Ein besonderer Reiz bei der kammermusikalischen Aufführung von Klaviertrios liegt darin, dass verschiedene Instrumentengattungen in kleinster Besetzung zusammengeführt und zu einem besonderen Klangbild vereinigt werden. In der Regel handelt es sich dabei um Chordophone, also um Instrumente, deren Klang durch die Schwingung von Saiten entsteht, werden diese nun angeschlagen (wie beim Tasteninstrument Klavier), gezupft (wie bei Harfe und Cembalo) oder gestrichen (wie bei Violine oder Violoncello). Die gebräuchlichsten Instrumente, die ein Klaviertrio formen, sind Klavier, Violine und Violoncello. Bisweilen kann auch ein Blasinstrument eines der Streichinstrumente ersetzen, wie etwa die bei vielen Komponisten beliebte Klarinette die Violine.
Das Bukarester Konzertpublikum hatte Ende Januar und Anfang Februar die schöne Gelegenheit, zwei Abende mit Klaviertrios in verschiedener Besetzung und mit verschiedenen Musikern zu genießen, wobei allein der Cellist Marin Cazacu an beiden Konzerten mitwirkte. Die Pianistin des ersten Trioabends am 23. Januar war Dana Borşan, während beim zweiten Trioabend am 8. Februar Horia Mihail am Flügel saß. Das hohe Begleitinstrument, wenn man dem Pianoforte im Klaviertrio die Rolle des Hauptinstruments zusprechen möchte, wurde beim ersten Trioabend von dem Klarinettisten Emil Vişenescu gespielt, während die Geigerin Cristina Anghelescu beim zweiten Trioabend mit ihrer Violine diesen Part übernahm.
Die Auswahl des Konzertprogramms orientierte sich an deutschen und slawischen Komponisten der Klassik und Romantik, wobei an beiden Abenden hauptsächlich Standardwerke der Gattung Klaviertrio im Großen Saal des Rumänischen Rundfunks in Bukarest zur Aufführung gelangten.
Der erste Trioabend stand fast ausschließlich im Zeichen Ludwig van Beethovens. Eröffnet wurde das kammermusikalische Konzert mit dem Klaviertrio op. 11 in B-Dur aus dem Jahre 1797, dem sogenannten ‚Gassenhauer-Trio’, das seinen Namen von einer allseits beliebten und überall geträllerten Opernmelodie erhielt, die der damals schon in Wien wirkende deutsche Komponist im dritten Satz des Klaviertrios zu einem Thema mit neun Variationen verarbeitete.
Auch andere Musiker wie Johann Nepomuk Hummel oder Niccolò Paganini bedienten sich dieser Melodie mit Schlagerstatus bei ihren Kompositionen. Das heitere Klaviertrio ist nicht zuletzt deshalb bei ausführenden Musikern sehr beliebt, weil es ihnen, insbesondere im Schlusssatz mit den verschiedenen Variationen, die Gelegenheit bietet, ihr Können der Reihe nach, teils solistisch, teils im Duo, unter Beweis zu stellen, wobei dem Klavier eindeutig die dominierende Rolle zukommt. Beethoven schrieb kurz nach dem Erscheinen des Trios die originale Klarinettenstimme für Violine um und öffnete es so einem weiteren Kreis von Interpreten.
Das zweite Werk Beethovens, das von Dana Borşan, Emil Vişenescu und Marin Cazacu dargeboten wurde, war ursprünglich ein Septett für drei Blasinstrumente (Klarinette, Horn, Fagott) und vier Streichinstrumente (Violine, Viola, Cello, Kontrabass) und wurde wegen seiner Popularität vom Komponisten selbst für Klaviertrio arrangiert. In dieser Version erschien das sechssätzige Werk, das im Jahre 1799 als Septett op. 20 in Es-Dur entstanden war, sechs Jahre später als Klaviertrio op. 38. Auch in diesem Beethovenschen Werk, in dem man die pianistische Seele des Komponisten spürt, glänzte Dana Borşan am Flügel, kongenial begleitet von der sanften Klarinette Emil Vişenescus und dem singenden Cello Marin Cazacus.
Als Intermezzo zwischen den beiden Beethoven-Stücken wurde das Trio Pathétique in d-Moll von Michail Glinka zur Aufführung gebracht, das durch seine folkloristischen Elemente sowie durch seinen Romantizismus, der insbesondere den Largo-Satz kennzeichnet, großen Genuss bescherte. Hatte Glinka eine originale Bläserfassung (Klarinette, Fagott) und auf Wunsch des Verlegers eine Streicherfassung seines Klaviertrios verfasst, so präsentierten die Musiker des ersten Trioabends eine klanglich gelungene Mischfassung mit Klavier, Klarinette und Violoncello.
Der zweite Bukarester Trioabend mit Horia Mihail, Cristina Anghelescu und Marin Cazacu brachte das erste Klaviertrio Felix Mendelssohn-Bartholdys sowie Antonín Dvoráks berühmtes ‚Dumky’-Trio zu Gehör. Mendelssohns Klaviertrio in d-moll (op. 49) ist eines der Spitzenwerke romantischer Kammermusik. Es wurde am 1. Februar 1840 in Leipzig uraufgeführt, mit dem Komponisten selbst am Klavier.
Robert Schumann schrieb im Entstehungsjahr dieses Klaviertrios: „Daher wirken auch Mendelssohns Kompositionen so unwiderstehlich, wenn er sie selbst spielt; die Finger sind nur Träger, die ebenso verdeckt sein könnten; das Ohr soll allein aufnehmen und das Herz dann entscheiden. Ich denke mir oft, Mozart müsste so gespielt haben.“ Auch in der Interpretation von Horia Mihail wirkte der Pianopart des Klaviertrios unwiderstehlich, und Cristina Anghelescu und Marin Cazacu brachten wunderbare Unisono-Passagen in diesem viersätzigen virtuosen Werk zum Vortrag.
Antonín Dvoráks viertes Klaviertrio trägt den Beinamen ‚Dumky’-Trio, weil der Komponist in diesem Werk (und auch in anderen seiner Werke wie in den Slawischen Tänzen oder in seinem Streichsextett) eine spezielle Gattung slawischer Volkslieder verarbeitet. Eine Dumka ist ein getragenes, elegisches Musikstück, in das aber auch schnelle und heitere Teile eingestreut sein können. Das sechssätzige Werk, in dem die Streicher oft gedämpft zu hören sind, besticht durch seinen Abwechslungsreichtum, das ständige Changieren zwischen Dur und Moll, die Vielfalt des musikalischen Ausdrucks und durch die Fülle seiner Melodien, die alle von einer melancholischen Grundstimmung durchherrscht werden.
Auch wenn die Interpretation dieses Klaviertrios zuweilen ein wenig akademisch wirkte und die Eruptivität von musikalischen Gefühlsausbrüchen vermissen ließ, wurden die drei kammermusikalischen Solisten dennoch zu Recht mit starkem Applaus und vielen Bravorufen bedacht, wofür sie sich mit der Zugabe des vierten Satzes Andante moderato quasi tempo di Marcia / Allegretto scherzando (d-Moll / D-Dur) bedankten.