Hermannstadt - Passend zum Hermann-Hesse-Gedenkjahr lädt das Hermannstädter Kultur- und Begegnungszentrum „Friedrich Teutsch“ zu einer Ausstellung über den deutschen Schriftsteller. Die am Montag eröffnete Schau trägt den Titel „Eine Zeitreise mit Hermann Hesse. Vom Nordschwarzwald ins Schweizerische Tessin“. Auf die Besucher wartet im Terassensaal eine fotografische Reise zu den Lebensstationen von Hesse, aufgenommen von Christel Wollmann-Fiedler.
In stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen hielt die in Berlin lebende Fotografin den Weg des Schriftstellers fest. Der 1877 in der württembergischen Kleinstadt Calw geborene Hesse wird als Jugendlicher wegen seiner rebellischen Art von seinen Eltern in Erziehungsanstalten und Nervenheilanstalten gesteckt. Der junge Erwachsene gelangt über Tübingen und Basel nach Bern und zurück in seine Geburtsstadt. Um 1909 trifft Hesse auf Gusto Gräser, berichtete Johannes Graul, der derzeit im Landeskirchlichen Archiv arbeitet. Er informierte die etwa 40 Gäste der Ausstellungseröffnung über die Beziehung des deutschen Literaturnobelpreisträgers Hesse zum in Kronstadt/Braşov geborenen Naturjünger und Künstler Gräser. Dieser sei ein Außenseiter, bildender Künstler und Mitbegründer einer Kommune von Lebensreformern gewesen, zitierte Graul aus der Literatur. Nach seinem Tod wurde Gräser gar zu einer Leitfigur der Ökobewegung in Deutschland.
Was verband aber nun Gräser mit Hesse? „Hesse hatte mit Gräser sein Idol und Mentor gefunden“, meinte Graul. Die Beziehung der beiden Männer ist in Hesses Werk prominent verarbeitet. „Die Forschung sieht in Gräser das Vorbild des Demian, einer Hauptfigur aus Hesses gleichnamiger Erzählung aus dem Jahr 1919. Auch im 1943 publizierten `Das Glasperlenspiel` findet sich die Beziehung zu Gräser verarbeitet. Und die 1932 veröffentlichte Erzählung `Die Morgenlandfahrt` thematisiert Hesses Weg von der Abkehr von Gräser nach 1918 bis zur erneuten Zuwendung nach der zweiten Lebenskrise 1929.“
Die permanenten Ortswechsel Hesses, der zuletzt in Montagnola in der italienischen Schweiz lebte, seien ein Ausdruck seines Suchens, seines unsteten Geistes, meinte eingangs Beatrice Ungar, die den Kontakt zwischen Wollmann-Fiedler und der Leiterin des Teutsch-Hauses, Gerhild Rudolf, herstellte. Auch Wollmann-Fiedler hat sich auf eine Reise begeben, eine Reise, bei der die ausgestellte literarische Fotografie entstand. Ungar freute sich, dass „wir Christel Wollmann-Fiedler auch in Hermannstadt einmal eine Ausstellung organisieren konnten“. Diese bleibt übrigens bis zum 26. Oktober geöffnet. In den vergangenen Jahren waren Arbeiten der in Berlin lebenden Künstlerin bereits im Bukarester Schiller-Haus und in Kronstadt zu sehen.