Was haben Alecsie Zugravul aus Câmpulung und Gabriel Vasile Vlad aus Temeswar, die durch Jahrhunderte getrennt sind, gemeinsam? Die Ikone „Die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm“, die Alecsie Zugravul zugeschrieben wird, ist heuer durch die sorgfältige Arbeit von Gabriel Vasile Vlad zu einem gemeinsamen Produkt geworden. Die Schmutzschicht, die die Ikone bedeckte, sollte entfernt und die von Xylophagen verursachten Schäden behoben werden. So entstand das Endprodukt, die restaurierte Ikone, die Dissertationsarbeit des Absolventen des Magisterstudiengangs „Konservierung-Restaurierung“.
Den wahrscheinlich spektakulärsten Abschluss erleben und bieten gleichzeitig die Absolventen der Fakultät für Kunst und Design an der West-Universität Temeswar: Es ist immer etwas für die Augen der Absolventen, Professoren, Eltern, Freunde dabei, die sich an den Exponaten erfreuen.
In diesem Jahr war die „Gala der Absolventen“ besonders konsistent, die TIMCO-Halle war auf beiden Etagen besetzt. Bei der Vernissage der Ausstellung am vergangenen Freitag haben Marilen Pirtea, der Rektor der West-Universität, Vic˛ Adorian, der Dekan der Kunstfakultät, sowie Ileana Pintilie, Professorin an derselben Fakultät, das Wort ergriffen. Die Vernissage leitete die Gala der Absolventen 2016 ein, die mehrere Veranstaltungen beinhaltet. Die Organisatoren der Gala sind die West-Universität Temeswar, die Fakultät für Kunst und Design sowie die Galerie „Calina – Ausstellungsraum für Gegenwartskunst“.
Auch Textilien wollen restauriert werden, wenn es sich um Kunstwerke handelt, die die anonymen Meister in den ländlichen Gebieten geschaffen haben. Roxana Marilena Maria Alexe hat mit der Restaurierung einer Frauenbluse aus Baumwolle, mit einem komplexen Stickmuster ihre Lizenzprüfung abgelegt.
Besonders attraktiv für den Besucher ist die Ausstellungswand der Absolventen der Foto-Video-Abteilung, die unter der Koordination des Professors Stelian Acea auch in diesem Jahr das Publikum begeistert.
Alexandru Paliuc setzt auf „Ko-existenz“: Die Serie Fotografien stellt eine Frau mit zwei Gesichtern dar, nie sind die beiden in derselben Stimmung: eine janusartige Gestalt, eine Frau, die sich aus einer anderen Frau herauszuwinden versucht, sich verzerrt, schreit, manchmal ermüdet, ein innerer Kampf, Schizophrenie.
Lidia Albu versprach „Die Metamorphose“ und präsentiert in einer Fotografien-Folge das Lösen eines Menschen aus einem Kokon. An die Selfie-Mode knüpft Andreea-Doria Costin in ihrer Selbstporträt-Reihe mit dem schönen Wortspiel im Titel „Selfie Conscious“ an. „Es ging mir darum, mich neu zu erschaffen, meine Wirklichkeit wieder zu erschaffen, indem ich sie auf die wichtigsten Elemente des künstlerischen Ausdrucks reduziert habe: Punkt, Linie und Fleck“, so die junge Künstlerin. Und weil es sich um junge Menschen handelt, werden dem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt. So stößt der Besucher bereits im Erdgeschoss auf die in Stein gemeißelten Kumuluswolken von Eugeniu }ibuleac. Damit hat der Künstler seinen Masterstudiengang in Bildhauerkunst abgeschlossen.
Eines übertrumpft noch den Einfallsreichtum auf der Skala der bedeutenden Dinge: Träumen und Kind bleiben oder zumindest ein Stück Kindheit mit auf seinen Lebensweg nehmen. Das versteht auch Franciska Andras so. Die Absolventin der Design-Fakultät hat dem beliebten ewigen Kind Peter Pan eine ganze Textil-Geschichte gewidmet: „Puer aeternus“.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Juli geöffnet.