Hermannstadt - Der Hermannstädter Museumskomplex Astra feiert im November sein 150-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass blickt das Museum zurück in die Anfangszeit der „Siebenbürgischen Gesellschaft für rumänische Literatur und die Kultur des rumänischen Volkes/Asociaţiunea Transilvană pentru Literatura Română şi Cultura Poporului Român“, aus der das heutige Museum und die gleichnamige Bibliothek hervorgingen.
Kürzlich veröffentlichte die Museumsleitung eine Broschüre („Imagini din Muzeul Asociaţiunii“) mit historischen Aufnahmen des Museums und seiner Sammlungen, die aus dem Hermannstädter Atelier des bekannten Fotografen Emil Fischer stammen. Dieser stiftete einen Teil seiner Bilder – insbesondere solche mit ethnografischem Bezug – dem Museum.
Der 1873 im bulgarischen Plowdiw geborene Fischer absolvierte seine Lehrjahre bei Gustav Weber in Bukarest. Ende des 19. Jahrhunderts zieht Fischer nach Hermannstadt/Sibiu, wo er 1897 das Atelier von Kamilla Ásboth am Großen Ring/Piaţa Mare erwirbt. Er beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem das ländliche Leben in der Umgebung von Hermannstadt zu fotografieren, so zum Beispiel die Gewinner der Kinderausstellungen von Poiana Sibiului und Răşinari. In der Zwischenkriegszeit arbeitet er laut Broschüre mit den Ethnologen Emil Sigerus und Julius Bielz zusammen, wobei zahlreiche Fotos vom Leben in den siebenbürgischen Dörfern entstehen. Er hält auf seinen Bildern die traditionelle Archtitektur fest, ebenso Trachten, häusliches Handwerk, Berufe, Volksfeste, Zimmereinrichtungen oder religiöse Zeremonien.
Fischer fotografierte für die Astra-Gesellschaft unter anderem anlässlich der Einweihung des Astra-Museums am gleichnamigen Park im Jahr 1905, heute beherbergt das Gebäude einen Teil der Astra-Bibliothek. Der Fotograf erhält den Auftrag, die Präsidenten der Gesellschaft zu fotografieren, er begleitet ethnologische Exkursionen und er fotografiert die Flugversuche von Aurel Vlaicu in Blasendorf/Blaj 1911 anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Astra-Gesellschaft.
In der Broschüre ist eine Auswahl von Schwarz-Weiß-Fotografien Fischers zusammengefasst. Es sind Außen- und Innenaufnahmen des Museumsgebäudes, der Astra-Bibliothek oder der Kunstsammlungen zu sehen. Der größte Teil der Bilder aber dokumentiert die ethnografischen Sammlungen von Kleidung, über Wandbehänge, Puppen, Keramik und Webwerkzeuge.
Die Broschüre ist in den Läden des Astra-Komplexes erhältlich, beispielsweise im Freskensaal am Kleinen Ring/Piaţa Mica.