„Schön wie die Acht“ – das klingt wie ein Buch für Kinder, die Mathe mögen. Aber wer mag schon Mathe? Nun, Malte mag Mathe, er bereitet sich sogar für die Matheolympiade vor. Mit fast dreizehn ist er schon der Beste in seiner Schule.
Malte mag Mathe, weil Mathe logisch ist. Zahlen sind klar, lassen sich beherrschen. Zahlen lügen nicht. Und egal wie kompliziert das Problem ist – irgendwann kommt man drauf. Oft sogar ganz von alleine. Doch um Mathe geht es nicht wirklich in dieser Geschichte...
Dann schon eher um die siebzehnjährige Josefine, die ausgerechnet jetzt in Maltes Familie auftaucht und alles durcheinander bringt. Obwohl die Mama sagt, Josefine sei für sie kein Problem, das mit Papa und ihrer Mutter war ja vor der Zeit mit ihr. Und natürlich findet auch Malte normal, dass Josefine jetzt bei ihnen wohnt und praktischerweise auch auf seine Schule geht, bis ihre Mutter aus der Reha zurück ist. Krebs hatte sie, und wenn jemand Krebs hat, dann gibt es da nichts zu diskutieren, dann ist man einfach in der Pflicht. Damit ist Josefine Papas Problem und eigentlich ist alles klar. Oder nicht?
Bestimmt nicht für Josefine! Allein ihre Erscheinung ist Provokation pur: strubbelige Haare, Hoodie-Kapuze darüber, unzählige Piercings und der ewige Mörderblick, der der Familie das tägliche Abendessen versauert. Der ein oder andere freche Kommentar, in der Familie wie in der Schule. Josefine ist die geborene Außenseiterin!
Die Eltern tun einfach so, als sei Josefine schon immer da gewesen. Als würde sie dazugehören. Als sei alles ganz normal. Nur für Malte ist auf einmal ist nichts mehr so wie vorher.
„Deine Mutter, diese Bitch, die hats ja nicht so mit der Wahrheit...“ Über diesen Josefine-Satz muss Malte richtig nachdenken. Wie ein Ohrwurm hat er sich festgebissen. Nicht, dass einen solche Aussagen von Josefine wundern. Doch Malte spürt, da steckt mehr dahinter. Seinen vorsichtigen Fragen weichen alle geschickt aus. Eines Tages späht er heimlich in Josefines aufgeklapptes Laptop: Ein Gedicht... ausgerechnet. Mit Gedichten kann Malte wenig anfangen. Ein böses, ziemlich verletztes Gedicht. Josefine schreibt Gedichte? Es geht um Papa.
Immer mehr Puzzlesteine tauchen auf, die Maltes Bild vom bisherigen Familienglück infrage stellen. Gibts es da noch ein anderes Bild? Und welches zeigt die Wahrheit? Vor seinen Fragen drücken sich die Eltern. Doch Malte ist schließlich kein Kleinkind mehr. Egal, was sie vor ihm verbergen, er muss es wissen! Es gelingt ihm, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Und die ist wahrhaft verstörend...
Verstörend aber auch dieses Mädchen, Lale, das seit Kurzem in seinen Matheclub geht: lange schwarze Haare und dieses strahlende Zahnspangenlächeln! Nur, dass Lale in Mathe viel besser zu sein scheint und ausgerechnet mit ihr soll er sich auf die Olympiade vorbereiten. Eine ernstzunehmende Konkurrentin, eigentlich. Dabei kriegt er Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihm per WhatsApp bloß die Aufgabenblätter schickt...
Auf einmal geht wirklich alles drunter und drüber in Maltes Leben. Nichts ist mehr logisch, nichts, wie es früher war – Halt gibt ihm nicht mal mehr Mathe! Und im Chaos der Gefühle, das ihn irgendwann so richtig aus der Bahn wirft, entwirrt ausgerechnet diejenige die Fäden und ordnet alles neu, die es eigentlich angezettelt hat: Josefine.
„Schön wie die Acht“, ein Blick in die Seele eines Dreizehnjährigen, schüttelt einen zwischen Lachen und Tränen echten Mitgefühls hin und her. Ein bewegendes Lesevergnügen, das auch Erwachsenen - vor allem aber Patchwork-Familien und Alleinerziehenden - wärmstens ans Herz gelegt werden kann!
Die monatliche ADZ-Reihe „Wertvolle Jugendbücher“ möchte Kinder und Jugendliche zum Lesen in deutscher Sprache anregen. Die Bücher sind in den deutschsprachigen Bibliotheken des Goethe-Instituts auszuleihen.