Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Bukarester Museums der Kunstsammlungen, das im Jahre 1978 neu als Abteilung des Bukarester Nationalen Kunstmuseums eingerichtet wurde, ist seit September vergangenen Jahres im rechten Seitenflügel des Romanit-Palastes in der Calea Victoriei 111 und noch bis Ende Januar 2019 eine Ausstellung der besonderen Art zu sehen. Sie zeigt in drei Räumen im Erdgeschoss des Museums Kunstsammlerporträts, wobei damit sowohl Gemälde gemeint sind, die diverse Kunstsammler porträtieren, als auch Gegenstände aus Kunstsammlungen, die auf ihre Weise den Charakter der einzelnen Sammlungen widerspiegeln. In diesem Lichte betrachtet, erscheinen Sammlungen selbst gleichermaßen als künstlerische Porträts ihrer Sammler.
Während das Museum der Kunstsammlungen zum Zeitpunkt seiner Eröffnung vor vierzig Jahren über 13 Sammlungen verfügte, befinden sich heute insgesamt 47 Sammlungen in seinem Besitz, wobei 16 von ihnen erst nach der Wende in die Bestände des Museums eingegliedert wurden. Es soll nicht verschwiegen werden, dass sich der Besitzerwechsel von privater Person zu staatlicher Institution während des Kommunismus nicht immer rein freiwillig vollzog, wovon Gerichtsurteile zeugen, die nach dem Ende der kommunistischen Ära in Rumänien die Rückerstattung seinerzeit geschenkter Sammlerstücke verfügten.
Ist schon das Museum der Kunstsammlungen zu klein, um alle seine Sammlungen der Öffentlichkeit zu präsentieren, um wie viel weniger mag es einer Wechselausstellung aus Museumsbeständen gelingen, die Fülle der Schätze des gesamten Museums, trotz der thematischen Fokussierung auf Sammlerporträts, vor den Augen der Besucher auszubreiten. Dennoch hat diese Ausstellung zum Thema „Sammlerporträts“ einen besonderen Reiz, nicht nur weil sie den sammelnden Menschen hinter seiner Anhäufung von Kunstschätzen zeigt, sondern auch weil sie gewissermaßen wie ein Museum im Museum wirkt: als Vorschau auf das, was den Besucher in der Totalität des Museums erwartet, wie auch als Inzentiv, sich im Anschluss an den Besuch der Wechselausstellung in der ständigen Ausstellung des Museums selbst zu ergehen.
Einem guten Kenner des Museums der Kunstsammlungen wird die Ausstellung zum Thema „Sammlerporträts“ nicht viel Neues bringen, aber die konzise und auf nur wenige Exponate beschränkte Präsentation rund der Hälfte der Sammlungen des Museums ist doch aufgrund ihrer stenogrammartigen Kürze und Gedrängtheit ein besonderes Erlebnis, zumal die einzelnen Ausstellungsobjekte museografisch mustergültig aufbereitet sind und außerdem zahlreiche Tafeln an den Wänden dem interessierten Besucher wertvolle Informationen über jede einzelne Sammlung und jeden einzelnen Sammler bieten.
Man beginnt den Rundgang durch die Ausstellung am besten rechter Hand mit dem größten der drei Ausstellungssäle, wo einen die – im Museum mehrere Räume in Anspruch nehmende – Sammlung der Geschwister Béatrice und Hrandt Avakian in Empfang nimmt. Der im syrischen Aleppo geborene und 1920 ins damals rumänische Baltschik/Balcic emigrierte Armenier ist mit zwei Sammlerporträts vertreten: mit einem Gemälde von Jean Alexandru Steriadi, den der Sammler in Baltschik kennengelernt hatte, und mit einem Selbstporträt im orientalischen Stil, das den Künstler-Sammler mit einer Faust voller Pinsel neben seiner Staffelei zeigt. Das Porträt der Kunstsammlerin Béatrice Avakian stammt ebenfalls aus der Hand ihres Bruders, wie auch ein weiteres Ölgemälde, ein Stillleben mit Buddha. Daneben sind in Vitrinen weitere Exponate aus der Sammlung der Geschwister Avakian zu sehen: Jadeobjekte aus China, ein japanischer Gürtel und Netsuke aus Elfenbein.
Aus der Sammlung Iosif Iser sind, neben einem Selbstporträt des Maler-Sammlers mit Zigarre und weiteren Gemälden, auch persönliche Gegenstände des Künstlers zu besichtigen: seine Pinsel, seine Palette, eine Mandoline, Uhren aus Familienbesitz, diverse Skizzenbücher und eine Radierplatte mit einem Harlekin-Motiv.
Die Sammlung Alexandra und Barbu Slătineanu, eine Sammlung mit komparatistischem Schwerpunkt, ist in der Ausstellung nicht nur mit einer Kohlezeichnung von Vincent van Gogh (Mohrrübenernte) und einem Porträt des Sammlers von Adam Bălțatu vertreten, sondern zudem mit einer Vielzahl von Objekten aus mehreren Jahrtausenden: von Idolen der 7000 Jahre alten Cucuteni-Kultur über griechische Terrakottafragmente, über Töpferwerkzeuge, Stein- und Tonsiegel bis hin zu fein gearbeiteten farbigen Keramiktellern.
Die Sammlung Serafina und Gheorghe Răut wartet in der Ausstellung mit zwei Sammlerporträts auf: einer Bleistiftzeichnung Serafinas von Rappa Severino im pointillistischen Stil und einer Lithografie Gheorghes von Jean Alexandru Steriadi. Als die Sammlung des Ehepaars Răut 1970 in den Besitz des rumänischen Staates überging, bestand sie zu zwei Dritteln aus Werken des rumänischen Malers Theodor Pallady, der zwischen 1924 und 1940 unmittelbarer Nachbar des Bankiers Răut an der Pariser Place Dauphine war. Es versteht sich von selbst, dass in dieser Ausstellung eine Ansicht Palladys von der Place Dauphine auf der Pariser Île de la Cité nicht fehlen konnte!
Exponate aus den Sammlungen Elena und Anastase Simu (Bronzebüsten des Sammlerpaares von Antoine Bourdelle), Elisabeta und Mișu Weinberg (Porträt des Sammlers in Öl von Iosif Iser), Marcu Beza (Porträt des Sammlers von Rodica Maniu), Alexandru Phoebus (Selbstporträt in Öl mit Barett vor der Staffelei), Garabet Avachian (Bleistiftporträt des Sammlers von Vasile Velisaratu), Elena und Iosif Dona (Porträt des Sammlers von Alexandru Ciucurencu) und last but not least Krikor H. Zambaccian (Porträt des Sammlers mit Hut von Gheorghe Petrașcu) runden den überwältigenden Gesamteindruck des ersten Ausstellungsraumes gelungen ab, wobei die Kunstgegenstände aus dem Osmanischen Reich und aus dem Mittleren Osten der Sammlung Marcu Beza dazu anregen, die arabischen Interieurs aus dem Besitz des rumänischen Diplomaten und Schriftstellers, die den Betrachter gänzlich in die Welt des Orients versetzen, auch in der ständigen Ausstellung des Museums der Kunstsammlungen zu besichtigen.
Im zweiten und mittleren Ausstellungssaal sind, zentriert um Porträts der verschiedenen Kunstsammler, weitere sieben Sammlungen des Museums ausschnittartig und in gedrängter Form zu genießen. Highlights dieses Ausstellungsraumes sind die Exponate der Sammlung Corneliu Baba (Selbstporträt des Künstlers, drei weitere seiner Ölgemälde, ferner Palette, Pinsel und Schränkchen aus seinem Besitz), die japanischen Holzschnitte aus der Sammlung Dumitru und Maria Ștefănescu, das aus Metall und Muranoglas gefertigte Armband aus der Sammlung Micaela Eleutheriade und das Temperagemälde „Lilien“ der Königin Maria von Rumänien aus der Sammlung Radu Ionescu.
Im dritten und kleinsten der drei Ausstellungssäle finden sich abschließend Exponate aus fünf Sammlungen des Museums, wobei hier nur noch ein einziges Sammlerporträt präsentiert wird: das Porträt der Kunstsammlerin Șerbana Drăgoescu (mit breitkrempigem Hut im hellen Mittagslicht in ländlicher Umgebung), gemalt von ihrem Vater Radu Drăgoescu. Beeindruckend sind hier ferner die Exponate der Sammlung Mircea und Artemiza Petrescu: ein Paravent mit japanischen Motiven (Wasserfarben auf Goldpapier), eine Farbradierung des Hunyade-Schlosses in Hunedoara und ein Farbholzschnitt der Burg Deva. Die Sammlung Eugen Taru (Eugeniu Starck) gibt zum Abschluss der Ausstellung Anlass zum Schmunzeln. Man findet dort vier lustige Farbillustrationen des Künstlers zu „Don Quijote“ sowie eine Karikatur mit dem Titel „cerere în cerc“ (Antrag im Kreis), die auch heute noch Aktualität besitzt: man sieht dort einen Mann in einem Laufrad, der, einen solchen Antrag in seiner rechten Hand vor sich hertragend, läuft und läuft und läuft.