Vor etwa zehn Jahren habe ich den aus Schäßburg stammenden Fotografen Dieter Moyrer bei einer seiner Fotoausstellungen in seinem Heimatort das erste Mal getroffen. Seine Fantasie und Kunstfertigkeit beeindruckten mich damals so sehr, dass ich nahe dran war, meine Beschäftigung als Hobbyfotograf aufzugeben. Diese Anwandlung verging wieder. Was mir aber blieb, war die Bewunderung für seine Fähigkeiten, Dinge und Umwelt zu erfassen und sie in einer besonderen Form wiederzugeben. Ich glaube, es handelte sich um jene Ausstellung, in der Dieter Moyrer die mit alltäglichen Fotos gesättigten Liebhaber von Schäßburg geistig herausfordern wollte. Herausfordern, indem er deren Wiedergabe durch Kachelverfahren schematisierte und so das Gedächtnis zwang, die dargestellten Dinge zu orten. Dadurch wurde es unausweichlich, jedes Bild genauer zu betrachten, um die Schönheit und Eigenart schon bekannter Dinge aufs Neue herauszufinden.
Inzwischen habe ich mehrere seiner Ausstellungen besichtigt, die mich immer wieder beeindrucken, habe ihn persönlich kennengelernt und mit ihm gesprochen. Um ehrlich zu sein, war ich vom Niveau seiner Fotoarbeit derart beeindruckt, dass ich einen eingebildeten Künstler erwartet hatte, dem alles einfach in den Schoß fällt. Und stellte dann während der Gespräche mit ihm genau das Gegenteil fest. Wie ein Liebhaber fotografiert Dieter Moyrer alles, was ihm gefällt und ihn schockiert. Er gibt auch zu, dass es nicht leicht ist, ein gutes Foto zu schießen.
Doch die für mich große Überraschung sollte noch folgen, als ich feststellte, dass Dieter Moyrer mich schon 30 Jahre vor unserer Bekanntschaft mit einem seiner Fotos tief beeindruckt hatte. Beim Durchblättern des Reiseführers „Komm mit“, den die Tageszeitung „Neuer Weg“ in den Jahren von 1970 bis 1990 herausgebracht hat, entdeckte ich eine Nachtaufnahme von der Schäßburger Hütte im Winter, der heutigen Cabana Valea Sâmbetei. Diese Hütte war mir zwar von meinen Sommerwanderungen her gut bekannt, doch diese einmalige Nachtaufnahme prägte sich tief in meine Erinnerungen ein. Damals las ich erstmals den Namen Dieter Moyrer und fragte mich, wer dieser besondere Mann wohl sei, dem dieses Foto zu verdanken war. Als wir nun bei seiner letzten Fotoausstellung über Land und Leute sprachen und wie man besondere Fotomotive findet, fiel plötzlich der Satz: „Es war eine Winternacht in der Schäßburger Hütte...“. In diesem Augenblick sah ich vor meinem inneren Auge wieder das unvergessliche Foto und der Autor stand nun auch da.
Nun konnte in seiner schon erwähnten Fotoausstellung anlässlich des Interkulturellen Festivals ProEtnica 2019 im August in Schäßburg die Vielseitigkeit seiner fotografischen Betätigungen erkundet werden. Dort reihten sich ausgedehnte Landschaften neben Felsbrocken, Blumen und Insekten, sowie Stadt- und Dorfansichten oder auch nur Details davon. Originelle Porträts und Szenen aus dem Stadtleben waren zu finden, wie beispielsweise die Darstellung eines Flohmarkts oder ein malerisches Stillleben. Über Dieter Moyrer aber, „Moyki“ für seine Freunde, erzählen seine Fotos selbst wohl am besten!