mm. Hermannstadt – 1989 ist das Jahr des großen politischen Umbruchs im östlichen Europa und der Sowjetunion. Im Rahmen des 40. Gründungstag der Deutschen Demokratischen Republik erklärte Michail Gorbatschow gegenüber Journalisten: „Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren“, und stellt damit auf die reformunwillige Führung um Erich Honecker ab. Wenige Tage später erklärt in Budapest der ungarische Staatspräsident Mátyás Szürös die sozialistische Volksrepublik zur „Republik Ungarn“.
Das Astra-Film-Festival in Hermannstadt/Sibiu stellt „1989“ mit mehreren Dokumentationen in den Mittelpunkt der diesjährigen Auflage. Zur Eröffnung des Festivals wird der Film „State Funeral“ aufgeführt, in dem Sergei Loznitsa die vier Tage vom Tod Josef Stalins bis zu dessen Beerdigung zeigt und dabei auf Archivmaterial, welches in Moskau, Prag, Berlin, Warschau sowie großen sowjetischen Städten aufgenommen wurde, zurückgreift. Bereits 2014 erhielt der ukrainische Regisseur den „Astra Film Grand Prize“ für seine Dokumentation „Maidan“. Im Anschluss an die Aufführung findet eine Diskussion mit Emil Hurezeanu, dem rumänischen Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, statt.
Bereits vor einem Jahr feierte „Meeting Gorbachev“ von Werner Herzog seine Premiere. Dreimal innerhalb eines halben Jahres besuchte der Filmemacher das letzte Staatsoberhaupt der UdSSR in der Nähe von Moskau. Die beiden Männer führen intensive Gespräche, es geht um Politik und Geschichte, um Glasnost und Perestroika und zwischendrin auch um Privates. Der Film wird am 17. Oktober (18 Uhr im Thalia-Saal) und am 19. Oktober (13 Uhr im Ion-Besoiu-Kino) gezeigt.
Insgesamt werden in diesem Jahr 126 Dokumentarfilme aufgeführt, davon konkurrieren 45 in vier Wettbewerbskategorien und 57 werden in zwölf speziellen Themenkategorien sowie dem „Astra Film Junior“ gezeigt. Aus Rumänien läuft unter anderem „Der Abstand zwischen mir und mir“ über die Dichterin Nina Cassian, die sowohl Komplizin des stalinistischen Regimes als auch problematisch für die kommunistische Führung war. Von Jürgen Böttcher wird der Film „Die Mauer“ aus dem Jahr 1990 gezeigt, der die Impressionen des Regisseurs von den letzten Tagen der Berliner Mauer zeigt.
Das komplette Programm für das Astra-Film-Festival vom 14. bis 20. Oktober ist auf der Seite www.astrafilm.ro einsehbar.