Mediasch - Es war eine Reminiszenz an die Eröffnungszeremonie vor einem Jahrhundert. Am 30. Oktober 1912 zogen Mediascher Honoratioren sowie Schüler und Lehrer der Stephan Ludwig Roth-Schule in einem Festmarsch durch die Stadt, um die Eröffnung des Schulneubaus zu feiern. Am Dienstag – genau 100 Jahre später – wiederholte sich die Geschichte. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums seit der Einweihung des Gebäudes wurde wieder ein Marsch organisiert. Trotz Kälte und Regen marschierten die mehrere hundert Teilnehmer unter musikalischer Begleitung der Blaskapelle der Schäßburger Musikschule um 11 Uhr von der Roth-Schule zum Marktplatz/Piaţa Regele Ferdinand und zurück.
„Wir wollten den Moment von 1912 wieder aufleben lassen“, erklärte Geschichtslehrer Helmuth Knall. Nach dem Umzug lud die Schulleitung um die im September ernannte Direktorin Aniko Mitruly zur Enthüllung einer Gedenktafel zum 100-jährigen Bestehen des Gebäudes. „Das Gebäude ist ein Schmuckstück, das geprägt ist von Kultur und Bildung“, betonte Direktorin Mitruly vor aktuellen und ehemaligen Schülern, Lehrern, Schulleitern und der Mediascher Geistlichkeit. Einen weiteren Höhepunkt schenkten sich die Schüler selbst.
Unter Leitung von Edith Toth hatten rund 100 Kinder und Jugendliche der Roth-Schule und der Hermann-Oberth-Schule einen musikalischen Abend im Traube-Saal vorbereitet. Auf dem Programm standen Auftritte verschiedener Gruppen. 70 Kinder der 3. und 4. Klasse sangen Tanzlieder und einzelne Schüler boten Soli auf der Panflöte und am Klavier. Der ganze Saal sang mit, als ein Schülerorchester Musikklassiker aus vergangenen Jahrzehnten spielte und „die vielleicht auch die Schüler früherer Jahrgänge gesungen haben“, meinte Toth.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten begannen bereits am vergangenen Wochenende. Am Samstagmorgen wurde das restaurierte Relief „Orpheus und Eurydike“ vorgestellt. Die Arbeiten wurden von Loránd Kiss ausgeführt und vom Mediascher Stephan Ludwig Roth-Verein finanziert. Im gesamten Schulgebäude befinden sich Fresken und Nachbildungen von berühmten Skulpturen, die laut Geschichtslehrer Knall kurz nach der Eröffnung der Schule zum Schmuck geschenkt wurden. Im Anschluss an die Reliefvorstellung luden Knall sowie seine ehemaligen Kolleginnen Maria Cozmescu und Claudia P²dureanu zur Vorstellung der drei Bücher „Stephan Ludwig Roth Gymnasium. Geschichtliche Fragmente III“, „Zâmbind în oglindă“ und „Horia Lupu. In memoriam“.
Das Gebäude des Roth-Gymnasiums wurde zwischen 1909 und 1912 nach Plänen des Schäßburgers Fritz Baltes errichtet. Den Namen Stephan Ludwig Roths trägt die Schule seit 1919. An der Schule lernen momentan rund 500 Schüler, darunter in zwei Klassenzügen mit deutscher Unterrichtssprache.