Der aus dem Banat stammende Schriftsteller Werner Söllner ist am vergangenen Freitag, dem 19. Juli, im Alter von 67 Jahren in Frankfurt am Main gestorben. 1951 in Neupanat/Horia geboren, wuchs er in Arad auf. Er studierte in Klausenburg/Cluj zunächst ein Jahr lang Physik, dann Germanistik und Anglistik. Gleichzeitig war er Redakteur des deutschsprachigen Teils der dreisprachigen Studentenzeitschrift „Echinox“. Früh trat er mit Lyrik an die Öffentlichkeit. Von 1976 bis 1982 war er Lektor für deutschsprachige Literatur im Bukarester Ion-Creang˛-Kinderbuchverlag. Seine verlegerische Tätigkeit war für die rumäniendeutsche Kinderliteratur von großer Bedeutung, da er viele begabte Dichter seiner Generation zum Verfassen von Kinderbüchern anregte, darunter Richard Wagner, Rolf Bossert, Franz Hodjak, Karin Gündisch u. a.
1982 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über; er lebte von da an in Frankfurt am Main und hatte mit seinen Gedichtbänden „Kopfland. Passagen“ (1988) und „Der Schlaf des Trommlers“ (1992) sowie mit Übersetzungen, zum Beispiel der Gedichte von Mircea Dinescu, großen Erfolg. Er wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet und hielt wiederholt Poetikvorlesungen. Von 2002 bis 2010 war er Leiter des Hessischen Literaturforums in Frankfurt am Main.
Von dieser Stelle trat er zurück, nachdem seine Spitzeltätigkeit für die kommunistische Sicherheitspolizei Securitate offenkundig wurde. Nachdem die Einsicht in die Akten der Securitate möglich wurde, haben Literaturwissenschaftler und Freunde aus seinem Umfeld ihn als Informant „Walter“ erkannt. Bevor das publik wurde, hat er auf einer Tagung im Dezember 2009 in München, bei der es genau um die Aufarbeitung der Securitate-Akten bezüglich des rumäniendeutschen Literaturbetriebs ging, ein öffentliches Geständnis abgelegt. (ADZ)