Wenn die Politik der Regierungskoalition, die derzeit in Rumänien an der Macht ist, seitens einzelner Staaten der Europäischen Union oder gar seitens des Staatenverbunds der Europäischen Union im Ganzen unter Beschuss gerät, so nehmen die Vertreter der momentan in Rumänien herrschenden Parteien gerne Zuflucht zu der Behauptung, es handle sich bei der Kritik aus Europa lediglich um Missverständnisse, da es nur mit der Kommunikation ein wenig hapere. Gelegentlich werden dann sogar zusammen mit den Originalen offizieller rumänischer Verlautbarungen deren englische Übersetzungen an die entsprechenden europäischen Institutionen gleich mitgeschickt, um der offenbar aus Missverständnissen und mangelhaften Übersetzungen resultierenden Kritik von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Es scheint, dass die Mitte März in die rumänischen Kinos gekommene Filmkomödie „Faci sau taci“ (Tu’s oder schweig) von Iura Luncaşu im Spaß den Spieß einfach umdreht und dabei Rumänien den schwarzen Peter zuschiebt. Denn der vor 39 Jahren in Bessarabien geborene und seit 1990 in Rumänien lebende Filmregisseur, der selbst das Drehbuch zu seiner jüngsten Filmkomödie verfasst hat, lässt seinen anderthalb Stunden dauernden Streifen damit beginnen, dass ein spanischer Kriminalbeamter im Zuge europäischer Verbrechensbekämpfung nach Temeswar/Timişoara kommt, um gemeinsam mit seinen rumänischen Kollegen den Kopf einer kriminellen Vereinigung dingfest zu machen, welche europaweit Drogen-, Waffen- und Menschenhandel betreibt. Das Problem: Die rumänischen Kriminalisten sind des Spanischen weder mächtig noch haben sie einen Übersetzer zur Seite.
So brennen die Anfangssequenzen des Films bereits ein Feuerwerk von Pointen ab, angefangen von der Sekretärin, deren ‘spanisches’ Vokabular sich auf die Namen „Shakira, Piqué, Barcelona“ beschränkt, über den Unterinspektor (Augustin Viziru), der sich immerhin mit seinem eigenen Namen auf Spanisch vorstellen kann, den Adjutanten (Levent Sali), der sich mit der vermeintlich spanischen Vokabel „ahoi“ in die Arbeit stürzen will, bis zum Chef der rumänischen Spezialeinheit (Bogdan Mălăele), der eisern schweigt und dem ohnehin alles spanisch vorkommt. Auch der aus der rumänischen Hauptstadt angereiste Oberinspektor (Horia Brenciu) lässt, obwohl er perfekt spanisch spricht, seine rumänischen Kollegen weiterhin im Dunkeln tappen, denn er fliegt unmittelbar nach der Unterredung mit dem Kollegen aus Spanien wieder nach Bukarest zurück, ohne jene über den Fall aufzuklären.
Licht ins Dunkel bringt dann die zuständige Staatsanwältin (Monica Bârlădeanu) der rumänischen Verbrechensbekämpfungsbehörde DIICOT, die zusammen mit dem spanischen und den rumänischen Kriminalisten nach Orawitza/Oraviţa im Kreis Karasch-Severin reist, um dort den Chef der Verbrecherorganisation, der den sprechenden Nachnamen Briceag (Taschenmesser) trägt, auf frischer Tat zu ertappen. Mit von der Partie sind – Charlie’s Angels lassen grüßen! – sechs attraktive junge Damen, die der rumänischen SWAT-Spezialeinheit angehören, aber allesamt ihr Gehalt problemlos auch mit einem lukrativen Nebenjob als Model aufbessern könnten. Zu besagter Spezialeinheit zählen als Schauspielerinnen auch die Kunstturnerin Sandra Izbaşa (Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Peking 2008), die bei einer akrobatischen Action-Szene auch starke Männer spielend zu Boden wirft, und die Popsängerin Ana Baniciu, die außerdem den Titelsong „Faci si taci“ zum gleichnamigen Film beigesteuert hat.
Über den wunderbaren Landschaftsaufnahmen von den Wäldern, Hügeln und Tälern des rumänischen Banats mit idyllischen Bächen und pittoresken Wasserfällen, immer wieder unterbrochen durch Popsongs wie etwa „Bărbatul fatal“ (Der fatale Mann) von Norya (Antonia Stancu), vergisst man dann fast die eigentliche Filmhandlung, deren lustspielartige Essenz sich im Trainingscamp im Hochwald dann umso reicher entfaltet. Insbesondere Levent Salis komödiantisches Talent macht, nach der herrlichen Eingangssequenz des Films, auch diese Waldszenen zu einem die Lachmuskeln kitzelnden Genuss. Der von Levent Sali verkörperte schüchterne und sensible Adjutant erringt denn auch im einsamen Waldcamp die Gunst der SWAT-Damen, einer nach der anderen, sehr zum Ärger und zur Enttäuschung des ihm vorgesetzten Unterinspektors, dessen Macho-Gehabe bei den schlagkräftigen Kämpferinnen gar nicht ankommt und der deshalb auch ständig das Nachsehen hat.
Um den nahe der serbischen Grenze vermuteten Chef des Mädchenhändlerrings zu ergreifen, hat man folgenden Plan ausgeheckt. Einige Damen der Spezialeinheit sollen als Luxusprostituierte in ein konspiratives Haus in Orawitza, wo auch noch andere junge Frauen auf ihren Transport in den Westen warten, eingeschleust werden, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen und den Kopf der Verbrecherorganisation in flagranti zu ertappen.
Den aus den Medien mit dem einschlägigen rumänischen Milieu vertrauten Zuschauer begleitet während der gesamten Filmhandlung ständig die Frage, ob nicht etwa einzelne der rumänischen Kriminalisten selbst korrupt sind und mit dem Chef des Mädchenhändlerrings womöglich unter einer Decke stecken. Erst hat man den Bukarester Oberinspektor im Verdacht, dann den Chauffeur der Staatsanwältin, schließlich die Staatsanwältin selbst. Und in der Tat: eine Scharfschützin der besagten Spezialeinheit beobachtet durch ihr Zielfernrohr das konspirative Treffen der DIICOT-Anwältin mit einem Mädchenhändler. Aller-dings stellt sich im weiteren Verlauf der Filmkomödie heraus, dass die Staatsanwältin mit ihrer entführten Schwester erpresst wird und deshalb dem wahren Übeltäter, einem korrupten rumänischen Polizisten, zu Willen sein muss, der nach einem gelungenen Ablenkungsmanöver nicht nur den Tod der Schwester befohlen hat, sondern auch die Staatsanwältin selbst ermorden möchte, um sich danach über die grüne Grenze nach Serbien abzusetzen.
Hier kommt nun als Deus ex machina der Chauffeur der weiblichen Spezialeinheit (Cosmin Nedelcu), ebenfalls ein komödiantisches Naturtalent, ins Spiel, der mit seinem Transporter durch den mit dem Auto fliehenden korrupten Polizisten von der Straße abgedrängt wird und der daraufhin den gleichfalls im Straßengraben gelandeten Raser gründlich durchprügelt, nur kurz unterbrochen durch den Anruf der Ehefrau aus der Geburtsklinik, in dem sie ihm mitteilt, dass er Vater einer gesunden Tochter geworden ist.
Als Helden des vereinten Schlags gegen den Mädchenhändlerring, bei dem die Damen der Spezialeinheit alle verbrecherischen Männer erledigt und alle gefangen gehaltenen Frauen erfolgreich befreit haben, werden schließlich der Unterinspektor und sein Adjutant gefeiert, die, nachdem man sie allein im Waldcamp zurückgelassen hat und nachdem sie auf der Suche nach den Lichtern der Zivilisation ziellos durch die Gegend geirrt sind, zufällig auf den durch die verabreichte Tracht Prügel immer noch außer Gefecht gesetzten Hauptübeltäter treffen und jenen der bereits mit Spürhunden nach ihm suchenden Polizeitruppe übergeben können.
Der wahre Held der Filmkomödie ist aber der Adjutant, der bei dem acht Monate danach stattfindenden Empfang zur Feier des gelungenen Schlages gegen das organisierte Verbrechen wieder auf die Damen der Spezialeinheit trifft, fast alle von ihnen in anderen Umständen und guter Hoffnung. Insgesamt also ein amüsanter, fein rhythmisierter Film, mit vielen Gags und viel Humor: leichte, zugleich reiche Kost für Auge und Ohr, wenn auch mitunter eine Strapaze für die Lachmuskeln.