Das Jubiläum eines sehr rezenten Ereignisses wurde am vergangenen Freitagnachmittag mit zahlreicher Beteiligung begangen: die 10 Jahre seit der Eröffnung des Museums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR). Zehn Jahre sind zeitnah, wenn sie mit anderen diesjährigen Jubiläen verglichen werden, wie den 500 Jahren seit der Reformation oder den 200 Jahren seit der Geburt von Bischof Georg Daniel Teutsch, an die Bischof Reinhart Guib erinnerte, oder die von Harald Fratczak, dem Vertreter des Deutschen Konsulats Hermannstadt/Sibiu, erwähnten 200 Jahre seit der Gründung des Brukenthalmuseums. Als „offen, lebendig und einladend“ bezeichnete der Bischof das Museum bei der Andacht in der Johanniskirche, diese Begriffe kennzeichnen auch die Jubiläumsfeier.
Begonnen hat die Feier mit der musikalisch von Landeskirchenmusikwart Jürg Leutert gestalteten Andacht in der Johanniskirche. Diese bildet mit dem Landeskirchlichen Museum und dem Zentralarchiv der EKR sowie dem Erasmus-Büchercafé im Teutschhaus, die „Kulturkirchenburg“, so Bischof Guib. Das Museum war im Sommer 2007 eröffnet worden, gefeiert wurde sein Jubiläum am 10. November, weil es der Geburtstag Martin Luthers ist, an dem im Lutherheim, dem Waisenhaus der Evangelischen Kirche, das sich in der Zwischenkriegszeit im heutigen Teutschhaus befand, eine Feier der Kinder stattfand, erläuterte Gerhild Rudolf, die Leiterin des Hauses, in der Begrüßung.
Während per Beamer Fotos der zahlreich im Teutschhaus gehaltenen Veranstaltungen auf die Leinwand projiziert wurden, ließen Persönlichkeiten der Gründerzeit die im Terrassensaal Versammelten an ihren Erinnerungen teilhaben. Bischof Guib hatte erwähnt, dass mit dem Einrichten des Teutschhauses begonnen wurde, als 90 Prozent der Gemeindemitglieder der Kirche das Land bereits verlassen hatten. D. Dr. Christoph Klein, damals Bischof der EKR, erinnerte daran, dass er bei der Eröffnung des Teutschhauses 2003 von einem „Wunder“ gesprochen hatte, das nach dem fast zehnjährigen mühevollen Einsatz für die Rückerstattung des Gebäudes und sodann hinsichtlich der finanziellen Mittel für dessen Einrichtung geschehen war. Zunächst war es notwendig gewesen, die in den verlassenen Gemeinden bedrohten Kulturgüter, die Altäre, die Archive und Bücher zu bergen und an einen sicheren Ort zu bringen. In einem zweiten Schritt ging man daran, die Geschichte der EKR darzustellen, für all jene, die sie nicht kennen. Mit dem Blick nach hinten sollte angemahnt werden, wie wichtig es ist, dass das spezifische Kulturerbe bekannt wird und bleibt. Den ehemaligen Gemeindemitgliedern wollte man aber auch zeigen, dass ihre Kulturgüter gut aufgehoben sind, sagte Dr. Klein. Sein Dank ging an all jene in Hermannstadt, Bukarest, insbesondere aber Berlin, die dies nach zahlreichen Gesprächen ermöglicht haben.
Prof. Dr. Paul Niedermaier, der damalige Landeskirchenkurator, erzählte von der bitteren Atmosphäre in den Dörfern, in denen nur mehr zwei-drei betagte Gemeindemitglieder mit ansehen mussten, wie Pfarrhaus und Kirche geleert und an die orthodoxe Gemeinde übergeben wurden, dass die Wertgegenstände aber zunächst auch in gänzlich ungeeigneten Räumen gelagert wurden. Über die Bemühungen, das Museum einzurichten, und die Nutzung der Räume zunächst für Wechselausstellungen und Vorträge berichtete dessen erste Direktorin, Dr. Gudrun Liane Ittu, worauf über die vielfältigen Herausforderungen Elisabeth Binder, die das Museum 2012 und 2013 geleitet hat, sprach. Die derzeitige Museumsleiterin Heidrun König nahm die Finissage der im Terrassensaal eingerichteten Ausstellung „Reformatio Tansilvaniae 500 – Sakrale Räume und Symbole im Wandel“ vor, indem sie das Konzept der Exposition nochmals präsentierte.
Die Reformations-Ausstellung konnte besichtigen, wer es noch nicht getan hatte oder nochmals tun wollte, im Angebot stand desgleichen die Möglichkeit, das auf 500 Quadratmetern eingerichtete Landeskirchliche Museum zu besuchen und dabei die auf einem mitgegebenen Blatt formulierten vier Quizfragen zu beantworten. Der Rundgang bietet einen chronologisch aufgebauten Einblick in die Geschichte der deutschen Minderheit in Siebenbürgen sowie die Geschichte der evangelischen Kirche in Rumänien.
Das Museum zählt jährlich über tausend Besucher aus dem In- und Ausland, in den Sommermonaten bieten an den Samstagen freiwillige Museumshelferinnen und -helfer interessierten Gruppen fachkundige Führungen an und es gibt ein speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnittenes Programm, dass sich in den Unterricht einbauen lässt. Gut besucht sind die im Teutschhaus organisierten Vorträge und Veranstaltungen, fortgesetzt werden die Restaurierungsvorhaben und die Bemühungen, die aufbewahrten Kulturgüter in temporären Ausstellungen zu zeigen. Was vor zehn Jahren ein Wunder war, ist heute Selbstverständlichkeit.