Etwas ist faul im Staate Lucis: Jahrelang bekriegt sich das florierende Königreich mit dem Nachbarstaat Niflheim. Ein Friedensabkommen soll nun unterzeichnet werden und damit der blutigen Auseinandersetzung ein Ende setzen. Doch am Tag der Unterzeichnung überfällt Niflheim den Kriegsgegner. Damit ist dem Land der lang ersehnte Sieg sicher. Lucis’ König wird gestürzt, sein Sohn, Prinz Noctis Lucis Caelum, sieht sich gezwungen, aus der Hauptstadt zu flüchten. In zur Seite stehen Gladiolus Amicitia, enger Freund und Bodyguard des Thronerben, Ignis Stupeo Scientia, ein Militärexperte und Kindheitsfreund des Prinzen, der aus ärmeren Verhältnissen stammende Prompto Argentum und Cor Leonis, einer der wackersten Krieger des Königreiches. Zusammen müssen sie einen Weg finden, Lucis von den Besatzern zu befreien.
Seit neun Jahren schon warten Spieler auf das inzwischen umgetaufte Final Fantasy Versus 13. Im Frühjahr 2006 kündigte der japanische Spieleentwickler Square Enix das Rollenspiel als Pendant zum offiziell 13. Teil der langlebigen Spieleserie. Gleich drei Final Fantasy-Spiele hatte Square Enix damals auf der E3 (Electronic Entertainment Expo) in Los Angeles versprochen. Zu den beiden erwähnten, sollte auch ein Spiel für Mobiltelefone erscheinen namens Final Fantasy Agito XIII. Alle drei zusammen sollten die Fabula Nova Crystallis-Sammlung bilden. Das heißt: Die Spiele würden sich in verschiedenen Welten abspielen, dafür aber die gleiche Mythologie teilen. Es war ein ambitioniertes und kostspieliges Projekt, das für Square Enix niemals in der Form zustande kam.
Zuerst wurde der Erscheinungstermin von Final Fantasy XIII mehrmals verschoben, zum einen weil die komplizierte Architektur der Playstation 3 die Spielentwicklung erschwerte, zum anderen, und das ist die bevorzugte Theorie der Langzeitfans, um den Playstation-Exklusivtitel auch auf der Konkurrenzkonsole Xbox 360 zu veröffentlichen. Das empörte viele Spieler, die eine Playstation 3 nur wegen Final Fantasy gekauft hatten. Um sie zu besänftigen versicherte Square Enix, dass Final Fantasy Versus XIII weiterhin exklusiv für Sonys Konsole erscheinen wird. Versus war von Anfang an, obwohl der erste Gameplay-Trailer erst 2011 erschien, das bevorzugte Final Fantasy-Spiel der Fans. Der Grund dafür war der dramatische Trailer, der mit einem Shakespeare-Zitat eingeleitet wurde und dann aus einer epischen Kampfszene in düsterer Kulisse bestand.
Das Ganze wurde von Yoko Shimomuras traurigem „Somnus Nemoris“ untermalt. Zudem wurde das Spiel von Tetsuya Nomura entwickelt, dem Mann der für die Charaktere und einen Teil der Handlung aus Final Fantasy VII verantwortlich ist. Die angedeutete düstere Atmosphäre von Versus XIII ließ Fans hoffen, dass es sich bei dem Rollenspiel um einen inoffiziellen Nachfolger des siebten Final Fantasy-Spiels ist, dem beliebtesten Teil der Serie.
Im Limbo
Die Entwicklung der drei Spiele verschlang Unsummen. Für Kritiks wurde Final Fantasy XIII eine Enttäuschung, dafür wurde es aber ein kommerzieller Erfolg. Doch die schlechte Handlung und der lineare Spielverlauf hinterließen einen bitteren Nachgeschmack bei den Fans. Viele die mit den Spielen der Playstation-Ära aufgewachsen sind, vermissten die Atmosphäre und Handlung der alten Spiele. Was Final Fantasy jedes Mal versprach, war eine Odyssee von epischem Ausmaß, an deren Ende der Spieler die Welt rettet. Es darf zwischendurch lustig zugehen, aber die Spiele müssen den Ernst der Lage ausdrücken können. Es geht um alles oder nichts.
Wenn auch diese Grundstimmung in Final Fantasy XIII fehlte, so schien sie zumindest in den Studios von Square Enix zu herrschen. Zwei weitere Male versuchte das Unternehmen Final Fantasy XIII neu zu erfinden. Doch um Versus XIII wurde es jahrelang still.
Alle Paar Jahre veröffentlichte das Team zwar einen neuen Trailer, um der Welt zu signalisieren, dass Versus XIII noch nicht aufgegeben wurde, doch die Informationen zu dem Spiel blieben spärlich.
Für Spieler wurde das Warten zur frustrierenden Angelegenheit, besonders wenn Nomura in Interviews Details zur Handlung, der Spielmechanik und der grafischen Präsentation durchsickern ließ. Die Informationen klangen jedes Mal wie eine Checkliste der Sachen, die sich Fans seit Jahren wünschten. Alle steckten ihre Hoffnungen in Versus, eben weil die Final Fantasy XIII-Trilogie daran scheiterte, den Fans das zu geben, was sie wollten.
Auf der E3 2014 hatte man eigentlich Final Fantasy Versus XIII schon aufgegeben. Seit einigen Monaten schon waren die Playstation 4 und Xbox One auf den Markt, neue Rollenspiele wie etwa Witcher 3: Wild Hunt schienen den Bedarf zu decken. Doch dann zeigte Square Enix auf der Sony Pressekonferenz einen neuen Trailer zu Final Fantasy Versus XIII und es sah unglaublich aus. Das Spiel, das viele vor zwei, drei Jahren das letzte Mal sahen, schaute grafisch besser aus als der Großteil der Spiele auf der E3. Versus war nicht wiederzuerkennen. Zwar stimmte der Ton, doch das Spiel sah wie ein würdiger Titel für die neue Konsolengeneration aus. Und dann die Überraschung am Ende des Trailers. Final Fantasy Versus 13 wird umgetauft in Final Fantasy 15. Der 14. Teil ist als Massive-Multiplayer-Online-Rollenspiel bereits erschienen (dessen Entwicklung und Launch ebenfalls eine Katastrophe war, von der sich aber Square Enix erholen konnte).
Einen Haken hatte die Umbenennung: Das seit Jahren als Exklusivtitel vorgestellte Spiel ist nicht mehr länger exklusiv.
Ein verständlicher Schachzug von einem Unternehmen, das Millionen in ein Spiel investiert hat, das mehrmals komplett neu entwickelt wurde, eben um mit der Zeit zu gehen und den grafischen Herausforderungen Stand zu halten.
Ein Ende bald in Sicht
Inzwischen steht außer Frage, dass Final Fantasy XV vermutlich Ende 2015-Anfang 2016 erscheinen wird. Letzte Woche wurde auf der amerikanischen Spielemesse Pax East die spielbare Demo „Episode Duscae“ vorgestellt. Nächste Woche wird die Demo mit dem Spiel „Final Fantasy Type-0“ verkauft. Type-0 ist das dritte Spiel der Fabula Nova Crystallis-Sammlung, die ursprünglich Agito hieß und für Mobiltelefone entwickelt wurde. Doch genau wie seine großen Brüder war auch seine Entwicklung turbulent: Agito wurde nicht nur umbenannt, es wechselte auch die Plattform – zuerst Handhelds und jetzt auch für Konsolen.
„Episode Duscae“ soll drei Stunden Spielzeit bieten und lässt den Spieler einen Teil der weitläufigen Welt aus Final Fantasy XV erkunden. Spieler müssen nicht mehr wie in XIII einen linearen Pfad folgen. Stattdessen gleicht XV Sandkastenspielen wie GTA5. Der Spieler kontrolliert nur den Protagonisten Noctis, seine Freunde werden vom Computer gesteuert. In einem schicken Auto kann der Spieler auf den Landstraßen und Autobahnen des Königreichs fahren, jederzeit aussteigen und zu Fuß die Felder und Wälder erkunden. Die Welt aus Final Fantasy ist an der Wirklichkeit angelehnt, wird aber auch von fantastischen Wesen bevölkert. So kann man zum Beispiel an einer typisch, amerikanischen Raststätte tanken, während im Hintergrund eine Herde von dinosaurierartigen Tieren vorbeizieht.
Spielerisch bricht Final Fantasy XV mit Konventionen der Serie: Statt einem rundenbasierten Kampfsystem, verlaufen die Kämpfe in Echtzeit. Somit ist XV kein reines Rollenspiel sondern ein Action-Hybrid.
Das Spiel soll zu mehr als 50 Prozent fertiggestellt sein. Vermutlich wird Square Enix auf der E3 2015 mehrere Details zum neuen/alten Final Fantasy-Spiel verraten. Und dann auch endlich den genauen Erscheinungstermin bekannt geben.