Nach dem vierten Streich gibt es zum ersten mal Szenenapplaus. Lehrer Lämpels Pfeife ist gerade mit einem großen Knall in Rauch aufgegangen, rund 30 Kinder kommentieren es zustimmend mit lautem Lachen und Klatschen. Doch schon geht es weiter zum Onkel Fritz, die Premiere von Max und Moritz im Bukarester Theaterlaboratorium ist ein wilder Ritt durch die sieben so bekannten Streiche. Und ein voller Erfolg: Eltern und natürlich vor allem die Kinder sind begeistert von dem mit viel Phantasie gespielten Stück. Bevor Max und Moritz nach ihrer letzten tragischen Tollheit über die Bühne geistern, bekommen die Zuschauer so einiges zu sehen. Zwischen den liebevoll, mit unterschiedlichsten Requisiten und schnellen Kostümwechseln erzählten Streichen werden plötzlich Fotos auf der Bühne gemacht und, ohne großes Buhei, Zaubertricks aufgeführt.
Die drei Schauspieler, Ramona Olasz – die Initiatorin des Theaterlaboratoriums – sowie Ioana Livia Predescu und George Bîrsan, spielen nicht nur alle Rollen, sie kümmern sich auch um die Toneffekte, sowie das Licht, Bühnenbild und natürlich Wohlergehen ihrer kleinen und großen Zuschauer. Mit 10 - 15 Vorstellungen im Monat bedeutet das viel Aufwand für alle Beteiligten. Doch es lohnt sich: Gebannt verfolgen die Kinder die Geschichte und sind dabei so leise und aufmerksam, dass es selbst die Schauspieler überrascht. Die Abc-Schützen kennen ihren Wilhelm Busch, sie sind stolz, wenn sie wissen, was der nächste Streich bringen wird. Weicht die Aufführung einmal leicht vom Original ob, wird dies sofort kommentiert: „Das ist aber sonst nicht so!”
Überhaupt: Deutsch zu können ist hier „cool”. Kurz vor Beginn der Vorstellung kommt als allerletztes ein kleines, schüchternes Mädchen ins Publikum, deutlich jünger als alle anderen. Als jemand fragt, ob sie denn Deutsch verstehe, springt ihr sofort ihr großer Bruder zur Seite: „Natürlich spricht sie Deutsch!“ Die Kinder spielen mit der Sprache, verbessern sich gegenseitig und auch die Schauspieler, wenn sie meinen, einen Fehler gefunden zu haben. Ramona Olasz und Kollegen tragen die Reime in der Originalfassung vor, ohne die teils nicht ganz simplen Verse zu vereinfachen. „Den Kindern zu Hilfe” so Olasz, denn sie alle haben schon oder werden noch Max und Moritz in der Schule lesen und sollen durch das Theater weiter die Scheu vor den mitunter komplizierten deutschen Wörtern und Redewendungen verlieren.
So nehmen sich die Schauspieler die Zeit, einem Jungen, der mit dem Wort Tobak nichts anzufangen weiß, zu erklären, worum es sich handelt. Generell werden die Kinder dazu aufgefordert mitzumachen, wann immer es geht. Nur ganz zum Schluss, als alle zusammen den letzten Satz des Stückes gemeinsam sagen sollen, verschlägt es sogar den vorlautesten die Sprache. Macht nichts, schnell werden die Zeilen einstudiert, die letzte Szene noch einmal gespielt und alle rufen laut im Chor. Dann ist’s wirklich vorbei mit der Übeltäterei. Die weiteren öffentlichen Vorstellungen von „Max und Moritz” sind am 8. und 29. März jeweils um 16 Uhr. Zusätzliche Informationen, auch zu geschlossenen Vorstellungen für Kindergärten und Schulklassen, können unter 0749 053024 erhalten werden.