Computertastaturen aus Holz und Programmierhandbücher, Möbel und Spielzeug nebeneinander. Gerade der offene Arbeitsraum, die Werkstätten und die gemeinsame Küche laden zum Plauschen und Austausch ein. „Die Idee ist es, durch diese Offenheit eine kreative Gemeinschaft und die Möglichkeit zum Kontakteknüpfen zu schaffen“, so Mocanu. Zwar würde man häufiger mal unterbrochen, doch man könne viel von seinen Nachbarn und Nachbarinnen lernen und voneinander profitieren. Und diese Idee komme an: es gibt eine Warteliste für die Studios, die Arbeitsplätze sind gut ausgelastet und das ohne jegliche aktive Werbung, sondern nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda und einen guten Ruf in der Szene. Auch nahm der Nod Makerspace dieses Jahr zum zweiten Mal an der Rumänischen Design Woche teil, ein voller Erfolg.
Doch die Kreativen bleiben nicht nur unter sich: ab dem Herbst gibt es wieder Workshop- Angebote, wie Schneidern und Töpfern. „Außerdem möchten wir auch gerne die Maker unterstützen. Wir denken da an eine Art ‘Kreative Schule’, eine Woche, in der aufstrebende Künstler und Handwerker in Theorie und Praxis über den Aufbau eines Geschäfts lernen. Diese Unterstützung fehlt vielen hier.“, ergänzt Mocanu. Ebenfalls im Herbst wird ein Online-Verkauf gelauncht, in dem die vielfältigen Produkte der Maker angeboten werden. Langfristig hat das Team des Nod Makerspaces ein ehrgeiziges Ziel: „Der ‘große Plan’ ist es, hier in den umliegenden Industriegebäuden einen Campus mit Büros und Räumen für Start-Ups und Freischaffende zu schaffen. Eine Art ‘Start-Up-Motor’ für Bukarest.“ Wir dürfen also gespannt bleiben, was sich in den jetzt noch verstaubten Fabrikräumen an der Dâmbovi]a bald abspielt.