Reschitza – Dieser Tage – am 9. November – sind es 25 Jahre, seit auch in Reschitza/Reşiţa und im Banater Bergland die „Bürgerliche Allianz/Alianţa Civică“ gegründet wurde, die erste Organisation, die sich gegen die 1990 unter der Obhut eines Ion Iliescu breitmachende Pseudo-Demokratie und postkommunistische Restauration wandte, einschließlich der Niederknüppelung der Dauerproteste auf dem Bukarester Universitätsplatz durch die „Bergarbeiter“-Horden der „Mineriade“. Einige der damaligen Initiatoren im Banater Bergland – etwa die Schriftsteller und Literaturkritiker Anton Georgescu und Constantin Rupa (der erste AC-Vorsitzende) – erinnern dieser Tage an die Gründungszeit, nicht ohne zu bemerken, dass die gegenwärtigen Proteste und der sozial-politische Kontext von 2015 heftig an damals erinnern. Ein Korrektiv durch die Zivilgesellschaft wäre neuerlich nötig.
Nachdem 1990 allein der Verein der Ehemaligen Politischen Häftlinge Rumäniens (AFDPR) so etwas wie ein zivilgesellschaftliches Bewusstsein zum Ausdruck brachte, während die Intellektuellen zunehmend konstatieren mussten, dass die Ideale des Dezembers 1989 mit Füßen getreten und durch Restauration und den ideologischen Druck der Postkommunisten kompromittiert wurden – vor allem vor und sofort nach der Niederknüppelung der Proteste auf dem Bukarester Universitätsplatz – war am 6. November 1990 durch mehrere Intellektuelle (allen voran die Lyrikerin Ana Blandiana) in Bukarest die Alianţa Civică (AC) gegründet worden, als „Macht der Machtlosen“ (Vaclav Havel). Ihr abstrakt formuliertes Ziel: Stärkung der Gesellschaft in Rumänien und Bewusstmachung ihrer Macht.
Im Banater Bergland, wo sich der antikommunistische Widerstand bis in die späten 1950er Jahre gehalten hatte (1958 wurde im Banater Bergland der letzte Partisan, den sie erwischen konnten, von den Securitate-Truppen erschossen und verscharrt) gab es nach 1989 eine starke AFDPR-Organisation (die „wahren Illegalisten“, wie sie, zum Unterschied von den kommunistischen Untergrund-Widerständlern der Zwischenkriegszeit, hießen), der sich vor allem die kommunistisch nicht korrumpierten Intellektuellen aus Reschitza und Karansebesch/Caransebeş annäherten und am 7. November 1990 die „Declaraţia de Principii“ der AC annahmen und zwei Tage darauf erst eine AC-Munizipalorgnisation in Reschitza, kurz darauf eine AC-Kreisorganisation Karasch-Severin gründeten.
Die Gründungssitzung fand im Festsaal des Gewerkschaftskulturhauses von Reschitza statt und der deklarierte Royalist Constantin Rupa, damals 30 Jahre alt, wurde zu ihrem ersten Vorsitzenden (1990-91) gewählt. Einziges allgemein akzeptiertes Losungswort der Gründungsversammlung (und der ersten Jahre) war: „Fără comunişti!/Ohne Kommunisten!“. Und sie wollten „ein Leuchtfeuer der Demokratie“ sein, ein „Bindeglied zwischen Menschen und Idealen“, ein „überparteiliches Forum“, wie es im Gründungsprotokoll der AC Karasch-Severin steht. Vorbild der AC waren die zivilgesellschaftlichen Bewegungen der anderen osteuropäischen Staaten des Sowjetblocks – aber, wie vieles in Rumänien, um rund zehn Jahre zeitversetzt. „Spät, aber nicht zu spät“ sei die Bürgerallianz AC gegründet worden, pflegt auch Ana Blandiana zu sagen.
Anfangs nutzte die AC im Banater Bergland zwei Publikationen mit unterschiedlich langer Lebensdauer, „Reşiţa“ und „Actualitatea cărăşană“. Darin wurde viel über die antikommunistische Vergangenheit des Banater Berglands veröffentlicht, etwa die von Constantin Rupa initiierte Serie über noch lebende ehemals aktive Opponenten des kommunistischen Regimes und über im Stalinismus aus politischen Gründen Inhaftierte. Alles lange vor Erfolgsendungen des Staatsfernsehens TVR zu solchen Themen („Memorialul durerii“). Von den Gründungsmitgliedern der AC ist heute bloß noch Ion Marcel Vela, der PNL-Bürgermeister von Karansebesch, politisch aktiv.