Als die Tradition des „Neuen Weg“-Kalenders vor zwölf Jahren wieder aufgenommen wurde – er war 40 Jahre lang erschienen und das auflagenstärkste deutsche Buch in Rumänien –, hat man kaum angenommen, dass es mit dem Deutschen Jahrbuch für Rumänien gut weitergehen würde. Für so ein Vorhaben braucht man zweierlei: Erstens einen Herausgeber, der es machen will und auch bezahlen kann – das ist das DFDR, auch mit der leistungsfähigen Honterus-Druckerei, und zweitens einen Mitarbeiterstab, der das Buch schreibt – das sind die Belegschaft der ADZ und ihre ständigen Mitarbeiter. Gerade auf diese zwei Aspekte weist der Vorsitzende des DFDR, Klaus Johannis, in seinem Geleitwort hin.
Beim „Neuen Weg“ hatte es sich eingebürgert, dass der Chefredakteur oder einer seiner Stellvertreter den Kalender macht, ich habe sehr gern mit Ernst Breitenstein zusammengearbeitet, der auch einen Sinn dafür hatte, wie man ein solches Buch trotz aller politischen Zwänge im Sinne des Lesers gestalten kann, und auch die Autorität besaß, die Verfasser zum Schreiben anzuspornen. Diese Tradition setzt nun die Chefredakteurin der ADZ, Rohtraut Wittstock, fort, noch immer assistiert von unserem ehemaligen Kollegen Ralf Steinbrück. Zu schätzen ist sowohl die Ausrichtung des Jahrbuchs als auch die Genauigkeit in der sprachlichen Durchführung. Hinzu kommt die Bebilderung – wenn schon alles farbig ist und auf gutem Papier, dann soll man auch etwas daraus machen!
Das ist schon im Kalenderteil der Fall, der diesmal Bilder aus dem Banat zeigt, aufgenommen von unserem Kollegen Zóltán Pázmány: Der Temeswarer kommt viel herum, er ist bei allen Ereignissen dabei, hat auch einen Sinne für die Landschaft des Banats, so war es leicht möglich, das Beste auszuwählen.
Für den Kalender muss man natürlich anders schreiben, als man das jeden Tag für die ADZ tut. Man merkt es den Texten aber an, dass sie von Leuten geschrieben sind, die mitten im Tagesgeschehen stehen und für das Jahrbuch eben etwas Besonders machen wollen. Am meisten interessiert haben mich die Texte, die direkt mit unserer deutschen Bevölkerung zu tun haben oder die Entdeckungen aus der Kulturgeschichte enthalten.
Den aktuellen Stand unserer deutschsprachigen Schulen schildert Martin Bottesch, mit besten Fachkenntnissen und der Genauigkeit des Mathematikers. Prof. Paul Philippi hat als Historiker ein Fach: das Mittelalter. Man könnte sagen: Lang ist es her, aber damals hat alles begonnen und in diesem Kalenderbeitrag steht Grundlegendes zu unserer Geschichtsbetrachtung überhaupt. „Multikulturell, aber auf Deutsch“ heißt ein Beitrag von Hannelore Baier über die deutsche Abteilung des Hermannstädter Staatstheaters. Man kann aus dieser Zusammenfassung darüber tatsächlich mehr erfahren wie aus einzelnen Artikeln in der Zeitung. Christa Richter schafft jedes Jahr recht Ungewöhnliches aus Siebenbürgen herbei. Diesmal ist es ein Bericht über die renovierte Kirchenburg in Trappold – sozusagen als Leistung eines einzigen Menschen –, dazu gibt es immer auch die professionellen Fotos von Cristian Sencovici.
Von allem was Nina May in diesem Jahr für den Kalender geschrieben hat, gefällt mir der Besuch bei dem Bukarester Bergsteiger und Alpinismus-Autor Walter Kargel am besten, er ist noch aus „Komm mit“-Zeiten bestens in Erinnerung und wird heuer 90 Jahre alt.
Eine gute Anekdote habe ich in dem Gespräch gefunden, das Christine Chiriac mit dem Lieder- und Opernsänger Helge von Bömches geführt hat: Als Bömches 1967 seinen ersten Vertrag mit der Oper in Dublin hatte („Don Giovanni“), stand er mit dem Tenor Ion Piso hinter dem Vorhang, das Orchester setzte ein, er erkannte aber keine einzige Note. Bis Piso ihn beruhigte: Man spielt hier zuerst die Hymne!
Viel Unbekanntes erzählt auch Ralf Sudrigian über den Kronstädter Maler Karl Hübner, dabei lag eigentlich das Thema auf der Hand: Die Nichte Magda Hübner war zeitweilig unsere Kollegin beim „Neuen Weg“, ihr Mann, der Kupferstecher Franz Illi, hat allerhand Erinnerungen aufbewahrt.
Ich will hier nicht das ganze Inhaltsverzeichnis des Jahrbuchs aufzählen, ein Wort muss ich aber über den Aufsatz von Dr. Daniel Zikeli über den Theologen und Historiker Markus Fronius sagen, der vor 300 Jahren gestorben ist und als der „zweite Reformator“ gilt: Aus einem reichen Fachwissen hat Daniel Zikeli so geschöpft, dass auch der Nicht-Theologe – und das sind die meisten Kalenderleser – etwas davon hat und versteht.
Am Ende gehört es sich, dass ich noch etwas über die ständigen Rubriken sage: In dem Abschnitt „Lesespaß“ sind Joachim Wittstock, Benjamin Józsa, Carmen Elisabeth Puchianu und Michael Astner vertreten. Friedrich Schuster hat weitere von ihm aufgezeichnete sächsische Sagen aus Siebenbürgen zur Veröffentlichung vorbereitet. Am besten gefallen hat mir in diesem Teil die aktuelle Kurzgeschichte von Balthasar Waitz, „Schöner, schöner Tag“, über einen alten katholischen Pfarrer, seine lieben Glogowatzer Sünder und den Besuch eines jungen Deutschen mit modischem Rucksack und mit Banater Wurzeln.
Texte in banatschwäbischer Mundart haben Helen Alba und Ignaz Bernhard Fischer beigesteuert, Texte in siebenbürgisch-sächsischer Mundart Friedrich Schuster und Walther Gottfried Seidner.
Die Rubrik „Reisen und Wandern“ wurde aufgenommen, obwohl auch das Reisebuch „Komm mit“ wieder erscheinen soll. Hier ist mir der Beitrag unseres Kollegen Christian Binder aufgefallen, der aus Kronstadt stammt und eine Kammwanderung in den Fogarscher Bergen beschreibt.
Das Jahrbuch 2013 wird auch diesmal im Rahmen der vorliegenden Auflage als Prämie für ADZ-Jahresabos eingesetzt. Wer ein neues Jahresabonnement abgeschlossen hat, kann der Redaktion die Kopie der Quittung oder Überweisung zuschicken und er erhält per Post ein Exemplar des Buches.