Welcher junge Mensch denkt schon daran, dass die Liebe nicht ewig dauern kann? Solange ein junger Mann die Hand seiner Angebeteten in der seinen halten kann oder eine junge Frau in den Armen ihres Geliebten liegt, scheint die Liebe unendlich zu sein. Doch was passiert, wenn die anscheinend unsterblichen Gefühle durch die Entfernung und vielleicht sogar durchVersuchung auf die Probe gestellt werden?
Gedanken darüber, was mit den durch die Umstände getrennten Liebenden geschehen könnte, machte sich am Ende des 18. Jahrhunderts der italienische Dichter Lorenzo da Ponte.
Gewiss wäre es nicht uninteressant, die Ideen da Pontes in gedichteter Form zu verfolgen. Doch viel spannender ist es, diese gesungen anzuhören. Die passenden Melodien für die Oper „Così fan tutte o sia La scuola degli amanti“ komponierte einer der bedeutendsten Komponisten der Weltgeschichte, Wolfgang Amadeus Mozart. Am vorigen Wochenende führten Studenten der Universität „Mozarteum“ in Salzburg gemeinsam mit dem Orchester der Hermannstädter Philharmonie die Oper zweimal im Rahmen des Opernfestivals im Thalia-Saal auf.
In einer von Regisseur Hermann Keckeis in unsere Zeit versetzten Fassung: Die Protagonisten tragen moderne Kleidung, schauen fern oder staubsaugen. Eines blieb jedoch auch nach über 220 Jahren unverändert und das ist die geniale Musik Mozarts. Die wäre ohne die jungen Sängerinnen und Sänger jedoch nicht vollkommen gewesen.
Die beiden Freunde, Ferrando (Derek Rue) und Guglielmo (Matthias Winckhler), rühmen sich damit, dass ihre Freundinnen, die Schwestern Fiordiligi (Alice Depret) und Dorabella (Reinhild Buchmayer), ihnen niemals untreu werden könnten. Doch da bietet ihnen Don Alfonso (Maxim Matiuschenkov), ein zynischer Mann von Welt, eine Wette an. Mit Hilfe von Despina (Natsumi Uchi), dem Hausmädchens der beiden jungen Frauen, sowie eines Täuschungsmanövers stellt er die Gefühle der beiden Liebespaare auf die Probe.
Bis auf die Unkenntlichkeit verkleidet, tauchen Ferrando und Guglielmo als fremdländische Adlige wieder auf und beginnen, die Freundin des jeweils anderen zu umschwärmen. Dorabella reagiert auf die Anmachversuche Guglielmo hellhörig, dagegen wehrt sich Fiordiligi anfangs gegen die Annäherungen des verkleideten Ferrando und gibt ihm sogar einen ausführlichen Gesangs-Laufpass.
Das Gesangstalent des internationalen Ensembles war unmöglich zu überhören. Ob Sopran, Mezzosopran, Tenor, Bariton oder Bass, die Stimmen waren perfekt. Ferrandos Leiden im zweiten Akt, als er von der Untreue seiner Freundin erfährt, wäre ohne die Stimme Derek Rues für die meisten Zuschauer auf Italienisch nicht so verständlich gewesen. Auch das eindeutig schönste Duett der Oper wurde von Rue und Depret im zweiten Akt gesungen.
Doch bei dieser Aufführung eine Arie oder ein Duett als die/das beste auszuzeichnen, ist sehr schwierig. Die Solisten bescherten dem Publikum zwei perfekte dreistündige Aufführungen, bei denen jeder auf die Lösung des Verkleidungsrätsels gespannt sein durfte. Am Ende steht jedoch die Lehre, welche die jungen Menschen in der „Schule der Liebenden“ gelernt haben: Alles von der besten Seite zu betrachten und trotz der Wechselfälle des Lebens, über die man lacht, die Ruhe zu bewahren.